Rechte Gegenkultur: Das „Konflikt Magazin“ im Interview

Seit einigen Monaten besteht das deutsche „Konflikt Magazin“ bereits. Wir wollten mehr über dieses neue rechte Projekt wissen und haben mit einem der Verantwortlichen gesprochen. Im Interview erklärt uns Andreas, wofür das „Konflikt Magazin“ steht, warum Karl Marx ein wichtiger Denker für sie ist, wie sie es mit der AfD halten und was die weiteren Pläne sind.
Interview von
19.4.2021
/
7 Minuten Lesezeit
Rechte Gegenkultur: Das „Konflikt Magazin“ im Interview

Seit einigen Monaten besteht das deutsche „Konflikt Magazin“ bereits. Wir wollten mehr über dieses neue rechte Projekt wissen und haben mit einem der Verantwortlichen gesprochen. Im Interview erklärt uns Andreas, wofür das „Konflikt Magazin“ steht, warum Karl Marx ein wichtiger Denker für sie ist, wie sie es mit der AfD halten und was die weiteren Pläne sind.

TAGESSTIMME: Hallo Andreas! Das „Konflikt Magazin“ ist ein relatives junges rechtes Projekt und dürfte daher vielen Lesern noch unbekannt sein, kannst du euer Projekt daher zu Beginn einmal vorstellen?

Konflikt-Magazin: Wir sind ein konservatives Onlinemagazin und berichten über alle Themen aus Politik und Gegenkultur. Außerdem veröffentlichen wir regelmäßig Podcasts und Livestreams. Man findet uns auf Twitter, Youtube, Instagram und DLive.

TAGESSTIMME: Wie kam es zu dem Namen „Konflikt-Magazin“ und was ist eure Absicht dahinter – wollt ihr einen Konflikt eröffnen, wollt ihr Konflikte darstellen oder wollt ihr Konflikte überwinden?

Konflikt: Wir verneinen nicht eine gewisse Streitlust. Und dennoch sind nicht wir es, die den Konflikt gesucht haben – der Konflikt hat uns gesucht und gefunden. Wir haben uns nicht ausgesucht, in eine Nation ohne Selbstwertgefühl, positive Identität und solidarisches Miteinander geboren worden zu sein. Noch weniger haben wir uns ausgesucht, von globalen Wirtschaftseliten beherrscht zu werden, die uns politisch enteignen und unsere Nation auflösen wollen. Aber gut, dachten wir uns: Wenn dieser Konflikt unser Schicksal ist, nehmen wir ihn gerne an.

TAGESSTIMME: Auf eurer Seite schreibt ihr: „Als wichtigsten Bestandteil unserer Arbeit betrachten wir die Bereitstellung einer Plattform für junge Aktivisten, Intellektuelle, Parteimitglieder, Künstler und Berichterstatter aus dem patriotischen Lager, um ihre Beiträge zu einer konservativen Gegenkultur zu veröffentlichen und auf sich und ihre Projekte aufmerksam zu machen.“ Warum ist aus eurer Sicht eine solche Plattform notwendig, reichen die bestehenden Angebote der „Mosaik-Rechten“ nicht aus? Immerhin gibt es vom Blog des Jungeuropa-Verlags über Zeitschriften wie die „Sezession“, das „Abendland“ oder „Die Kehre“ bis zu den verschiedensten Youtube- und Podcastformaten bereits ein gewisses Angebot. Warum braucht es das „Konflikt-Magazin“?

