Rockmusiker Sacha Korn: „Patriotische Musik fehlt in Deutschland“

Ende 2020 veröffentlichte der deutsche Rockmusiker Sacha Korn sein Album „Heimat“. Im Tagesstimme-Interview spricht er über patriotische Musik, die „Cancel Culture“ im Mainstream und sein neuestes Album.
Interview von
9.2.2021
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9 Minuten Lesezeit
Rockmusiker Sacha Korn: „Patriotische Musik fehlt in Deutschland“

Bild: Sacha Korn.

Ende 2020 veröffentlichte der deutsche Rockmusiker Sacha Korn sein Album „Heimat“. Im Tagesstimme-Interview spricht er über patriotische Musik, die „Cancel Culture“ im Mainstream und sein neuestes Album.

Tagesstimme: Sehr geehrter Herr Korn, während Sie in Osteuropa musikalisch erfolgreich waren, dürften Sie hierzulande bislang eher unbekannt sein. Könnten Sie sich einmal kurz vorstellen?

Sacha Korn: Mein Name ist Sacha Korn. Weil ich lange Zeit im Ausland unterwegs war und auch dort einige Zeit an verschiedenen Orten gewohnt habe, hatte ich zu Beginn meiner künstlerischen Tätigkeit keine feste Band, die auf den Reisen dabei war. Somit entschied ich mich, meinen bürgerlichen Namen zu wählen, um meine Musik zu veröffentlichen. Außerdem wollte ich meine Texte, die ja auch direkt sind, als unverdeckte Meinungsäußerung gedeutet wissen. Somit ist die Wahl meines bürgerlichen Namens als Künstlername in diesen Zeiten in gewisser Weise ein Statement, was ich auch schon einige Male bestätigt bekommen habe.

Zu meiner musikalischen Laufbahn: Ich habe mich um ein Stipendium für die Los Angeles Music Academy beworben, was ich 1998 erhielt. 1999 zog ich damit nach Los Angeles, danach wechselte ich zum MIT und belegte dort Music Business u.a. bei KISS-Produzent Kenny Kerner, von dem ich wahnsinnig viel gelernt habe. Danach studierte ich noch vier weitere Semester in Frankfurt am Main bei Michael Sagmeister. Kurz nach dem Studium stellte ich fest, dass der Markt für Jazz-Musiker sehr klein ist und ich folgte meinem großen Interesse für die geschäftliche Seite in der Musikbranche. Mehrere Jahre war ich in Osteuropa tätig, vertrat dort Plattenfirmen und Verlage aus dem westlichen Ausland, u.a. Eminem, Marilyn Manson, Limp Bizkit etc.

Tagesstimme: Wie kamen Sie dann dazu ein patriotisches Rockalbum zu machen?

Korn: Ich glaube, ich habe in den letzten Jahren einige patriotische Lieder und Alben veröffentlicht. Es ist so, dass ich immer nach dieser Lücke gesucht habe, die bis heute noch nicht besetzt ist. Wir haben einen gigantisch großen Mainstream-Markt, zu dem auch Punk und viele andere subkulturelle Musikgenres gehören – auch wenn man sie gerne nicht dem Mainstream zurechnet, funktionieren sie doch alle nach denselben Mechanismen.

Aber im patriotischen Bereich klafft eine extreme Lücke. Das meine ich nicht aus betriebswirtschaftlicher Sicht. Aus dieser Sicht ist das zwar sicherlich auch sehr interessant, aber dazu muss einer erst einmal richtig durchstarten, dass die Industrie folgt.

Musikalisch, künstlerisch fehlen mir einfach die grundlegendsten Themen. Entweder es ist extrem in die eine oder aber in die andere Richtung. Es fehlen Künstler, die sich völlig losgelöst vom Links-Rechts-Schubladendenken ganz profan mit Themen wie Identität, Tradition und Vaterlandsliebe auseinandersetzen. Genau so, dass sich Lieschen Müller ebenso wiederfindet wie ein paar Hooligans beim Sport. Beide gehören ja zur Nation von gleichem kulturellen Hintergrund, sind Teil einer Schicksalsgemeinschaft etc.

