„Identität Europas“: Festakademie der Burschenschaft Arminia Graz
Bei der Festakademie der Burschenschaft Arminia sprachen Andreas Mölzer, Felix Menzel und DDr. Thor von Waldstein zum Thema „Identität Europas“.
Am vergangenen Freitag, den 1. Juni, veranstaltete die Grazer akademische Burschenschaft Arminia anlässlich ihres 150. Bestehens eine Festakademie zum Thema „Identität Europas“. Knapp 100 Personen nahmen an der Veranstaltung teil. Als Redner traten mit Andreas Mölzer, Felix Menzel und DDr. Thor von Waldstein drei namhafte Persönlichkeiten des patriotischen Lagers auf.
„Europa braucht einen Lebensplan für die Zukunft“
Als erster Redner trat Felix Menzel ans Pult. Zu Beginn seines Vortrags nahm der Publizist Bezug auf die jüngste Wahl in Italien und welche Auswirkungen dies für den Euro und die EU haben könnte. Dabei betonte Menzel, dass er ein Euro- und EU-Kritiker, aber zugleich auch ein pro-europäischer Patriot sei. Ein neues Europa stellt er sich dabei als Verteidigungsgemeinschaft und nicht als Transferunion vor.
Seiner Ansicht nach stehe Europa vor großen geopolitischen Herausforderungen, die die Europäer nur gemeinsam lösen könnten. Das 20. Jahrhundert habe gezeigt, dass der vom deutschen Philosophen Friedrich Nietzsche prognostizierte „Zwang zur großen Politik“ tatsächlich eingetreten ist. Europa habe vor der eigenen Haustür für größtmögliche Ordnung zu sorgen – ohne in einen Interventionismus zu verfallen. Die Grenzen müsse man gemeinsam schützen, um die illegale Masseneinwanderung abzuwehren. Zugleich sollten die Europäer Flüchtlingszentren in den Krisenregionen errichten.
Was Europa brauche, sei ein „Lebensplan für die Zukunft“, so Menzel. Er wünscht sich lokale, regionale und nationale Vielfalt in Europa, die aber gerade durch die EU bedroht werde. Damit ein „junges Europa“ Zukunft hat, dürften Patrioten aber keinen Rückzug – keinen „Waldgang“ – antreten, sondern müssten sich in die Politik einmischen.
„EU geht bei der europäischen Integration den falschen Weg“
Danach sprach das freiheitliche Urgestein Andreas Mölzer zum Publikum. Der ehemalige EU-Abgeordnete der FPÖ hob dabei die geistigen Fundamente Europas wie etwa das Erbe der Antike, den Humanismus, die Philosophie der Aufklärung und das Christentum hervor. Heute sei Europa allerdings in völliger Dekadenz gefangen: überaltert, politisch korrekt, neurotisiert und (national-)masochistisch. Durch schrankenlose Zuwanderung würde Europa immer mehr zu einem „melting pot“.
Mölzer hält die europäische Integration zwar für richtig, aber die EU gehe dabei den falschen Weg. Sie müsse auf den Prinzipien der Souveränität, Solidarität und dem Erhalt der kulturellen Identität aufbauen. Der EU-Zentralismus hingegen sei eine „unheilvolle Entwicklung“.
Ein Zurück ins 19. Jahrhundert hält der Publizist für ausgeschlossen und auch die bisherige Masseneinwanderung werde ihre Spuren unausweichlich hinterlassen. Mölzer sieht Europa auf eine „tribalistische Gesellschaft“ zusteuern, wodurch sich die Frage stelle, welche der Gruppen sich behaupten werde können.
Wegmarken der europäischen Geschichte
DDr. Thor von Waldstein gab anschließend einen Rückblick auf drei wichtige Wegmarken der europäischen Geschichte: 1517, 1789 und 1989.
Das Jahr 1517 markierte den Beginn der Reformation durch Martin Luther. Dabei unterstrich der Vortragende sowohl die Verdienste Luthers für die deutsche Kulturnation als auch die negativen Seiten des Protestantismus. Der Protestantismus habe zwar zur Geburt der europäischen Nationen, aber auch zum Kapitalismus geführt. Mit Max Weber wies von Waldstein dabei auf den engen Zusammenhang zwischen protestantischer Ethik und der Entstehung des Kapitalismus.
Die zweite Wegmarke der europäischen Neuzeit war die Französische Revolution im Jahr 1789. Die „erste vaterlandslose Revolution der Menschheitsgeschichte“ führte durch den Jakobiner-Terror zu großem Blutvergießen in Frankreich. Von Waldstein hob dabei hervor, dass es eine politische Revolution mit religiösen Mitteln gewesen sei: Das Gleichheitsdogma wurde zum säkularisierten politischen Glaubenssatz. Doch ohne die revolutionären Dynamik von 1789 und den anschließenden Kampf gegen Napoleon wäre ein Ende der deutschen Kleinstaaterei undenkbar gewesen, ist sich von Waldstein sicher.
„Existenz Europas ist fundamental bedroht“
Den Berliner Mauerfall von 1989 bezeichnete der Rechtsanwalt als „schönsten Tag seines Lebens“. Es schien als, würde mit der Wiedervereinigung Europa endlich wieder in die Weltgeschichte eintreten. Doch diese Hoffnungen haben sich nach Ansicht von Waldsteins nicht erfüllt. Die heutigen EU-Eliten würden einen „Austausch der Bevölkerung“ betreiben. „Die Existenz Europas ist fundamental bedroht“, betonte der deutsche Publizist.
Nach einer belebten Diskussion fand die Festakademie schließlich am späten Nachmittag ihr Ende. Die Burschenschaft Arminia feierte am Abend noch ihren Festkommers im Brauhaus Puntigam, bei dem zahlreiche Verbindungen aus Österreich und Deutschland teilnahmen, um das 150-jährige Bestehen der Burschenschaft zu feiern.