„Ringe der Macht“: Die Premiere war erst der Anfang

Am 5. September wurden die ersten beiden Folgen der Amazon-Serie „Die Ringe der Macht“ auf dem gleichnamigen Streamingdienst veröffentlicht. Kritiker und Fans der Serie tragen in Bewertungen und sozialen Medien einen Meinungskrieg aus. Es geht um die Deutungshoheit über die Werke von J.R.R. Tolkien.
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„Ringe der Macht“: Die Premiere war erst der Anfang

Megan Richards (Poppy), Markella Kavenagh (Elanor ‘Nori’), (c) Amazon Studios / Ben Rothstein / Prime Video

Am 5. September wurden die ersten beiden Folgen der Amazon-Serie „Die Ringe der Macht“ auf dem gleichnamigen Streamingdienst veröffentlicht. Kritiker und Fans der Serie tragen in Bewertungen und sozialen Medien einen Meinungskrieg aus. Es geht um die Deutungshoheit über die Werke von J.R.R. Tolkien.

Nach der Prämiere vermeldete Amazon den stärksten Serienstart aller Zeiten. Ein Erfolg, der mutmaßlich auch auf die Kontroversen vor der Prämiere zurückzuführen ist. Der Streaming-Gigant veröffentlichte erstmals konkrete Zuschauerzahlen, mutmaßlich auch als Verteidigung gegen die anhaltende Kritik. So sahen 25 Millionen Zuschauer innerhalb der 24 Stunden zum Serienstart die ersten beiden Folgen. Diese hohen Zuschauerzahlen sind für den Streamingdienst äußerst wichtig, will die Serie einen Teil der kolportierten eine Milliarde Dollar Produktionskosten wieder einspielen.

Die Zuschauerschaft ist gespalten

Trotz der hohen Einschaltquote sah sich der Dienstleister gezwungen die Nutzerbewertungen auf seiner Seite zu deaktivieren. So wolle Amazon dem sogenannten „Review-Bombing“ Herr werden, das angeblich für die extrem schlechten Bewertungen verantwortlich sei. „Review-Bombing“ beschreibt die gezielte und vernetzte Massenbewertung von Medien unabhängig von individuellen Konsumerfahrungen. 

Auf der Internetseite der Filmdatenbank „IMDB“ bewerteten 31,9 Prozent die Serie mit der Höchstpunktzahl, jedoch gaben auch 24,4 Prozent nur einen Stern. Deutlicher wird die geteilte Haltung gegenüber der Serie auf der Seite „Rotten Tomatoes“. Hier können sowohl Kritiker als auch Zuschauer abstimmen. Während die Kritiker bisher dem Amazon-Epos 85 Prozent Zustimmung gaben, waren lediglich 39 Prozent der Zuschauer überzeugt.

Der „Welt“-Journalist Hanns-Georg Rodek macht „Troll-Armeen“ für die ambivalenten Ergebnisse verantwortlich. Doch ist es so einfach? Es ließ sich bislang nach Recherchen der TAGESSTIMME keine organisierte Form oder gar ein Aufruf zu einer solchen Aktion finden.

Streit um den Umgang mit Tolkiens Erbe

Grund für die aufgeheizte Lage innerhalb der Tolkien-Freunde sind diverse stilistische und inhaltliche Entscheidungen der Serienproduzenten. Der Technik-Milliardär Elon Musk twitterte zum Serienstart: „Tolkien ist turning in his grave“, er stört sich an den schwachen männlichen Hauptpersonen. Diese seien laut Musk gegenüber der weiblichen Protagonistin Galadriel entweder „ein Feigling, ein Idiot oder beides“. Musk lässt sich damit dem unorganisierten Lager zuordnen, welches sich gegen den Amazon-Entwurf von Mittelerde stellt. Neben den mehrheitlich politischen Streitpunkten sind es nach der Premiere auch vermehrt technische Mängel, die Zuschauer gegen die Serie aufbringen.

Schlechte Dialoge, „schlafpillenartige Handlung“ und miserables CGI. Wie TAGESSTIMME-Redakteur Bruno Wolters in seiner Besprechung „mutig, zugleich aber auch seelenlos“ titelte, stören sich viele Fans der originalen Bücher an den unzähligen Kompromissen, die von der Serie bei Charakteren und Handlung vorgenommen werden. Die nicht-weiße Hautfarbe diverser Figuren ist da nur die offensichtlichste Änderung. Die Meinungen scheiden sich an der Frage, „wo Diversität wunderbar zur Fantasy-Vielfalt passt und wo sie eine zugrunde liegende Weltkonstruktion ad absurdum führt“, wie Thomas Klingenmaier in der „Stuttgarter Zeitung“ ausführte.

Fans der Serie sehen in der einseitigen Kritik an den farbigen Schauspielern und der weiblichen Hauptfigur Galadriel verkappten Rassismus und Sexismus. Gerade in den sozialen Medien wird mit diesem Vorwurf gearbeitet. So schrieb eine Nutzerin auf Twitter: „Wenn du [mit Tolkiens Fantasiewesen] klarkommst, aber nicht mit nicht-weißen Menschen ist Rassismus für dich immer noch Bestandteil deines Lebens.“ Amazon hat mit diesem Bild seiner Kritiker eine starke Begründung in der Hand, Nutzerbewertungen zu sperren und nach eigenem Gutdünken auszusondern. Wenn dabei berechtigte Kritik verstummt, ob von „Rechtsaußennutzern“ (Klingenmaier, „Stuttgarter Zeitung“) oder anderen, schadet es am Ende jedoch nur J.R.R. Tolkien.


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Über den Autor

Mike Gutsing

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