Verkehrte Zahlenreitereien und Narrative als Sprungbrett linker Ideologen

Seit etwa zwei Wochen toben in zahlreichen US-Städten teils massive Unruhen – und auch in Europa gehen Menschen gegen angeblichen Rassismus und vermeintliche Polizeigewalt auf die Straße. Dies deckt auch einige gesellschaftliche Abgründe auf.
Julian Schernthaner
Kommentar von
11.6.2020
/
4 Minuten Lesezeit
Verkehrte Zahlenreitereien und Narrative als Sprungbrett linker Ideologen

Nicht nur wortwörtlich, sondern auch im übertragenen Sinne ist derzeit Feuer am Dach. Symbolbild (Hausbrand): Pixabay

Seit etwa zwei Wochen toben in zahlreichen US-Städten teils massive Unruhen – und auch in Europa gehen Menschen gegen angeblichen Rassismus und vermeintliche Polizeigewalt auf die Straße. Dies deckt auch einige gesellschaftliche Abgründe auf.

Kommentar von Julian Schernthaner.

Die linke Hegemonie hat es geschafft: Sie hat eine neue Spielwiese gefunden. In ihrer ewigen Suche nach Ersatz-Entrechteten küren sie einen verurteilten Gewaltverbrecher zu einer Art realem John Coffey. Der fast zwei Meter große George Floyd prangt seitdem in mehreren Ländern – wie zuvor Alan Kurdi oder Greta Thunberg – als Mahnmal des schlechten Gewissens an den Wänden. Und all die Schönen und Reichen sind von der Partie.

Ein situativ befülltes Schlagwort

Man könnte daher einmal süffisant anmerken, dass der angebliche Rassismus gar nicht so schlimm sein kann, wenn sich fast alle namhaften Firmen und Prominenten dagegen aussprechen. In Wirklichkeit ist die Wahrheit irgendwo da draußen. Natürlich gibt es zwischen unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen Animositäten, zumal auch ungerechtfertigte. Auf der anderen Seite kann heute alles „Rassismus“ sein. Im Zweifelsfall kann man das sogar mit weiteren Buzzwords verbinden.

Ganz ähnlich dem Faschismus-Vorwurf ist es ein (fast) leerer Signifikant, den die Meinungsführer immer situativ neu befüllen. Die Mehrheitsgesellschaft – das gemeine Volk, das es vom latenten Übel zu befreien gilt – sei angeblich „strukturell rassistisch“. Es werden Strohmänner aufgebaut, die dann im Vandalismus-Taumel sogleich wieder lichterloh in Feuer stehen mögen. Die Erleuchteten sitzen in der Kaiserloge und befehlen den Scheunenbewohnern, jenen im Bauernhaus den roten Hahn aufs Dach zu setzen.

Unbeliebte Forderungen über die Hintertür

Im Gegenzug erlaubt die gegenwärtige Debatte auch, alte Utopien durchzudrücken, die sonst keine Mehrheiten fänden. Keine Großstadt der Welt wäre etwa auf die hirnrissige Idee gekommen, ihre Polizeibehörde abzuschaffen. Dasselbe gilt für die Überlegung, sogenannten „alten, weißen Männern“ ihre wohlverdienten Statuen zu streichen, weil sie in einem früheren Zeitgeist etwas sagten oder taten, das dem heutigen nicht mehr entspricht. Auch Quotenregelungen sind plötzlich wieder en vogue.

Um Beseitigung von Rassismus oder die Abschaffung von Polizeigewalt geht es ihnen nicht. Wenn schwarze Politiker in Südafrika bekunden, Weiße „noch nicht“ töten zu wollen, aber immerhin zu enteignen, gibt es keine Aufregung. Auch die Geschichte einer Australierin, die vor zwei Jahren ebenfalls in Minneapolis grundlos von einem schwarzen Polizisten erschossen wurde, führte zu keinen Massenprotesten. Und auch wenn Schwarze andere Schwarze töten, ist das Empörium still.