Ich glaube, beides steckt auch ein bisschen in mir, und das geht sehr vielen anderen da draußen ebenso. Das versuche ich seit meinem ersten Album rüberzubringen. Ich denke, Stück für Stück verschaffen wir uns Gehör. Es war ja von Anfang an so, dass man uns nicht richtig einordnen konnte oder wollte. Für die einen zu radikal, für die anderen nicht radikal genug. Aber es ist genau das, was mir hier fehlt und was ich gerne selbst hören möchte. Und so sollte man da auch rangehen.

© www.sachakorn.de
Tagesstimme: Nach wenigen Tagen waren Sie bei Spotify bereits auf Platz neun der Rock-Charts, wurden jedoch „dank“ der politischen Korrektheit wieder gelöscht. Nun konnten Sie über Russland wieder vertreten sein. Können Sie etwas über die „Cancel Culture“ im Musikbereich erzählen?

Korn: Ja, ich glaube, darüber können mittlerweile viele Künstler ein Lied singen – im wahrsten Sinne des Wortes! Es ist aber auch so, dass man es wieder reinschafft, wenn man sich wehrt. Das Geheimnis liegt darin, sich nicht radikalisieren zu lassen. Man muss seinen Weg einfach weitergehen, sich von niemandem vor den Karren spannen lassen, bis es die letzten Spießer verstanden haben. Momentan haben wir eben einen extremen Linksdrall, der klassisch alles Traditionelle vernichten will und Künstler wie mich, versucht zu kriminalisieren, um den dringenden Fragen unserer Zeit aus dem Weg zu gehen. Aber Kunst findet immer einen Weg. Das kenne ich noch aus der DDR. Die Zeiten haben wir ja im Musikbereich wieder und ich bin da niemand, der rumheult und nach dem ersten Gegenwind den Kopf in den Sand steckt. Im Gegenteil: Man kann ja aus den Erfahrungen der DDR-Musikszene lernen.

Allerdings verkneife ich mir auch Kraftansagen in sämtliche Richtungen, lege meine Kraft eher in die Kontinuität. Das halte ich für sinnvoller und zielbringender.

Tagesstimme: Sie als „Insider“ können vielleicht einmal „Innenansichten“ der Musikindustrie liefern. Wie groß ist der Anpassungsdruck für Künstler, die eine Karriere anstreben, wie viel Patriotismus kann ein etablierter Künstler kundtun und wie sieht es in den Köpfen der meisten Akteure der Musikindustrie wirklich aus und haben Sie schon Nachteile erfahren?

Korn: Oh Gott, das sind so viele Themen auf einmal! Wie ich schon sagte: Es fehlt eine professionelle Struktur, die einen patriotischen Markt bedient. Das hat nicht unbedingt etwas mit „rechts“ zu tun. Das ist eine Sache, die ich in der DD gelernt habe und gerade heutzutage in Osteuropa wiederentdeckt habe. Das verstehen hier momentan leider noch sehr wenige. Linke wie Rechte. Es werden aber mehr, das kann man beobachten. Ich würde gerne dazu beitragen, das zu etablieren. Schauen Sie, die Linke wird gerade ge- oder missbraucht, weil sie der Globalisierung ideologisch in den Sinn passt. Die Linke hat immer auf das internationale Proletariat geschielt und sie für ihre Enteignungs- und Machtfantasien benutzt, um einen Elitenwechsel zu vollziehen. Das internationale Kapital nutzt das aus. Wie ich finde ziemlich plump, aber einige gehen ihnen ja doch auf den Leim.

