Nachrichtenagenturen wollen „diskriminierungsfreie Sprache“ forcieren
Im Sinne der Gleichbehandlung soll etwa das generische Maskulinum in der Sprache zurückgedrängt werden.
Wien. – Die deutschsprachigen Nachrichtenagenturen AFP, APA, dpa, epd, Keystone-sda, KNA, Reuters und SID haben ein gemeinsames Vorgehen im Bemühen um „diskriminierungsfreie“ Sprache vereinbart. Das generische Maskulinum soll demnach im Sinne von Gleichbehandlung und Eindeutigkeit schrittweise zurückgedrängt werden. In kompakter Nachrichtensprache soll es aber zum Teil weiter verwendet werden. Zudem wird die Entwicklung genderbezogener Sonderzeichen künftig regelmäßig gemeinsam bewertet, wie etwa der Standard unter Berufung auf die APA berichtet.
Geschlechtsneutrale Formulierungen
Die Agenturen haben sich darauf verständigt, verstärkt auf geschlechtsneutrale Formulierungen sowie auf die Verwendung der Paarform zu setzen und die bestehenden Möglichkeiten zum Sichtbarmachen von Diversität konsequent zu nutzen. Auf die Verwendung von Sonderzeichen wie Genderstern, Unterstrich, Doppelpunkt oder Binnen-I verzichten die Agenturen aber bis auf Weiteres. Noch sei nämlich unklar, ob und welches dieser Zeichen, die auch nichtbinäre Geschlechtsidentitäten abbilden sollen, sich im allgemeinen Sprachgebrauch durchsetzen wird. Außerdem entsprechen sie aktuell nicht dem Regelwerk der deutschen Rechtschreibung. In schriftlichen Zitaten können die Sonderzeichen im Einzelfall aber übernommen werden.
Redaktionelle Richtlinien bei der APA
Die APA hat ihre redaktionellen Richtlinien zur sprachlichen Gleichbehandlung mir ihren Medienkunden am österreichischen Markt sowie mit den deutschsprachigen Agenturen abgestimmt. „Die sprachliche Sichtbarkeit von Frauen in unseren Texten ist erklärtes Ziel“, so APA-Chefredakteur Johannes Bruckenberger. Und zwar „nicht nur aus gesellschaftlicher Verantwortung, sondern auch auf Basis des journalistischen Grundsatzes, Mehrdeutigkeit zu vermeiden.“ In einer oftmals emotional geführten Debatte bemühe man sich um einen ausgewogenen Weg zwischen Anforderungen an Lesbarkeit und Textlänge sowie an genderegerechte Standards und man werde die eigene Handhabung laufend weiter evaluieren.
Beispiele für mögliche Formulierungen
Indes listete die Deutsche Presseagentur dpa in einer Aussendung Beispiele für „diskriminierungssensible“ Formulierungen auf. So sollte etwa auf Doppelformen bzw. Paarformen wie „Schülerinnen und Schüler“ oder geschlechtsneutrale Pluralformen wie „die Feuerwehrleute, die Angestellten, die Fachkräfte“ usw. zurückgegriffen werden. Weitere Vorschläge sind die Verwendung von substantivierten Partizipien, also etwa „die Studierenden“, oder das Nennen der Sache statt der Person, z. B. „das Fachgremium“, „die Redaktion“, „die Teilnahmeliste“. Des Weiteren sollen Plural- statt Singularformen verwendet werden („alle“ statt „jeder“, „der“ …) und auf Umschreibungen mit Infinitiv oder aber syntaktische Lösungen zurückgegriffen werden.