Konflikt: Vielen Dank für diese interessante Frage. Es ist richtig, dass es ein gewisses Angebot schon gibt, jedoch muss man auch konsternieren, dass viele Medien und Akteure doch in einen gewissen Standby-Modus gegangen sind. Man hat sich eingenistet und seinen Platz gefunden. „Konflikt“ versteht sich als unorthodoxer Neuling in der rechten Medienlandschaft, der vieles anders angeht. Wir sind nicht nur ein Magazin, sondern wollen auch eine Bewegung initiieren. Zum Beispiel agieren wir sehr nah an unseren Unterstützern und geben vielen die Chance, selbst einen Text zu publizieren, während wir dabei nie die Bodenhaftung und den Humor verlieren. Es hat vielleicht etwas von Graswurzel-Bewegung. Und was uns inhaltlich unterscheidet: Wir haben keine Scheu, uns mit nicht-rechten Denkern auseinanderzusetzen; wir kennen keine Lagergrenzen. Natürlich haben wir intern eine gewisse inhaltliche Linie, so sind z.B. Hegel und Marx Grundpfeiler für unser Denken, aber wir gehen an jedes Thema vorurteilsfrei heran. Wir sehen uns dementsprechend ein bisschen als Pioniere und als Stimme für die junge Generation. Wichtig zu erwähnen ist, dass wir dabei nicht die Älteren ausschließen möchten. Gerne werden diese ja als Boomer belächelt, aber wir haben immer offene Ohren für die Belange unserer älteren Mitstreiter, die vielleicht neugierig auf die Aktivitäten jüngerer Menschen sind.

TAGESSTIMME: Wieso seht ihr ausgerechnet Marx als Grundpfeiler für euer Denken an und inwieweit haltet ihr die marxsche Philosophie mit dem patriotisch-konservativen Denken vereinbar? Zwar gab es vor etwas mehr als zwei Jahren den Sammelband „Marx von rechts“ und insbesondere der „Sezession“-Autor Benedikt Kaiser ist für seine Anleihen bei linken Denkern bekannt, dennoch dürften große Teile der Rechten noch von einem strikten Antimarxismus geprägt sein und eine Vereinbarkeit von Marx und Patriotismus verneinen.

Konflikt: Das ist eine wichtige und richtige Frage. Zuallererst sei gesagt, dass wir natürlich keine Marxisten sind – weder betreiben wir Marx-Exegese, noch nehmen wir an Debatten zur Wertkritik teil oder betreiben historischen Materialismus als objektive Wissenschaft. Es ist nicht abzustreiten, dass ein großer Teil von Marx‘ Gedanken schlicht falsch oder historisch überholt ist – zum Beispiel die Revolutionstheorie, die teleologische Geschichtsphilosophie und allgemein der junghegelianische Fortschrittsfanatismus. Jedoch gibt es auch Punkte, die eine nähere Betrachtung verdienen – etwa die Beschreibung der Krisen im Kapitalismus und insgesamt Marx‘ präzise Offenlegung kapitalistischer Logik. Der Trierer hat uns durchaus Ideen und Ansätze hinterlassen, die man nicht ignorieren sollte. Tocqueville sagte: „Eine neue Welt benötigt eine neue Wissenschaft“. Die aktuellen Entwicklungen im Zuge des globalen Neoliberalismus und des sogenannten „Great Reset“ zeigen uns allen, dass wir dementsprechend auch neue Ansätze brauchen. Sich auf Marx zu beziehen, heißt überdies nicht, seine Antworten zu übernehmen. Wenn wir aber die Neue Welt verstehen wollen, müssen wir auch Werkzeuge finden, um diese Zeit zu verstehen. Marx und andere materialistische Denker sind für uns genau das: Werkzeuge, die wir anwenden, um eine zeitgemäße Kritik am Globalismus zu entwickeln. In diesem Sinne sind Marx und Patriotismus schon vereinbar. Wenn Leute unsere Herangehensweise ablehnen, dann sollen sie es eben tun. Wir denken uns: Der Markt der Ideen wird entscheiden. Und ob ein geistloser, ausgeblichener Antimarxismus, der ja Mitschuld an unserer prekären Situation trägt, zukünftig die siegreiche Idee sein wird, bezweifeln wir.

TAGESSTIMME: Ihr behandelt immer wieder die „Alternative für Deutschland“ in euren Beiträgen und scheint generell eine gewisse Form von kritischer Nähe, um es einmal so zu formulieren, zur Partei zu haben. Wie ist euer Blick auf die AfD und wieso habt ihr ein außerparlamentarisches Projekt gegründet und nicht beispielsweise eines innerhalb der Jungen Alternative?

