Plädoyer für die Soziale Marktwirtschaft
Die AfD als kapitalismuskritische Partei? Nein, nötig ist eher eine Rückkehr zur Sozialen Marktwirtschaft.
Dieser Meinungsbeitrag stellt eine Gegenrede zu „Warum die AfD kapitalismuskritischer sein sollte“ dar.
Die aufgeworfene Frage, ob man als Konservativer wirklich in einer kapitalistischen Tradition stehen müsse oder ob man hier nicht einem Trugschluss aufsitze, ist zunächst irreführend, da sie nichts mit der – zumindest noch auf dem Papier – bestehenden Wirtschaftsordnung in Deutschland zu tun hat. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde mit der Sozialen Marktwirtschaft eine freiheitliche Wirtschaftsordnung in Deutschland begründet, die nicht nur auf den freien Markt fokussiert ist, sondern ihn mit dem sozialen Ausgleich verbindet. Sie schafft den wirtschaftspolitischen Ordnungsrahmen, der die Freiheit der Staatsbürger schützt, Selbstverantwortung einfordert und gleichzeitig die Freiheit des Einzelnen durch Verantwortungsbewusstsein einhegt. Nur dort, wo die Eigenverantwortung nicht ausreicht oder versagt, setzt die Verpflichtung des Staates und der Gemeinschaft ein.
Das steht dem leider auch heute wieder immer weiter um sich greifenden sozialistischen Versorgungs- und Wohlfahrtsstaat, der den Menschen schon von Geburt an gegen alle Widrigkeiten des Lebens beschützen möchte, fundamental entgegen. Schon Ludwig Erhard, einer der Gründerväter der Sozialen Marktwirtschaft, warnte eindringlich, dass die Folgen dieses gefährlichen Weges die wachsende Sozialisierung der Einkommensverwendung, eine um sich greifende Kollektivierung der Lebensplanung, die weitgehende Entmündigung des Einzelnen sowie die zunehmende Abhängigkeit vom Staat seien. Am Ende stünde eine Art allmächtiger Staat und der soziale Untertan. Wie aber soll diese Form staatlicher Bevormundung mit einer freiheitlich-konservativen Weltanschauung vereinbar sein?
Vorbild Ludwig Erhard
In der Sozialen Marktwirtschaft hingegen, trägt jeder Einzelne die Risiken seines Lebens selbst und gestaltet seine Existenz, sein Schicksal und das seiner Familie nach seinen Vorstellungen. Es sind die Eigeninitiative und Leistungsbereitschaft, die dem Wohl aller dienen und die Grundlage dafür bilden, dass die Menschen das Maß an Kraft, Leistung, Initiative und anderen menschlichen Werten entfalten können, welches für das Leben und die Zukunft der Nation schicksalshaft ist. Die Soziale Marktwirtschaft kann dementsprechend mit Fug und Recht als wirtschaftspolitisches Gegenstück zur Demokratie bezeichnet werden.
Bei aller berechtigten Kritik am „ungezügelten Kapitalismus“ oder am „globalen Finanzkapitalismus“, war es jedoch nicht die Soziale Marktwirtschaft, die die Ungleichheit in der Gesellschaft angefacht oder verursacht hat. Ganz im Gegenteil war sie es erst, die Chancengerechtigkeit geschaffen und Wohlstand für alle ermöglicht hat. Der steile wirtschaftliche Anstieg Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg ist der beste Beleg dafür. Erst mit der stückchenweisen Abschaffung der Sozialen Marktwirtschaft durch die herrschende Politik, haben auch die sozialen Probleme in unserem Land zugenommen. Anstatt uns also mit theoretischen Fragen zum Ursprung des Kapitalismus zu beschäftigen und ob ein „Bündnis zwischen Kapitalismus und konservativem Denken“ möglich sei, sollten wir stattdessen für die Wiederbelebung der Sozialen Marktwirtschaft kämpfen. Es gibt keine andere real existierende Wirtschaftsordnung auf der Welt, die besser mit einer freiheitlich-konservativen Politik vereinbar wäre.
Zur Person:
Niklas Frohn, Jahrgang 1987, ist studierter Agrarökonom und AfD-Mitglied seit 2018.