Estland entfernt Sowjetdenkmäler nahe russischer Grenze

Die Ministerpräsidentin Kallas erklärte, die Entfernung aller Sowjetdenkmäler sei deshalb angeordnet worden, weil es wachsende Spannungen in der überwiegend russischsprachigen Stadt gebe.
/
/
1 Minute Lesezeit
Estland entfernt Sowjetdenkmäler nahe russischer Grenze

Bild: T-34-Panzer nahe der Stadt Narwa / Bild: Marcus Vegas from Tallinn, Estonia, CC BY-SA 2.0, via Wikimedia Commons (Bild zugeschnitten)

Die Ministerpräsidentin Kallas erklärte, die Entfernung aller Sowjetdenkmäler sei deshalb angeordnet worden, weil es wachsende Spannungen in der überwiegend russischsprachigen Stadt gebe.

Tallinn. – Estland hat damit begonnen, Sowjetdenkmäler auf seinem Staatsgebiet zu entfernen. „Als Symbole von Repressionen und der sowjetischen Besatzung sind sie zu einer Quelle zunehmender sozialer Spannungen geworden – in diesen Zeiten müssen wir die Gefahr für die öffentliche Ordnung so gering wie möglich halten“, erläuterte die estnische Regierungschefin Kaja Kallas laut der Nachrichtenagentur dpa die Entscheidung.

Regierung gab grünes Licht

Mit schwerem Gerät verlegten am Dienstagmorgen Arbeiter ein Sowjetpanzer-Monument in der estnisch-russischen Grenzstadt Narwa. „Ein schöner und sonniger Tag hat jetzt begonnen und auch die Arbeiten zur Umverlegung“, sagte Kallas. „Wir wollen, dass alles friedlich abläuft.“

Die Regierung in Tallinn hatte zuvor grünes Licht für die Entfernung von sowjetischen Denkmälern aus dem öffentlichen Raum des baltischen EU- und NATO-Mitgliedstaats gegeben. Im Mittelpunkt der Debatte stand vor allem der sowjetische T-34-Panzer, der sich nahe Narwa im Osten des Landes befand und dessen Geschützlauf in seiner ursprünglichen Positionierung symbolisch nach Westen zeigte. Er stand an dem Punkt, an dem die Rote Armee im Zweiten Weltkrieg den gleichnamigen Fluss Narwa überquerte und die deutschen Truppen aus der Stadt vertrieb.

Widerstand gegen den Abbau

Unter den Einwohnern gab es Widerstand gegen den Abbau des Panzers, der in ein Museum gebracht und durch ein neutrales Grabmal ersetzt werden soll. Die Verwaltung der Stadt, deren Bevölkerung zu mehr als 90 Prozent aus ethnischen Russen besteht, vermied es, selbst eine Entscheidung über die Zukunft des Denkmals zu treffen. Deshalb fasste die Regierung am frühen Dienstagmorgen ihren Beschluss, der Kallas zufolge auch den wichtigsten Verbündeten erklärt worden sei. Russland hatte zuvor gegen die Pläne protestiert. Neben dem T-34-Panzer wurden auch noch sechs weitere Monumente aus der sowjetischen Besatzungszeit aus dem Stadtbild der drittgrößten Stadt des Landes entfernt.

Viele Russen leben in Estland

Im Zweiten Weltkrieg war Narwa schwer umkämpft. Zunächst wurde die Stadt 1940 im Verlauf der Annexion Estlands von der Sowjetunion besetzt, später kamen deutsche Truppen und hielten die Stadt bis 1944. Dann wurde das baltische Land wieder unfreiwillig Teil der Sowjetunion – bis 1991. Die Bevölkerung des Landes besteht bis heute zu rund einem Viertel aus ethnischen Russen, die häufig auch familiäre Bindungen nach Russland haben.

Über den Autor

Monika Šimić

Monika Šimić wurde 1992 in Zenica (Bosnien und Herzegowina) geboren. Die gebürtige Kroatin wuchs in Kärnten auf und studierte Übersetzen mit der Sprachkombination Russisch und Englisch in Graz.

Kann FREILICH auf Ihre Unterstützung zählen?

FREILICH steht für mutigen, konservativ-freiheitlichen Journalismus, der in einer zunehmend gleichgeschalteten Medienlandschaft unverzichtbar ist. Wir berichten mutig über Themen, die oft zu kurz kommen, und geben einer konservativen Öffentlichkeit eine starke Stimme. Schon mit einer Spende ab 4 Euro helfen Sie uns, weiterhin kritisch und unabhängig zu arbeiten.

Helfen auch Sie mit, konservativen Journalismus zu stärken. Jeder Beitrag zählt!