Konflikt: Als APO-Organisation sind wir unabhängig und müssen uns nicht irgendwelchen Parteistatuten unterwerfen, sondern können frei über jegliches Thema schreiben und reden. Zugleich stehen wir als konservatives Medium natürlich der AfD sehr nahe und beobachten die Entwicklung sehr genau. Für uns ist die Partei also ein wichtiges Thema.

TAGESSTIMME: Inwieweit versteht sich eure Bezugnahme auf Marx und andere linke Denker dann mit dem eher liberalen Kurs größerer Teile der AfD und wieso steht ihr dennoch der Partei sehr nahe, statt z. B. in der Linkspartei einer Sahra Wagenknecht eure parlamentarische Vertretung zu sehen?

Konflikt: Den letzten Punkt kann man einfach beantworten: Wir haben ein konservatives Bild vom Menschen. Identität, Christentum, Tradition, Volk, Nation etc. – also alles, was den Menschen konkret und nahbar sowie geschichtlich macht – steht im Zentrum unserer Anthropologie. Das ist natürlich für Politiker aus der Linkspartei ein Graus. In wirtschaftlichen Belangen gibt es sicherlich dennoch einige Überschneidungen mit Sahra Wagenknecht, Wolfgang Streeck oder manchem alten Gewerkschaftler. Nur sollten diese sich wohl eher die Frage stellen, warum sie noch in ihren antinationalen Parteien bleiben und nicht zumindest den Schulterschluss mit sozialpatriotischen Kräften suchen. Unsere Hand ist zum Bündnis ausgestreckt, aber die Nation und ihre Souveränität sind Standpunkte, von denen wir nicht abweichen werden. Und diesen Minimalkonsens teilen wir faktisch eher mit Nationalliberalen als mit Linken.

Was uns zum anderen Teil der Frage bringt: Uns ist bewusst, dass der liberale Teil der AfD unsere Expedition ins Lager der linken Denker nicht begrüßt und uns möglicherweise kritisch sieht. Wir sehen da jedoch keinen Widerspruch, weil wir uns nicht als antiliberal verstehen. Insofern liberale Elemente in der AfD unsere konservativen und patriotischen Prämissen teilen, haben wir mit ihnen kein Problem. Die AfD ist eine Volkspartei, und wenn die verschiedenen Strömungen sich auf einen Kurs einigen, dann ist das im Sinne der gesamten Partei. Wir möchten die AfD nicht zu einer exklusiv sozialpatriotischen oder neurechten Partei machen. Doch auch unsere Toleranz kennt Grenzen: Libertäre und andere Anarchisten gehören auf keinen Fall zur AfD; daher kritisieren wir sie auch bei jeder Gelegenheit.

TAGESSTIMME: Bei der Betrachtung eurer bisherigen Beiträge bekommt man den Eindruck einer gewissen Affinität zum „jungeuropäisch“ ausgerichteten Bereich der „Neuen Rechten“. Eure Ansichten zur Vereinbarkeit von Marx und Patriotismus haben wir ja eben schon beleuchtet, um aber einmal ganz konkret zu werden: Was heißt es für euch, patriotisch und konservativ zu sein?

Konflikt: Wir pflegen ein freundschaftliches Verhältnis zu Vertretern jungeuropäischer Positionen, betrachten uns selbst aber als eigenen und abgrenzbaren Stein im rechten Mosaik. Wir erleben immer wieder, dass unsere Kritik am neoliberalen Globalismus anschlussfähig für Leute ist, die nicht traditionell konservativen Milieus entstammen und sich dennoch angesichts der gegenwärtigen Krisen für rechte Politikansätze öffnen. Hier möchten wir ein Bindeglied sein, das genau diesen Leuten aufzeigt: Neurechte sind keine Kinderfresser, und Konservative wollen euch nicht in den 1980ern mit Gartenzwerg einsperren. Wir sind echte Menschen, wir leben in derselben Welt wie ihr, und wir haben konkrete Analysen und Politikansätze, die an der Lebenswirklichkeit ansetzen. Und die sind eben patriotisch, weil sie als oberste politische Maxime den Nationalstaat setzen, und notwendig konservativ, weil ohne die Bewahrung seiner Grundkonstanten Volk, Familie und Identität kein Nationalstaat zu machen ist.