Jetzt ist es so: Da wo noch kein Produkt erfolgreich verkauft wurde, investieren nur wenige. Und ein Produkt benötigt auch Infrastruktur. In der Musik sind das Promo-Multiplikatoren und Vertriebswege sowohl im Vertrieb von Tonträgern als auch im Bereich Konzert-Touren und Auftrittsmöglichkeiten. Wir brauchen gar nicht erst über das Potential von Plattenlabel-Mitarbeitern oder Künstlern zu sprechen. Da ist genug Potential vorhanden. Ich kenne sehr viele Bands, die so denken und absolute Patrioten sind. Es liegt einzig allein an der fehlenden Infrastruktur. Leider verkennt das die Politik, gerade im rechten Parteienspektrum passiert da gar nichts. Die einzige, die das wirklich sehr gut gemacht haben, waren die Linken und die NPD. Deren Nischen sind sehr gut vernetzt und auch besetzt. Die Linke verfügt aber über mehr Struktur, Unterstützung und Lobbyarbeit. Damit stellt und beeinflusst sie momentan den Mainstream. Aber nehmen wir Künstler wie Xavier Naidoo, Michael Wendler oder Uwe Steimle – die sind ausgebrochen und benötigen Infrastruktur. Das wird sich also etwas bilden. Der Markt ist da und da wird sich auch zeitnah richtig was bewegen.

Tagesstimme: Musik ist mittlerweile ein riesiger Markt geworden und viele Beteiligte wollen ein möglichst großes Stück vom Kuchen. Wie sieht es für Nachwuchskünstler im Musikbereich aus, gibt es noch Platz für Innovationen und Kreativität oder zählt nur noch die Vermarktbarkeit?

Korn: Es ist immer Platz für Neues. Altes erscheint in einem neuen Gewand und Rockmusik hat gerade wieder ein großes Revival. Wichtig bei allem ist, dass man dran bleibt. Dazu braucht man mehr als nur ein überzogenes Ego. Man sollte bereit sein, sich nackig zu machen, sein Herz und seine Seele zu zeigen. Die Leute wollen Echtheit. Davon gibt es nur sehr wenig, alles ist minutiös durchgestylt und geplant. Da kann man nur mit Authentizität punkten.

Die Vermarktbarkeit ist allerdings ein essentieller Teil für den Aufbau einer Karriere. Das habe ich ja vorhin gerade etwas angerissen.

Tagesstimme: Ihr Album „Heimat“ wurde ja mit einem Musikvideo zum alten DDR-Pionierlied „Unsere Heimat“ beworben. Alte DDR-Lieder vermutet man eigentlich nicht als erstes, wenn man an patriotische Rockmusik denkt. „Was früher von heranwachsenden Jungsozialisten gesungen wurde, ist heute ein Lied für heimatverliebte, unangepasste Geister“, schrieb der Herausgeber „Ein Prozent“ dazu. Wie kam es zu dem Lied?

Korn: Das ist genau das, was ich meine. Patriotismus ist keine Frage von rechts oder links. Identität ist ein zentraler Bestandteil eines Volkes. Beschäftigt man sich mit der Sowjetunion oder der DDR, so findet man sehr viel Patriotismus. Das waren nicht gerade Staaten, die gemeinhin als rechte Regime bekannt waren.

Wenn man Nationalstaaten und Völker abschaffen möchte, weil man nur eine Konsumentenmasse benötigt, versucht man natürlich alles, um das Thema rauszuhalten. Es funktioniert ja auch prima mit der Links-Rechts-Spaltung. Die Leute sind einfach nicht in der Lage, sich gegenseitig zuzuhören und selbst zu reflektieren. Politik und Medien tun alles, dass es so bleibt. Dieses Lied „Unsere Heimat“ ist deshalb so passgenau! Es beschäftigt sich mit Identität und zeigt doch perfekt auf, dass das eben kein nur rechts Thema ist. Ich war schon immer jemand, der gerne Denkanstöße bevorzugt hat und nicht stumpfe Provokationen. Die Leute sollen anfangen, sich zu fragen: Was ist links, was ist rechts? Ich habe mal eine Platte veröffentlicht, die hieß “Wie lange noch? (Rechts / Links)”. Das gleiche Thema. Das ist mein Thema und ich finde, man kann es mit „Heimat“ kaum besser auf den Punkt bringen.

