DAS POLITISCHE BUCH: Russland verstehen
„Russland verstehen“ ist zur Zeit nicht „in“. Thomas Fasbender liefert gerade jetzt ein faszinierend verständiges Buch, das hilft, sich in der russischen Mentalitätsgeschichte zurechtfinden.
Der Osten. Unendliche Weiten. Dazu der Schreckensruf, dass „die Russen kommen“. Insgesamt, hat man das Gefühl, hat sich wenig geändert nach dem Fall der Mauer, die den Kontinent geteilt hat. Verständnisprobleme sind vorprogrammiert, auch weil Russland in Größe und Stimmung aus dem westeuropäischen Raum fällt. So wirkt der Titel des Buches „Freiheit statt Demokratie“ nach dem jüngsten Feldzug in der Ukraine wie eine Provokation, die es nicht sein soll.
Freiheit statt Demokratie
Thomas Fasbender lebt in Moskau und vermittelt als Deutscher, wie das geworden ist, dem wir da gerade gegenüberstehen. Dabei ist sein Buch einerseits eine knapper Schnellkursus in russischer Geschichte, andererseits ein intimer und immer wieder auch amüsanter Ausflug in die Mentalitätsgeschichte eines Landes, das immer an seine Grenzen gestoßen ist und sich selbst finden wollte. Vom Dritten Rom bis zur kommunistischen Internationale und jetzt als rekonstruiertes Imperium, das in der „Entnazifizierung“ als Erzählung an den größten russischen Sieg 1945 demonstrativ anschließen will, aber etwas neben der Spur wirkt. Oder eben die Samthandschuhe auszieht.
„Freiheit statt Demokratie. Russlands Weg und die Illusionen des Westens“ von Thomas Fasbender, Verlag Manufaktum, 2014, 368 Seiten, Euro 12,40 – erhältlich im FREILICH Buchladen.