England: Universität Nottingham lehrt, dass Orks Opfer von „ethnischem Chauvinismus“ sind
In England sorgt ein Universitätskurs für Empörung: Die Studenten sollen lernen, dass Tolkiens „Herr der Ringe” rassistische Züge trägt und dunkle Haut als Symbol des Bösen verwendet.
Orks in der Verfilmung von Tolkiens Trilogie „Der Herr der Ringe“.
© IMAGO / Everett CollectionLondon. – An der Universität Nottingham wird derzeit das umstrittene Geschichtsmodul „Decolonising Tolkien et al.“ angeboten. Darin wird die These vertreten, dass J. R. R. Tolkien in seiner berühmten „Herr der Ringe“-Trilogie Menschen mit dunkler Hautfarbe als böse darstellt. Der Kurs verwendet einen Begleittext, in dem es heißt, die Orks und andere dunkelhäutige Figuren seien Opfer von „ethnischem Chauvinismus“, wie der Telegraph berichtet.
Dunkle Haut als Symbol des Bösen?
Der Kursleiter, der schwarze Historiker und Autor Dr. Onyeka Nubia, argumentiert, dass in Tolkiens Welt Mittelerde die Völker im Osten als feindlich dargestellt werden, während die Völker im Westen mit ihrer helleren Hautfarbe moralisch überlegen erscheinen. Er schreibt, dass zu den verfemten Völkern die Ostlinge und Haradrim („Südländer“) gehören. In der Trilogie treten zudem dunkelhäutige Orks auf, die als „dunkle Kreaturen“ bezeichnet werden und Sauron, dem „Dunklen Lord“, dienen. Weiterhin behauptet der Text, dass Tolkiens Darstellung dieser fiktiven Rassen in der Tradition der anti-afrikanischen Abneigung stehe, in der Menschen afrikanischer Herkunft als „natürliche Feinde der Weißen“ beschrieben würden.
Auch C. S. Lewis im Fokus
Das Modul untersucht nicht nur Tolkien, sondern auch die Darstellung von Rassen in C. S. Lewis’ „Der König von Narnia“. Darin werden die Calormen als orientalische Stereotype dargestellt: „grausame“ Menschen mit „langen Bärten“ und „orangen Turbanen“.
Zudem sollen Studenten lernen, den britischen Literaturkanon „neu zu bevölkern“, also mit vielfältigeren Perspektiven zu füllen. Nubia, der gelegentlich für die BBC schreibt, verweist auf historische Belege, denen zufolge das mittelalterliche England diverse Bevölkerungsgruppen umfasste und Menschen afrikanischer Herkunft dort lebten. Dennoch sei ethnischer Chauvinismus in der Literatur präsent gewesen, etwa in Miltons „Das verlorene Paradies“, und habe sich in den Werken von Tolkien und Lewis fortgesetzt.