Die Statistik spricht eine andere Sprache

Vielleicht auch deshalb, weil man dann kein Feindbild mehr aufstellen könnte. Denn die Statistiken sprechen eine andere Sprache. So strich etwa Martin Lichtmesz in einem Artikel für die Sezession heraus, dass Schwarze in den Jahren 1980 bis 2008 für mehr als die Hälfte aller Tötungsdelikte verantwortlich waren. In etwa 93 Prozent der Fälle wurden zudem Schwarze von anderen Schwarzen getötet – und diese Ziffer ist stabil, mein Schulbuch aus den frühen Nullerjahren sprach von 94 Prozent.

Und die Sache geht noch weiter. Denn laut einer Statistik aus dem Jahr 2013 war es relativ zur Bevölkerungszahl etwa 13-mal so wahrscheinlich, dass ein Weißer durch einen Schwarzen einem gewaltsamen Tod zugeführt wurde als umgekehrt. Und zumindest, was Schusswechsel betrifft, fand eine Studie heraus, dass Schwarze häufiger von schwarzen Polizisten als von weißen Polizisten erschossen wurden. Trotzdem kommt nur das Narrativ überdurchschnittlicher Gewalt gegen Schwarze hervor.

Linke Hegemonie spielt Deutungshoheit aus…

Dass diese Narrative quer durch den gesamten „Westen“ gespielt werden, ist in Wirklichkeit natürlich keine Frage der Rasse, sondern eine der linken Hegemonie. Diese besitzen in den großen Medien und Bildungseinrichtungen sowie im Kulturbereich weitgehende Deutungshoheit. Durch diese Mischung aus Öffentlichkeit, vermeintlicher Sachlichkeit und prominenten Gesichtern können sie aus jeder Krise ein vermeintlich globales Problem machen. In Osteuropa kräht indes kein Hahn nach den Protesten.

Tatsächlich ist die Spaltung in der USA ohnehin keine ethnische, sondern eine soziale. Der amerikanische Traum ist nicht mehr als ein Traum, soziale Mobilität schwierig. Immer wieder stellen Studien eine Verbindung zwischen bitterer Armut und Kriminalitätsraten in einem Viertel her. Es ist eine Schere, die in Amerika traditionell größer ist als in Ländern mit intakter Solidargemeinschaft. Stadtviertel, deren Medianeinkommen ein Vielfaches ihrer Nachbarviertel sind, keine Seltenheit.

…und tauscht den Klassenkampf gegen Rassenkampf

Freilich sind Schwarze in den USA auch überdurchschnittlich oft von Armut betroffen – und bekommen diese Umstände oft als Erste zu spüren. Anstatt aber die Wurzeln zu erforschen, macht man es sich mit der Rassismus-Keule leicht. Die Linke hat den Klassenkampf längst gegen den Rassenkampf getauscht. Sie spielt einkommensschwache, republikanische Weiße gegen das demokratische, schwarze Prekariat aus. Selbst entscheidet sie aus Elfenbeintürmen, dass jeder ihr Utopia brauche.

Dafür ist ihnen kein soziales Experiment zu blöd – die Verwerfungen müssen sie ja selbst nicht mitbekommen. Arme weiße Arbeiter wohnen oft in Regionen, die Linke verächtlich als „Flyover States“ bezeichnen. Arme schwarze Arbeiter wohnen oft im Süden, den Linke oft als rückständig verspotten – oder in Stadtvierteln, welche die heile Welt ihrer Filme und TV-Serien niemals besuchen. Wie „edle Wilde“, die man aus der Distanz bewundert und nur hervorkramt, wenn sie nützlich sind.


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Die in Gastbeiträgen geäußerten Ansichten geben ausschließlich die Meinung des jeweiligen Autors wieder und entsprechen nicht notwendigerweise denen der Freilich-Redaktion.
Über den Autor
Julian Schernthaner

Julian Schernthaner

Der studierte Sprachwissenschafter wurde 1988 in Innsbruck geboren und lebte sieben Jahre in Großbritannien. Vor kurzem verlegte er seinen Lebensmittelpunkt ins malerische Innviertel, dessen Hügel, Wiesen und Wälder er gerne bewandert.

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