Gendern: Tellkamp fordert Widerstand von Schriftstellern
Auf einer Lesung wetterte der Autor Uwe Tellkamp gegen das Gendern. Das machte ihn zur Zielscheibe linker Aktivisten.
Neubrandenburg. – Mit seinem neuen Buch „Der Schlaf in den Uhren“ berührt Uwe Tellkamp einmal mehr empfindliches politisches Territorium. Bei einer Lesung echauffierte er sich über die Sprachregelungen des Genderns und bezeichnete diese als „Vergewaltigung der Sprache“. Die deutsche Sprache sei wie eine „tausendstimmige Orgel“ und das Gendern käme ihm vor, „als ob man dem Organisten zwei Register der Orgel wegnehme“. Bereits in der Vergangenheit äußerte sich Tellkamp kritisch gegenüber der Tagespolitik und der Verengung des Meinungskorridors in Deutschland. Der Deutschlandfunk bezeichnete Tellkamps Roman als das „erste ästhetisch relevante Werk rechter Gegenwartsliteratur“.
Ist Kritik am Gendern eine Altherrennachricht?
Auf Twitter ärgerte sich die linke Journalistin Margarete Stokowski über die Wortwahl Tellkamps. Dabei verwies sie auf ihren SPIEGEL-Artikel aus dem Sommer 2021 mit dem Titel „Hört auf, Vergewaltigung als Metapher zu nutzen“.
Dabei geht es ihr jedoch weniger um die Verharmlosung des Begriffs „Vergewaltigung“, sondern um den „Mythos“, dass Opfer von Vergewaltigungen entwürdigt werden. Stokowski schreibt: „Und natürlich stimmt es, dass man nach einer Vergewaltigung traumatisiert sein kann. Dass man sich entwürdigt und beschmutzt fühlen kann. Betonung auf »kann«. Man ist dann aber nicht notwendigerweise zerstört.“ Inwieweit Tellkamp bei der Bezeichnung „Vergewaltigung der Sprache“ an eine bewusste Entwürdigung von Vergewaltigungsopfer dachte, kann wohl nur der Autor selbst beantworten.