Meinung: „Ich bin nicht zugewandert, um in einem autoritären Multikulti-Staat zu dienen“

Die niederländische Partei “Denk“ will in Zukunft auch in Deutschland durchstarten. Mit ihrem Konzept “von Migranten für Migranten“ treffen sie eine klare Aussage über die Situation der Integration.
Kommentar von
7.5.2018
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2 Minuten Lesezeit
Meinung: „Ich bin nicht zugewandert, um in einem autoritären Multikulti-Staat zu dienen“

Symbolbild: Frau mit Kopftuch (Pxhere / CC0)

Die niederländische Partei “Denk“ will in Zukunft auch in Deutschland durchstarten. Mit ihrem Konzept “von Migranten für Migranten“ treffen sie eine klare Aussage über die Situation der Integration.

Gastbeitrag von S. H. Chertouk

Die niederländische Partei “Denk“ will nach Deutschland kommen. Es ist das erste Mal, dass ich von dem Konzept einer “Migrantenpartei“ höre. Eine Partei, die mich als Migrantin womöglich im Bundestag vertreten könnte. Mir als Zuwanderin eine Stimme gibt. Meine Identität als Ausländerin schützt. Doch besonders deswegen hinterlässt es bei mir einen bitteren Geschmack im Mund.

Ich lese mir das Manifest von “Denk“ durch und frage mich, was aus meiner neuen Heimat werden soll, wenn es auch nur teils umgesetzt wird. Laut dem Manifest sollen Wörter wie “einheimisch“ oder “Immigrant“ verbannt werden. Wer sie doch benutzt, soll in einem “Rassismus-Register“ eingetragen werden und muss zusätzlich Kurse über Gleichberechtigung besuchen. Wer sich weigert, wird von einer 1000-Mann starken “Rassismus-Einheit“ zur Rechenschaft gezogen. Zusätzlich soll der Staat überwachen, ob auch ja “gegenseitige Akzeptanz“ innerhalb der Gesellschaft herrscht.

Kuzu: “Wer schon hier ist muss sich nicht integrieren, er muss nur akzeptiert werden.“

Gruselig, nicht? Man könnte meinen, sie hätten ihre Inspiration direkt aus George Orwells Klassiker “1984“. Aber was nach Fiktion klingt, ist das Manifest einer politischen Partei, die letztes Jahr Sitze im niederländischen Parlament errang. Eins nehme ich schon vorweg: Ich bin bestimmt nicht zugewandert, um als weiteres Mitglied in einem autoritären Multikulti-Staat zu dienen!
Jeder Migrant ist zugewandert, weil ihm sein neues Zuhause etwas bietet, das ihm sein altes nicht geben konnte: ein besseres Leben. Gerade deswegen ist es essentiell, dass er sich auf die neuen Gepflogenheiten einlässt. Sonst läuft er Gefahr, die gleichen Umstände zu erzeugen, weswegen er seine Heimat überhaupt erst verlassen hat. Der Staat tut weder sich noch den Zuwanderern einen Gefallen, indem er zur Bildung von Parallelgesellschaften innerhalb seiner Grenzen beiträgt, geschweige denn, sie mit Gewalt durchsetzt.

Je größer die Akzeptanz, desto größer die Distanz

Jeder Migrant befindet sich in einem Integrationsprozess. Sobald er anfängt, sich vor allem über seinen “Ausländer-Status“ zu definieren, hat er diesen Prozess aufgegeben. Denn dann wird er immer der “Ausländer“ sein. Es ist jeder Zuwanderer selber für seinen Integrationsprozess verantwortlich. Aber das wird nicht gerade gefördert, wenn man akzeptiert, dass er ihn nicht mal mehr durchmachen muss. Zudem vertieft es nur noch den Spalt zwischen dem Migranten und seiner neuen Heimat. Deshalb wäre eine Migrantenpartei, sogar eine mit moderateren Ideen als “Denk“, katastrophal für jede „Migrantengesellschaft“, egal in welchem Land. Es fördert nur die Bildung von Parallel- oder Gegengesellschaften.

Migration oder Landnahme?

Es gibt Einwanderer, die zur neuen Heimat beitragen und bewusst ein Teil von ihr werden wollen. Es gibt auch Einwanderer, die es gar nicht mehr können oder überhaupt wollen. In unserer heutigen Situation ist an Orten mit hohem Migrationsanteil die Integration zum Scheitern verurteilt. Während des Integrationsprozesses braucht ein Migrant etwas, in das er sich überhaupt integrieren kann. Wenn die einheimische Kultur in seiner Umgebung gar nicht oder nur wenig präsent ist, hat er keine Möglichkeit mehr, sich ihr zu nähern. Wenn er nicht möchte, schon gar nicht.

Sprüche wie Merkels “Wir schaffen das!“ sind in dieser Hinsicht unfassbar irreführend. Politiker bestehen zwar darauf, dass mehr Integration möglich und notwendig sei. Doch an Orten, die bereits mehrheitlich von Migranten besetzt sind, kann es gar keine Integration geben. “Denk“ ist als Partei von Migranten für Migranten ein Symptom gescheiterter Integration. Denn es repräsentiert eine Gruppe von Menschen, die sich als “Ausländer“ identifizieren und auch so vertreten werden wollen. Somit haben sie sich abgegrenzt. Mit zunehmender Einwanderung und der Entstehung neuer Parallelgesellschaften verstärkt sich der gesellschaftliche Auflösungsprozess. Kann man hier noch von Migration sprechen? Oder ist Migration unter den derzeit stattfindenden Voraussetzungen bereits eine Landnahme?

Die in Gastbeiträgen geäußerten Ansichten geben ausschließlich die Meinung des jeweiligen Autors wieder und entsprechen nicht notwendigerweise denen der Freilich-Redaktion.
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