Neues Buch gibt Einblick in bisher unveröffentlichte Tagebucheinträge von Jörg Haider

Heute wäre Jörg Haider 75 Jahre alt geworden. Beim ersten Jörg-Haider-Symposium in Kärnten gab es spannende Diskussionen und bisher unveröffentlichte Einträge aus dem Tagebuch des ehemaligen Landeshauptmanns.

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Neues Buch gibt Einblick in bisher unveröffentlichte Tagebucheinträge von Jörg Haider

Buchpräsentation beim Jörg-Haider-Symposium. V. l. n. r.: Sabrina Staudacher, Maximilian Dvorak-Stocker, Claudia Haider, Erwin Angerer, Daniela Fürstauer-Schmölzer.

© FREILICH

Die Nachricht vom Tod Jörg Haiders war für viele Österreicher und insbesondere für viele Kärntner ein großer Schock. Am 11. Oktober 2008 war der damalige Landeshauptmann bei einem Autounfall ums Leben gekommen, wobei viele Beobachter bis heute Zweifel an der offiziellen Version des Unfallhergangs hegen. Haider, der heute, am 26. Jänner, 75 Jahre alt geworden wäre, galt als Ausnahmepolitiker und prägte nicht nur die politische Landschaft Österreichs, sondern auch die öffentliche Meinung. Aus diesem Anlass fand am gestrigen Samstag auf Schloss Albeck in Sirnitz das erste Jörg-Haider-Symposium auf Initiative der Kärntner Freiheitlichen und der Jörg-Haider-Gesellschaft mit prominenter Besetzung statt.

Heinzlmaier teilte gegen Medien aus

Nach der Eröffnung und Begrüßung durch den Landesparteiobmann der FPÖ, Erwin Angerer, sowie den Schlossherren und FREILICH-Geschäftsführer Heinrich Sickl, sprach der Jugendforscher Bernhard Heinzlmaier. In seiner Keynote erläuterte er, warum er sich als Nonkonformist von der Linken abgewandt hat und begründete dies damit, dass es heute im rechten Spektrum mehr Freiräume gebe als im linken. Im weiteren Verlauf seines Vortrags nahm er die anschließende Mediendiskussion unter dem Titel „Was darf man eigentlich noch sagen?“ etwas vorweg und widmete sich den etablierten Medien und ihrer Berichterstattung, die er scharf kritisierte. Dabei griff er einige Beispiele aus der jüngeren Vergangenheit auf, die für emotionale Debatten in der Gesellschaft gesorgt hatten, darunter das Treffen rechter Akteure in Potsdam, das „Schwachkopf-Gate“ oder jüngst der Anschlag in Aschaffenburg sowie der angebliche Hitlergruß von Elon Musk bei der Amtseinführung von Donald Trump.

Bernhard Heinzlmaier. © FREILICH
Bernhard Heinzlmaier. © FREILICH

Den Medien warf er vor, zunehmend Aktivismus statt Journalismus zu betreiben und verwies auf Fälle, in denen Journalisten, etwa von Correctiv, in die Politik gewechselt sind. Kritik übte er konkret auch an einem heimischen Medium. So bezeichnete Heinzlmaier den Standard als „aktivistisches Blatt“ und die Förderung dieses Mediums durch die Presseförderung des Bundes daher als fragwürdig.

Krone, Kleine und ORF beim Symposium

An Heinzlmaiers Keynote schloss sich eine Mediendiskussion an, an der neben Heinzlmaier auch der Chefredakteur der Kronen Zeitung, Hannes Mößlacher, der Redakteur des ORF Kärnten, Christof Glantschnig, sowie der Chefredakteur der Kleinen Zeitung, Wolfgang Fercher, teilnahmen. Dabei ging Heinzlmaier mit den Medienvertretern hart ins Gericht und warf ihnen unter anderem vor, nicht über den Anschlag in Aschaffenburg berichtet zu haben und generell in der Berichterstattung auf die Nennung der Herkunft von Tatverdächtigen zu verzichten beziehungsweise bei Themen wie Corona einseitig berichtet zu haben. Die Medienvertreter wiesen die Vorwürfe zurück. Sie räumten aber ein, dass sie nicht frei von Fehlern seien und dass sie, wenn sie welche machten, auch entsprechend damit umgehen müssten.

Zum gängigen Vorwurf, Journalisten seien nicht objektiv, gab Mößlacher zu bedenken, dass Journalisten Menschen mit eigenem Denken, eigenen Wertvorstellungen sowie eigenen Vorurteilen seien und eine völlige Objektivität daher ohnehin ausgeschlossen sei. Wichtig sei es daher, eine Ausgewogenheit in der Berichterstattung zu erreichen und alle Seiten zu Wort kommen zu lassen.