TAGESSTIMME: Seit September 2020 gibt es euer Projekt. Ein erstes Fazit: Wie ist die Resonanz des rechten Lagers, welche Erwartungen haben sich erfüllt und welche Überraschungen haben sich ergeben?

Konflikt: Wir sind sehr überrascht, wie gut und erfolgreich wir abschneiden konnten. Alle Erwartungen an das Projekt haben sich schneller erfüllt als gedacht. Zum Beispiel hätte keiner von uns gedacht, schon nach zwei Monaten einen erfolgreichen Podcast führen zu können. Zudem wurden wir von einigen Akteuren sofort unterstützt und haben wertvolle Tipps bekommen. Ein Erfolg war zum Beispiel das interessante Gespräch mit Joana Cotar. Was wir eindeutig unterschätzt haben: Wie viel Zeit und Energie so ein Projekt einnehmen kann. Mittlerweile nimmt es schon fast so viel Zeit ein wie ein Hauptberuf.

TAGESSTIMME: In eurer Selbstvorstellung schreibt ihr, dass euch die Monetarisierung wichtig ist. Wieso legt ihr auf diesen Aspekt solchen Wert?

Konflikt: Die Beschreibung war noch aus den ersten Tagen unseres Projektes, wo wir das Ziel hatten, mit Konflikt vor allem ein Netzwerk zu errichten. Mittlerweile haben sich aber unsere Pläne geändert.

TAGESSTIMME: Wieso und inwieweit haben sich diese Pläne geändert?

Konflikt: Aus ganz pragmatischen Gründen: Zum einen konnten wir unser Ziel, ein eigenes kleines Netzwerk zu errichten, erfreulich schnell verwirklichen. An dieser Stelle danken wir allen unseren Unterstützern, Mitarbeitern, Freunden und Förderern; ohne sie würde uns die Arbeit für konflikt kaum solche Freude machen. Zum anderen muss man in der frühen Phase eines Projektes auch darauf achten, alles überschaubar zu halten. Allzu gerne würden wir jede Woche motivierte Leute für ein neues Projekt zusammentrommeln. Aber zugleich haben auch unsere Tage nur 24 Stunden, und so fokussieren wir uns vor allem auf die Aspekte unserer Arbeit, die ein wachsendes Publikum erreichen. Wenn uns jemand dabei finanziell unterstützen will, freuen wir uns sehr. Aber im Augenblick ist uns wichtiger, unsere Reichweite zu steigern und mehr Leute mit unserer Perspektive zu erreichen.

TAGESSTIMME: Bislang habt ihr eine Netzseite mit euren verschiedenen Artikeln sowie entsprechende Profile in den gängigen sozialen Netzwerken. Wie sehen die weiteren Planungen aus, könnt ihr dazu bereits etwas verraten?

Konflikt: Wir haben immer Ideen in unseren Köpfen und Pläne, die wir unbedingt umsetzen wollen. Von Print-Produkten über Aktionen bis hin zu professionellen Videos. Da aber unser Team klein ist und unsere Ressourcen begrenzt sind, arbeiten wir gerade vor allem daran, unseren Netzauftritt zu professionalisieren und routiniert zu bespielen.


www.konfliktmag.de

Das „Konflikt Magazin“ in den sozialen Medien: Facebook TwitterInstagram | Telegram YouTube

Über den Autor

Redaktion

Kann FREILICH auf Ihre Unterstützung zählen?

FREILICH steht für mutigen, konservativ-freiheitlichen Journalismus, der in einer zunehmend gleichgeschalteten Medienlandschaft unverzichtbar ist. Wir berichten mutig über Themen, die oft zu kurz kommen, und geben einer konservativen Öffentlichkeit eine starke Stimme. Schon mit einer Spende ab 4 Euro helfen Sie uns, weiterhin kritisch und unabhängig zu arbeiten.

Helfen auch Sie mit, konservativen Journalismus zu stärken. Jeder Beitrag zählt!