Wegen des demografischen Wandels: Ein Viertel der Österreicher plant Testamentsspende
Fast ein Viertel der über 40-jährigen Österreicher denkt darüber nach, einen Teil ihres Erbes für gemeinnützige Zwecke zu spenden, wie die Initiative „Vergissmeinnicht“ erhoben hat. Die testamentarischen Spenden beliefen sich allein im vergangenen Jahr auf über 100 Millionen Euro.
Wien. – Fast ein Viertel der Österreicher über 40 Jahre denkt darüber nach, einen Teil ihres Erbes für gemeinnützige Zwecke zu hinterlassen. Das ergab eine aktuelle Umfrage der Initiative „Vergissmeinnicht – das gute Testament“ im Auftrag gemeinnütziger Organisationen.
Die Ergebnisse zeigen: Mehr als 100 Millionen Euro wurden allein im vergangenen Jahr durch Testamentsspenden für gemeinnützige Projekte aufgebracht. Markus Aichelburg, Projektleiter der Initiative, sagte bei einer Feierstunde am Wiener Friedhof Baumgarten: „Sei es die Versorgung von Menschen in Not, der Klima-, Umwelt- und Tierschutz oder die Förderung der Bildungschancen für unsere Kinder – gemeinnützige Vermächtnisse entfalten ihre Wirkung in allen Hilfsbereichen. Dafür sagen wir stellvertretend Danke an Österreichs Testamentsspenderinnen und -spender.“.
Vererbung und gesellschaftliche Veränderungen
Ein wichtiger Grund für das wachsende Interesse an testamentarischen Zuwendungen ist der demografische Wandel: Immer mehr Menschen leben in kinderlosen oder Einpersonenhaushalten und machen sich Gedanken darüber, wie sie ihren Nachlass sinnvoll einsetzen können. So gaben in der Umfrage 18 Prozent der über 40-Jährigen an, ihr gesamtes Vermögen für gemeinnützige Zwecke vererben zu wollen, während 23 Prozent zumindest einen Teil ihres Erbes als Vermächtnis für wohltätige Zwecke vorsehen würden. Besonders am Herzen liegen den österreichischen Erblassern der Tierschutz, die Kinder- und Jugendhilfe sowie der Umweltschutz.
Testamentsspenden in Österreich im Aufwind
Die Nachfrage nach Testamentsspenden wird voraussichtlich weiter steigen, wie eine Modellrechnung des Joint Research Centre (JRC) und der Arbeiterkammer Wien prognostiziert. Demnach wird das jährlich vererbte Vermögen in Österreich von derzeit 21,5 Milliarden Euro bis zum Jahr 2050 auf knapp 41 Milliarden Euro ansteigen, was vor allem auf die Erbschaften der geburtenstarken Jahrgänge zurückzuführen ist. „Wer selbst über die Aufteilung entscheiden möchte, sollte in jedem Fall ein Testament errichten lassen, denn wenn keine natürlichen Erbinnen und Erben existieren und kein Testament vorliegt, fällt das Vermögen an den Staat“, betont Aichelburg. In den Jahren 2017 bis 2019 beliefen sich diese erblosen Nachlässe“ auf mehr als 22 Millionen Euro.
Verstärkter Beratungsbedarf rund um Allerheiligen
Besonders rund um Allerheiligen steigt das Interesse an Informationen zur Nachlassregelung und Testamentsspende, wie Aichelburg berichtet: „Gerade rund um Allerheiligen beschäftigen sich jedes Jahr besonders viele Menschen mit dem eigenen Vermächtnis und der Nachlassregelung. Dies merken wir bei der Initiative Vergissmeinnicht auch aktuell wieder anhand steigender Anruferzahlen und Bestellungen unserer kostenlosen Erbrechtsbroschüre“.
Erst 31 Prozent der Österreicher über 40 Jahre haben ein Testament verfasst. Die Initiative bietet dazu umfassende Informationsmöglichkeiten, unter anderem eine kostenlose Erstberatung bei Notaren. Die Gründe für die Errichtung eines Testaments sind unterschiedlich: 48 Prozent nennen das Alter als Auslöser, 26 Prozent eine Krankheit und 18 Prozent den Erwerb von Wohneigentum oder den Verlust des Ehepartners.