Ein Leben voller politischer Wagnisse

Im Anschluss an die Mediendiskussion wurde es emotional, denn die FPÖ-Landtagsklub-Mitarbeiterinnen Daniela-Fürstauer-Schmölzer und Sabrina Staudacher präsentierten ihr soeben erschienenes Buch „Jörg Haider – Visionär und politischer Rebell: Spuren eines Systembrechers“, das auf Initiative von Haiders Witwe Claudia Haider erschienen ist und im Grazer Stocker-Verlag herausgegeben wurde. Sie saß neben den beiden Autorinnen, dem Verlagsvertreter Maximilian Dvorak-Stocker und Erwin Angerer bei der Präsentation am Podium und gab sehr persönliche Einblicke in die Tage nach dem Tod ihres Mannes.

„Jörg Haider – Visionär und politischer Rebell: Spuren eines Systembrechers“ erschien im Stocker-Verlag. © FREILICH
„Jörg Haider – Visionär und politischer Rebell: Spuren eines Systembrechers“ erschien im Stocker-Verlag. © FREILICH

Anlässlich des Geburtstages Haiders blicken die Autorinnen in ihrem Buch auf ein Leben voller politischer Wagnisse und bahnbrechender Erfolge zurück. Das Besondere an ihrem Werk: Durch Gespräche mit Interviewpartnern und Wegbegleitern Haiders, darunter Claudia Haider, Erwin Angerer, Gerald Grosz sowie Herbert Kickl, finden sich viele persönliche Anekdoten wieder. Einzigartig an dem Buch ist, dass es bisher unveröffentlichte Tagebuchaufzeichnungen von Jörg Haider enthält, die seine Frau den beiden Autorinnen anvertraut hat und die nun in Auszügen in dem Buch zu finden sind.

Einblicke in Jörg Haiders Tagebuch

Im Rahmen der Präsentation zitierten die Autorinnen auch aus dem Buch beziehungsweise aus Tagebucheinträgen, die Haider ab dem Jahr 2000 geführt hatte. Es beschreibt die Tage ab dem 31. Jänner 2000, in denen sich alles um die Bildung einer neuen Regierung für Österreich und die gegen das Land verhängten EU-Sanktionen drehte.

Tagebucheintrag vom 03.02.2000:

„Trotzdem bin ich irgendwie traurig. Beim größten Erfolg unserer Geschichte bin ich eigentlich nicht dabei. Klestil hat mich das spüren lassen. Er sagte, dass ich morgen bei der Angelobung eigentlich nicht mehr dabei sein muss. Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan! Der Preis ist hoch. Um die FPÖ in die Regierung zu bringen, musste ich riskieren, wieder einmal 'weltweit' dämonisiert zu werden. Das ist offenbar meine Erblast, die ich zu tragen habe. [...] Es ist eine wunderbare Stimmung in der Hofburg in irgendeinem Hinterzimmer, bevor wir zur PK gehen. Draußen Proteste, drinnen Ministergezerre und ich ein bisschen in der Seele verwundet.“

Es sei ein schöner Zufall, dass das Buch gerade jetzt erschienen ist, wo FPÖ und ÖVP wieder in Regierungsverhandlungen stünden, so Haider.

„Authentisch und empathisch“ – das war Haider

Ein weiterer Höhepunkt des Symposiums war die politische Diskussion am späten Nachmittag, die live auf oe24.tv übertragen wurde. Angerer, Heinzlmaier, der ehemalige FPÖ- beziehungsweise BZÖ-Politiker und nunmehrige Politikanalyst Peter Westenthaler, der seit März 2024 im ORF-Stiftungsrat sitzt, sowie der ehemalige Politiker, Autor und Journalist Peter Sichrovsky, der von 1988 bis 1991 für den Standard schrieb, nahmen daran teil.

Die Podiumsteilnehmer gaben mit ihren Anekdoten interessante und sehr persönliche Einblicke in ihre Verbindung zu Haider und in Haiders Denken. Immer wieder wurde erwähnt, dass Haider mit visionären Forderungen aufgefallen war und ein authentischer Politiker gewesen sei, der es vermochte, sich in die Menschen einzufühlen, ihre Probleme zu verstehen und daraus politische Forderungen zu formulieren. In der Erinnerung vieler Kärntner ist diese Volksnähe Haiders eine immer wiederkehrende Erzählung. Das Jörg-Haider-Symposium, das am Abend bei persönlichen Gesprächen ausklang, soll künftig jährlich stattfinden.


Daniela Fürstauer-Schmölzer / Sabrina Staudacher, „Jörg Haider – Visionär und politischer Rebell: Spuren eines Systembrechers“ (Graz 2025), 256 Seiten, Stocker-Verlag, 256 Seiten, € 22. Hier bestellen.

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