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Tagesstimme: Sie sind ja nicht der einzige patriotische Musiker, zuletzt machte insbesondere patriotischer Rap Schlagzeilen. Wieso benötigt es überhaupt explizit patriotische Musik?

Korn: Rap an sich ist ja sehr provokant und extrovertiert. Da muss man dann aber auch stehen bleiben , wenn mal ein Windchen weht. Ich denke, man sollte sich das genau überlegen, ob man patriotische Musik macht, weil man gern als „Bad Boy“ rüberkommen will oder weil man tatsächlich etwas zu sagen hat. Man muss nicht ständig andere Leute angreifen, um für sich eine Daseinsberechtigung zu haben. Patriotische Musik ist Ausdruck eines Volkes, einer Nation.

Eine identitätslose Konsummasse braucht das natürlich nicht. Ein Volk, das sich in Auflösung befindet, fragt sich mit Sicherheit, wozu man sowas braucht. Sind Volk und Nationalstaat aber in Ordnung und gesund, ist diese Art von Musik einfach vorhanden. Ich mache das beispielsweise, weil mir das fehlt und weil ich weiß, wie es ist, wenn es vorhanden ist. Und das ist genau das, was sich jeder fragen sollte, bevor er diese Begriffe nutzt. Patriotismus ist etwas für die Masse, nicht für Provokateure und hat schon gar nichts mit Radikalismus oder Fußball-WM zu tun. Auf letzteres ist es ja maximal degradiert worden.

Tagesstimme: Insbesondere „Ein Prozent“ ist ja beim Aufbau einer solchen Gegenkultur federführend beteiligt. Wie kamen Sie zu der Bürgerinitiative und wie gestaltete sich die Zusammenarbeit?

Korn: „Ein Prozent“ macht das sehr gut. Da ist Bewegung drin, da sind Ideen bei uns und es werden einige Dinge einfach angepackt, umgesetzt und nicht nur theoretisch diskutiert. So muss das laufen. Als Multiplikator ist „Ein Prozent“ gut aufgestellt und streut in viele Richtungen. Wir haben einfach irgendwann mal darüber gesprochen, wie man so eine Sache angehen kann und sind dann losgelaufen und haben einen ersten Schritt getan.

Tagesstimme: Lässt sich aus den bisherigen Rückmeldungen zu Ihrem Album ein erstes Fazit ziehen und gibt es bereits einen Ausblick in die Zukunft der patriotischen Musiklandschaft?

Korn: Mir hat die Zusammenarbeit sehr viel Spaß gemacht. Ich denke, wir haben viele neue Fans dazugewonnen. Der ganz große Durchbruch fehlt noch. Egal, ob nun von uns oder irgendwelchen anderen Künstlern, wird er wegweisend sein für die gesamte Szene. Man darf nicht immer nur auf ein Pferd setzen. Jeder hat seine Daseinsberechtigung. Wenn man das versteht, wird es irgendwann durch die Decke gehen. Wichtig ist, dass man sich vorher ausgiebig mit den Künstlern auseinandersetzt und sie kennenlernt. Musik muss aus dem Herzen kommen und authentisch sein, nicht aus dem Kopf. Dann verstehen es andere auch.

Die Veröffentlichung von „Heimat“ hat viele andere Künstler an mich herangetragen. Wir werden sehen, was wir demnächst noch so veröffentlichen können.


Über den Interviewpartner:

Sacha Korn (Jahrgang 1975) ist ein deutscher Musiker und Musik-Manager. Er studierte an der Los Angeles Music Academy und dem MIT in Los Angeles, später auch in Frankfurt/Main. Er arbeitete als Berater und vertrat westliche Plattenfirmen und Verlage in Osteuropa. Seit 2009 veröffentlichte Sacha Korn mehrere Musikalben unter seinem Namen. www.sachakorn.de.

Sacha Korn – Heimat

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Ursprünglich ist „Unsere Heimat“ ein DDR-Kinderlied. Wer das Original kennenlernen will, Text und Noten gibt es hier: www.vodf.de/liederprogramm/heimat.pdf

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