„Falsches Signal“: Kritik an millionenschwerem Zentrum für Islamische Theologie in Tübingen
Das Zentrum für Islamische Theologie in Tübingen hat einen 23 Millionen Euro teuren Neubau erhalten, den Ministerpräsident Kretschmann feierlich übergab. Die Investition stößt auf scharfe Kritik der AfD.
Tübingen. – Die Universität Tübingen hat ihr Zentrum für Islamische Theologie mit einem knapp 23 Millionen Euro teuren Neubau ausgestattet. Ministerpräsident Winfried Kretschmann und Finanzstaatssekretärin Gisela Splett übergaben das modernisierte Zentrum im Rahmen einer feierlichen Zeremonie. Von der AfD kommt unterdessen scharfe Kritik.
Abgrenzung von Islamismus
Kretschmann betonte in seiner Rede, wie wichtig es sei, klar zwischen Islamismus, der als gewaltbereiter politischer Fanatismus verstanden werden müsse, und dem Islam als friedlicher Religion zu unterscheiden. „Heute müsste die Frage nicht mehr lauten: 'Gehört der Islam zu Deutschland', sondern: 'Gehören Religion und Glaube überhaupt noch zu Deutschland?'“, so der Ministerpräsident. Mit Blick auf die zunehmende Säkularisierung der Gesellschaft unterstrich er die Bedeutung des Zentrums, das als Bildungseinrichtung eine anspruchsvolle und zeitgemäße Ausbildung für muslimische Religionslehrer und den wissenschaftlichen Nachwuchs bieten müsse.
Kretschmann forderte zudem die muslimischen Verbände, die im Beirat des Instituts sitzen, auf, nicht eigene Verbandsinteressen oder politische Agenden zu vertreten. Stattdessen sollten sie sich auf die Beantwortung theologischer Fragen konzentrieren. Dies sei besonders wichtig, da der Staat und die staatlichen Hochschulen politisch neutral bleiben müssten.
Unabhängigkeit der Forschung und Lehre
Das neue Gebäude bietet auf 2.600 Quadratmetern Platz für rund 170 Studenten und Doktoranden sowie sieben Professoren. Neben Büro- und Seminarräumen verfügt es über eine große Bibliothek. Der Neubau ist durch einen offenen Innenhof mit dem „Theologicum“, dem Gebäude der Evangelischen und Katholischen Theologischen Fakultät, verbunden. Professor Erdal Toprakyaran, der das Zentrum mehrere Jahre leitete, erhofft sich davon eine intensivere Zusammenarbeit zwischen muslimischen und christlichen Theologen.
Mit Blick auf immer wieder geäußerte Bedenken über den Einfluss islamischer Verbände wie der DITIB auf Lehre und Forschung betonte Toprakyaran: „Wir lassen uns auf keinen Fall beeinflussen. Wir sind natürlich sehr vorsichtig, dass wir in unserer Forschung und Lehre unabhängig bleiben.“ Immer wieder gab es Vorwürfe gegen das Zentrum, es würde mit Islamisten zusammenzuarbeiten, die frauenfeindliche oder antisemitische Positionen vertreten. Die Universität hat deshalb Richtlinien erarbeitet, um solche Einflüsse zu verhindern.
AfD-Kritik an der Neubau-Investition
Unterdessen ist der Neubau des Zentrums für Islamische Theologie bei der AfD auf scharfe Kritik gestoßen. Der religionspolitische Sprecher der AfD-Bundestagsfraktion, Rüdiger Klos, bezeichnete die 23-Millionen-Euro-Investition als „falsches Signal“. Er kritisierte, dass die Absolventen des Zentrums nicht nur auf eine Tätigkeit als Religionslehrer vorbereitet würden, sondern auch auf Jobs in sozialen Einrichtungen wie Krankenhäusern und in der Flüchtlingsarbeit. „Das ist ein absurdes Unterwerfungssignal“, so Klos, der fragte: „Gibt es solche Berufsbilder in Afghanistan oder gar Saudi-Arabien, wo bis heute bei Strafe verboten ist, einen christlichen Gottesdienst zu feiern, christliche Symbole mit sich zu führen oder die Errichtung von Kirchen verboten ist?“
Klos ging auch auf die „bis heute nicht vollständig ausgeräumte Vorwürfe“ ein, islamische Verbände wie die DITIB nähmen zu viel Einfluss auf die Lehre am Zentrum. Zudem kritisierte er die Zusammenarbeit des Zentrums mit islamistischen Gruppen, die frauenfeindliche oder antisemitische Ideologien verträten. „Und nein, Herr Kretschmann, der Islam gehört nicht zu Deutschland, und ja, Religion und Glaube gehören noch zu Deutschland“, antwortete Klos auf Kretschmanns Eingangsfrage. „Wer das anders sieht, sorgt sich nicht um unsere christlich-abendländischen Traditionen und Werte – er will sie nicht!“, erklärte er.