Die besten Bücher von Joachim Fernau

Joachim Fernau war bis in die frühen 80er-Jahre einer der bedeutendsten Autoren auf konservativer Seite. Schon lange nicht mehr im kollektiven Bewusstsein der deutschsprachigen Öffentlichkeit, stellt FREILICH-Redakteur Mike Gutsing die wichtigsten Werke des Autors vor und zeigt, wie wichtig Fernaus Werke auch heute noch sind.

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Die besten Bücher von Joachim Fernau

Fernau ist bei vielen in Vergessenheit geraten

© FREILICH

„Sprechen wir über Preußen“ (1981)

Mit dem Kontrollratsgesetz Nr. 46 des Alliierten Kontrollrates 1947 hörte der Staat Preußen de jure auf zu existieren. So zweifelhaft die Legitimität dieser oktroyierten Entscheidungen auch war, gab es seither nur äußerst marginale und erfolglose Versuche, den ostdeutschen Staat im „Streusandbüchse“ des alten Reiches wieder in den Sattel zu heben. Für Joachim Fernau war Preußen auch Ende der 1970er-Jahre noch eine Herzensangelegenheit. In „Sprechen wir über Preußen“ entwirft er zwar eine mehr oder weniger klassische Landesgeschichte, die sich an ihren Fürsten und herausragenden Männern orientiert. Doch gelingt es ihm immer wieder, diese herausragenden Persönlichkeiten mit der Gesellschaft zu verknüpfen, ihnen einen fast freundschaftlich historisierenden Ball zuzuwerfen und sie für sich sprechen zu lassen.

Beeindruckend ist auch der Schluss des Werkes, der eben nicht mit der Zerstörung Preußens durch die Alliierten endet, sondern mit der Gründung des Deutschen Reiches 1871. Dazu schreibt Fernau: „Preußen schenkte dem neuen deutschen Reich das Leben und gab dafür sein eigenes, sein Eigenleben, hin. […] Es hat seine geschichtliche Mission erfüllt. Es gibt kein Volk, dem vom Schicksal eine Mission schon in die Wiege gelegt ist, aber es gibt Völker, die zu einer Mission erwachsen“. Die höchste Auszeichnung eines Volkes könne es sein, neben den typisch römischen, griechischen oder gotischen Zeugnissen der Weltgeschichte auch sagen zu können: Das ist preußisch.

➡️ Sprechen wir über Preußen: Die Geschichte der armen Leute*

„Deutschland, Deutschland über alles …“ (1967)

Würde Fernaus „Deutschland, Deutschland über alles. Von Null bis Heute“ heute im bundesdeutschen Buchhandel auftauchen, würde es wohl sofort zu einer Demonstration und der anschließenden Verbannung des Buches aus der öffentlichen Wahrnehmung kommen. Nicht wegen des Inhalts, denn der bedient in bester Fernau-Manier kein Klischee und fängt doch die großen Sprünge unseres Volkes ein. Wie in einem Roman erzählt Fernau von den ersten historischen Spuren der Germanen bis zu den Jahren der politischen Neutralisierung Ende der 1960er Jahre.

Die Verleger und Fernau-Bibliographen Erik Lehnert und Götz Kubitschek bezeichneten Fernaus Stil in ihrem Literaturgespräch als „Landser-Jargon“, also auf eine einfache, direkte Sprache ausgerichtet, die nichts von ihrem Inhalt verliert. Auffallend ist auch hier das letzte Kapitel des Buches, denn entgegen dem Mainstream der Historiker nimmt die NS-Zeit nur ein halbes der insgesamt sechzehn Kapitel ein. Adolf Hitler stellt Fernau in eine Reihe mit Cäsar, Napoleon und sogar Friedrich Ebert und tut damit etwas, das auch 80 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges als fragwürdig gilt: Er stellt Hitler in einen internationalen Kontext und betrachtet die Ereignisse der NS-Herrschaft ohne Wertung.

Verharmlost er damit die Tragik dieser zwölf Jahre? Nein, aber sie ist auch nicht Dreh- und Angelpunkt seiner Überlegungen. Fernau geht es, wie im ganzen Buch, um die Wirkung großer Männer und ihrer Geschichte auf ihre Gesellschaft, um das Echo ihres Handelns in der Seele ihres Volkes. „Deutschland, Deutschland über alles...“ ist ein großer Wurf aus der Vergangenheit in eine Zukunft, die uns heute viel näher ist als zu Fernaus Lebzeiten.

➡️ Deutschland, Deutschland über alles...: Von Anfang bis Ende*

„Rosen für Apoll“ (1961)

Die Griechen und ihre Verbindung zum Volk der Deutschen sind spätestens seit Hölderlins Hyperion ein vertrautes Motiv in Literatur und Geschichtsschreibung. Das oft sogar spiegelbildliche Schicksal der alten Griechen und der Deutschen scheint auch Fernau begriffen zu haben, denn keine andere seiner Geschichtsschreibungen glänzt neben der deutschen so mit Sympathie wie „Rosen für Apoll“. In seiner unverkennbaren Art schildert er die Irrungen und Wirrungen der Ägäis von der archaischen Zeit der homerischen Ilias bis zum Tod Alexanders des Großen. Für Fernau sind die Griechen ein historisches, ein vergangenes Volk, und das ist wohl auch gut so. Denn weder hätten die alten Griechen mit den modernen Menschen des 20. Jahrhunderts viel anfangen können, noch umgekehrt. So schreibt Fernau:

„Zum Glück liegt Hellas in Schutt und Asche, und kein Alkibiades kann den bornierten Wanderern mehr auf dem Töpfermarkt begegnen und verwirren. […] So treten wir denn ziemlich ruhig vor das Angesicht Apolls und legen ihm unser Abiturientenzeugnis als Eintrittskarte zu Füßen. Oh, wir wissen, was sich gehört, wir wissen, wie man mit Apoll spricht; wir werfen oben feierlich Zahlen und Daten hinein und erwarten unten den Schlüssel zu Hellas.“

Um mehr als eine Verbeugung vor Fernaus Sprachgenie zu sein, bedarf es keines Kommentars zu diesen Zeilen. Fest steht, dass es neben Fernaus „Rosen für Apoll“ kaum eine unterhaltsamere und zugleich lesenswertere Gesamtdarstellung der griechischen Geschichte gibt.

➡️ Rosen für Apoll. Die Geschichte der Griechen*

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➡️ Disteln für Hagen: Bestandsaufnahme der deutschen Seele*

➡️ Caesar lässt grüßen: Die Geschichte der Römer*

➡️ Liebe hin, Liebe her: Geschichten um eine Himmelsmacht: Ein sinnlicher Spaziergang durch die Geschichte*


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