„Osteuropäer als NATO-Kanonenfutter nutzen“
Ein interessantes Zeitdokument: schon 1993, wenige Jahre nach dem Ende der Sowjetunion, sprach sich der Mega-Spekulant und „Philanthrop“ George Soros in einem Strategiebeitrag für seine Open Society Foundations dafür aus, osteuropäische „Manpower“ als Kanonenfutter für die NATO zu verwenden.
In dem Beitrag unter dem bezeichnenden Titel „Towards a New World Order“ („Einer neuen Weltordnung entgegen“) setzt sich Soros mit den neuen Herausforderungen der NATO und des Westens überhaupt nach dem Ende der Blockkonfrontation auseinander. Eines der Probleme der NATO, diagnostizierte der Multimilliardär damals, sei, dass die Toleranz der westlichen Gesellschaften gegenüber Verlusten in kriegerischen Auseinandersetzungen – zum Beispiel bei „humanitären“ Interventionen – nicht besonders groß sei; die Heimkehr vieler toter Soldaten in Särgen sei wenig populär. Er schlug deshalb – noch lange, ehe die Osterweiterung der NATO auf der Tagesordnung stand! – vor:
„Die Vereinigten Staaten sind nicht dazu aufgerufen, als Weltpolizist aufzutreten. Wenn sie handeln, dann in Zusammenarbeit mit anderen. Im übrigen würde die Kombination von Manpower aus Osteuropa mit den technischen Fähigkeiten der NATO das militärische Potential der Partnerschaft erheblich steigern, weil sie das Risiko von Leichensäcken für die NATO-Staaten verringern würde, das die größte Einschränkung ihrer Handlungsbereitschaft darstellt. Dies ist eine praktikable Alternative zur drohenden Weltunordnung.”
Strategische Bedeutung der Ukraine
Soros machte sich deshalb schon früh für die Aufnahme osteuropäischer Staaten in die NATO stark – „bevor sich Russland erholt”. Der Westen machte sich Soros’ Konzept dann zueigen, der mit seinen Überlegungen allerdings nicht allein stand. Auch der langjährige Nationale Sicherheitsberater mehrerer US-Präsidenten, Zbigniew Brzezinski, hob in seinem geopolitischen Grundlagenwerk „Die einzige Weltmacht“ (1997) die eminente strategische Bedeutung der Ukraine sowohl für den Westen als auch für Russland hervor.
Soros konnte sich durch die Entwicklung, die die Ukraine in den darauffolgenden Jahren nahm, bestätigt sehen. 2014, nach dem erfolgreichen Maidan-Putsch – an dem seine Stiftungen ebenfalls maßgeblich beteiligt waren – äußerte er in einem Video freimütig: „Was in der Ukraine passiert, ist mein bestes Projekt.“ Tatsächlich nimmt die Ukraine inzwischen exakt die Position im westlichen Kalkül ein, die ihr Soros in seinem Text von 1993 zugedacht hatte: als Lieferant von Kanonenfutter.