Straßburg: Zukünftig mehr europäische Produktionen auf Netflix
Neben strikteren Jugendschutzregelungen soll eine gestern beschlossene Richtlinie künftig für einen höheren Anteil europäischer Produktionen auf Netflix sorgen.
Straßburg. Das Europaparlament hat gestern eine neue Richtlinie verabschiedet, die darauf abzielt, dass Videoabrufdienste wie Netflix in Zukunft mehr europäische Filme anbieten müssen. Die Kataloge von Video-on-demand Anbietern müssen künftig mindestens 30 Prozent europäische Filmproduktionen enthalten. Diese Maßnahme soll die kulturelle Vielfalt in Europa fördern. Außerdem können die EU-Staaten eine Beteiligung an der Filmförderung verlangen.
Angebot bei Netflix „einseitig“
Ausgegangen war diese Forderung vom ÖVP-Europaabgeordneten Heinz Becker. Er hat mit 451 seiner Abgeordnetenkollegen für eine Mehrheit im Plenum gesorgt, mit welcher die Reform der Richtlinie für audiovisuelle Mediendienste die Zustimmung des Europaparlaments erhielt. Grund für diese Forderung war die Dominanz amerikanischer Film- und Fernsehproduktionen. Becker meinte diesbezüglich, dass sie „nichts gegen amerikanische Filme“ hätten, „aber die Kunstform des Films ist viel, viel mehr als nur amerikanische Filme. Wer einmal durch das Angebot von Netflix geschaut hat, weiß, wie einseitig Netflix hier ist.“
Europäische Produktionen „prominent“ präsentieren
Bereits vor drei Jahren waren 21 Prozent des Netflix-Katalogs europäischer Herkunft. Spätestens im Herbst 2020 wird die europaweite Neuerung, die eine Erhöhung europäischer Produktionen auf 30 Prozent vorsieht und das Geschäftsmodell amerikanischer Anbieter wesentlich beeinflussen dürfte, schlagend. Die Video-on-demand Dienste müssen nämlich zusätzlich sicherstellen, dass genuin europäische Filme, Serien und sonstige audiovisuelle Programme „prominent“ präsentiert werden. Das heißt, dass zum Beispiel Programme klar mit dem Land gekennzeichnet werden müssen, aus dem sie stammen.
Striktere Regeln beim Jugendschutz
Die neue Richtlinie sieht neben dem höheren Anteil europäischer Produktionen striktere Regeln beim Thema Jugendschutz oder Werbung vor. Sollten Nutzer gefährliche oder anstößige Inhalte melden, müssen Online-Plattformen schnell reagieren. Doch diese Regelung greift nicht nur bei Netflix, sondern auch bei anderen Anbietern wie Amazon Prime aber auch Youtube. Um Kinder und Jugendliche vor schädlichen Inhalten schützen zu können, müssen Plattformen letztlich einen „transparenten und nutzerfreundlichen Mechanismus“ schaffen, mit dem Zuschauer Missbräuche melden können, erklärt die SPD-Abgeordnete Petra Kammerevert.