Meinung: Die Caritas und ihre politische Einflussnahme

Die Caritas will sich auch nach kircheninterner Kritik nicht aus der Poltik heraushalten. Angesichts der zahlreichen Verflechtungen und der großteils staatlichen Finanzierung ohnehin ein eher schwieriges Unterfangen.
Kommentar von
4.4.2018
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Meinung: Die Caritas und ihre politische Einflussnahme

Caritas-Präsident Michael Landau (rechts im Bild): By Bundesministerium für Europa, Integration und Äußeres (Caritas Lerncafe) [CC BY 2.0], via Wikimedia Commons

Die Caritas will sich auch nach kircheninterner Kritik nicht aus der Poltik heraushalten. Angesichts der zahlreichen Verflechtungen und der großteils staatlichen Finanzierung ohnehin ein eher schwieriges Unterfangen.

Ein Kommentar von Tino Taffanek

Die Caritas kritisierte kürzlich die von der Regierung geplanten Kürzungen im Sozial- und Integrationsbereich, was zu internem Widerspruch von der katholischen Kirche selbst führte (Die Tagesstimme berichtete). In einem Interview bei Ö1 verteidigte Caritas-Präsident Michael Landau jedoch die politischen Aussagen der Caritas. Die Caritas werde weiterhin ihre politische Stimme erheben, wenn dies nötig sein sollte.

Schlagseite nach links

In einem Artikel des News-Magazins wurden weitere kircheninterne Vorwürfe an die Caritas thematisiert. Es werde eine parteipolitische Schlagseite nach links bemängelt. Die Kritik am Regierungsprogramm sowie die Einstellung einer ehemaligen Grünen-Abgeordneten bei der Caritas werden hier ins Treffen geführt.

Caritas-Präsident positioniert sich

Das Interview mit Landau scheint diese linke Schlagseite jedoch eher zu bestätigen. So positioniert sich Landau bei der Debatte um die Notstandshilfe sozialpolitisch eindeutig „links“. Er befürchtet ein österreichisches Äquivalent zum deutschen Hartz-IV-Konzept. Von Ö1 selbst wurde zu Beginn des Interviews das Lob, das Landau an den Verfassungsgerichtshof anlässlich der Öffnung der „Ehe für alle“ aussprach, erwähnt. Auch nicht gerade eine konservative Position.

Angesichts der von der Regierung geplanten Zentralisierungen im Asylbereich zeigte sich Landau ebenfalls skeptisch. Der zentrale Punkt sei, was rasche, faire und qualitätsvolle Asylverfahren sichere. In Hinblick auf die Unfähigkeit des aktuellen Asylsystems, mit Herausforderungen wie der Asylkrise von 2015 zurechtzukommen, zeugt diese Aussage von einer gewissen Betriebsblindheit.

Staatliche Finanzierung

Andererseits mag auch die Involvierung der Caritas in die Betreuung von Asylwerbern hier einen nennenswerten Einfluss haben. Österreichweit betreibt die Caritas 247 Häuser für Asylwerber. Die Finanzierung der Caritas erfolgte 2016 zu 63 % aus öffentlichen Mitteln. Vom ursprünglichen karitativen Gedanken der Nächstenliebe und Wohltätigkeit entwickelte sich die Organisation in Richtung eines staatlich finanzierten Dienstleisters.

Auch in Deutschland wird die Verflechtung der Caritas mit Lobby und Politik kritisiert. Dort finanziert sich die Caritas zu 75 % aus Zuschüssen des Bundes. Ein Drittel aller Bundestagsabgeordneten hat eine Leitungsfunktion bei Caritas oder Diakonie inne. Und trotz der schwindenden Anzahl an Kirchenmitgliedern hat sich die Anzahl der Mitarbeiter bei Caritas und Diakonie seit 1960 verdreifacht.

Landau lässt Häupl „nur ungern ziehen“

Wie um die linke Schlagseite und die Verflechtungen mit der Politik zu bestätigen, erschien gestern in der Tageszeitung DiePresse ein Artikel über den „rührenden“ Abschiedsbesuch von Michael Häupl bei der Caritas. Landau sagte dabei, er lasse Häupl „nur ungern ziehen“. Auch die Haltung von Wien in der Asylkrise wurde von Landau gelobt. Häupl selbst zog als Resümee seiner Politik: „Wir können wirklich nicht alles falsch gemacht haben“. Angesichts einer Verschuldung 7 Milliarden Euro und den bekannten Integrationsproblemen in Wien durchaus fraglich. Zum Abschied bekam Häupl von Landau trotzdem eine Flasche Wein aus einem Caritas-Projekt.

Die in Gastbeiträgen geäußerten Ansichten geben ausschließlich die Meinung des jeweiligen Autors wieder und entsprechen nicht notwendigerweise denen der Freilich-Redaktion.
Über den Autor

Tino Taffanek

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