Methanemissionen aus Braunkohleabbau in Deutschland laut Studie massiv unterschätzt
Der Bergbau in Deutschland könnte deutlich mehr klimaschädliches Methan freisetzen als bisher angenommen. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Studie. Allerdings gibt es auch Kritik an der Methodik.
Laut einer neuen Analyse von Ember, einem Think Tank für Energiefragen, stoßen die deutschen Kohlebergwerke 184 Mal mehr Methan aus, als Deutschland den Vereinten Nationen gemeldet hat. Der Think Tank hat eine von Wissenschaftlern entwickelte Methode verwendet, die den Gasgehalt der Kohle und die Abbautiefe berücksichtigt, um die Emissionen zu schätzen, die die deutsche Strategie der Umstellung auf fossile Brennstoffe nach der Atomkatastrophe von Fukushima 2011 erneut in Frage stellen.
Wahres Ausmaß der Emissionen verstehen
Aufgrund der Ergebnisse der Analyse empfahl Ember Deutschland, die Berechnung der Emissionen, die auf Daten einer Studie eines Bergbauunternehmens aus dem Jahr 1989 basiert, zu aktualisieren. „Eine groß angelegte Messkampagne wäre der erste Schritt, um das wahre Ausmaß der Methanemissionen zu verstehen“, sagte Sabina Assan, Autorin des Berichts und Methananalystin bei Ember. „Die Entwicklung eines strengen Standards für die Messung von Methan an der Oberfläche von Kohlebergwerken würde das Land auf den Weg bringen, ein echter Klimavorreiter zu werden.“
Ember hat für seine Analyse auch Satellitenbeobachtungen herangezogen und nach eigenen Angaben Methanemissionen in mehreren Bergwerken ermittelt, wobei die höchsten Konzentrationen in den RWE-Feldern Hambach und Welzow-Süd der Lausitz Energie Bergbau (LEAG) festgestellt wurden. Das Bundeswirtschaftsministerium erklärte in einer Stellungnahme, es werde die Methodik und die Ergebnisse der Ember-Studie analysieren.
RWE will Änderungen umsetzen
RWE erklärte, dass es sich an die gesetzlichen Bestimmungen halte und alle Änderungen umsetzen werde, die im Rahmen der kommenden EU-Methanverordnung zu erwarten seien. Die Daten in der Studie seien nicht kategorisiert worden, um andere mögliche Verschmutzungsquellen zu identifizieren, und die Studie enthalte keine Informationen über mögliche Variablen, die die Ergebnisse beeinflusst haben könnten, so LEAG in einer Stellungnahme.
Deutschland schätze die Emissionen seiner Braunkohlebergwerke, indem es jede Tonne Produktion mit 0,015 Kubikmetern Methan multipliziere, so Ember. Dieser so genannte Emissionsfaktor basiert auf einer Studie der Rheinbraun AG, einer RWE-Tochter, aus dem Jahr 1989 und wird durch Veröffentlichungen der Deutschen Gesellschaft für Erdöl- und Steinkohlenforschung und -technik gestützt, heißt es im öffentlichen Inventarbericht aus dem vergangenen Jahr.
Messungen anhand vergleichbarer polnischer Kohle
Braunkohle ist eine der niedrigsten Brennstoffarten mit einem relativ geringen Kohlenstoffgehalt. Da Ember keine Daten über den Methangehalt von Braunkohle aus deutschen Bergwerken finden konnte, griff es auf Messungen an polnischer Braunkohle zurück, die Deutschland als vergleichbar mit der eigenen ansieht. Christian Böttcher, Mitautor des jährlichen nationalen Inventarberichts Deutschlands, der vom Umweltbundesamt herausgegeben wird, kritisierte die Methodik der Studie und sagte, dass die Braunkohle der Nachbarländer zwar ähnlich sei, das von Ember zur Abschätzung der Emissionen verwendete Modell aber auf einer Studie über amerikanische Steinkohle basiere. Braunkohle sei poröser und speichere Methan nicht so gut wie Steinkohle, sagte er. Es sei allerdings richtig, dass bisher mit einem Einheitsfaktor gerechnet werde und Daten aus jedem Revier genauer seien. Darum soll es in Zukunft Messungen für jedes Revier geben. Böttcher geht allerdings eher davon aus, dass dann niedrigere Methanwerte gemessen werden.