„Lifeline“ & Co.: Weiter Streit um Anlegeerlaubnis für Schiffe mit Migranten
Italiens neuer Innenminister Matteo Salvini von der Lega Nord hält an seinem Vorhaben, keine Schiffe mit potentiellen Asylwerbern an Bord an Italiens Küsten anlegen zu lassen, fest.
Der Fall der „Aquarius“ sorgte vor zwei Wochen für Aufsehen – Die Tagesstimme berichtete. Sowohl Italien als auch Malta hinderten das Schiff einer NGO mit über 600 Migranten daran, anzulegen. Die entsprechende Erlaubnis erteilte nach längerer Irrfahrt letztlich Spanien, das Seefahrzeug legte schließlich in Valencia an. In den vergangenen Tagen lagen jedoch erneut zwei Schiffe mit Einwanderungswilligen zwischen Italien und Malta.
„Lifeline“ seit Tagen im Mittelmeer
Seit Donnerstag harrt nunmehr die „Lifeline“, das Schiff der Dresdner NGO „Mission Lifeline“, mit 234 Migranten an Bord auf dem Mittelmeer aus. Bis Montagabend erklärte sich kein Land dazu bereit, einen Hafen zu öffnen, selbst Spanien erteilte diesmal eine Absage. Wie der spanische Minister für öffentliche Arbeiten, José Luis Abalos, erklärte, wolle man nur auf bestehende Probleme hinweisen, nicht aber zur maritimen Rettungsorganisation für ganz Europa werden.
Alternative Wege angedacht
Anstatt die vermeintlichen Flüchtlinge wieder zurück nach Libyen zu bringen, dachte die „Mission Lifeline“ deshalb an alternative Wege, um nach Europa zu gelangen. Axel Steier, ein Mitbegründer der NGO, fasste etwa die Idee ins Auge, zunächst mittels Autokorso einen bestimmten europäischen Hafen anzusteuern. Dort könne man dann gegebenenfalls eine Jacht mieten und dem gestrandeten Schiff entgegen fahren. Anschließend könnte man eine „Umladung“ auf andere Schiffe veranlassen und damit das Platzproblem erleichtern.
Frankreich signalisiert Aufnahmebereitschaft
Mittlerweile scheinen die Gruppen allerdings davon wieder abzusehen, denn am Dienstagmorgen kam Bewegung in die Angelegenheit. Wie die Zeit vermeldet, erklärte sich Frankreichs Präsident Emmanuel Macron bereit, die Passagiere der „Lifeline“ aufzunehmen. Damit könnte das Schiff doch noch auf Malta anlegen. Ein französisches Expertenteam würde anlässlich eines Einlaufens in Valletta auf die Insel reisen und die Asylanträge „individuell“ prüfen. Bereits im Fall der „Aquarius“ zeigte sich Frankreich bereit, einige der Migranten aufzunehmen.
Nicht nur NGOs betroffen
Ebenfalls von der Sperrung der Häfen betroffen war das dänische Containerschiff „Alexander Maersk“. Dieses nahm auf Wochenende 113 schiffbrüchige Migranten an Bord. Die Lage auf dem Schiff galt als prekär. Ein Sprecher der Reederei teilte etwa im dänischen Rundfunk mit, die Situation an Bord sei unhaltbar. Das Schiff sei nicht für derartig viele Menschen ausgelegt, die 25-köpfige Besatzung sei außerstande, sich um über hundert Menschen zu kümmern.
Montagabend: Dänisches Containerschiff legt an
Brisant: Der Kapitän der „Alexander Maersk“ behauptete über Tage felsenfest, italienische Staatsstellen hätten ihn gebeten, bei der Rettung der Schiffsbrüchigen zu helfen. Angesichts dessen schaltete sich auch die dänische Immigrationsministerin Inger Støjberg ein und rief die italienische Regierung auf, dem Schiff die Landung in Italien zu erlauben. Die konservative Politikerin gilt normalerweise als Hardlinerin und durchaus mit Salvini auf einer Linie.
Daraufhin erteilte die neue italienische Regierung tatsächlich die Freigabe und das dänische Schiff ankerte am späten Montagabend in Pozzallo. Die südsizilianische Ortschaft gilt seit Jahren als beliebter Anlegeort für Schiffe und Boote mit Migranten an Bord. Der Bürgermeister der Gemeinde, Roberto Ammatuna sprach sich für Menschlichkeit und Soldarität aus.