Während er den IS anführt: Familie eines IS-Chefs lebt seit Jahren weiter in Großbritannien
Die Familie des Mannes, der sich inzwischen an die Spitze des IS katapultiert hat, lebt weiterhin im britischen Slough. Der heute weltweit gesuchte Extremistenführer operiert von Somalia aus und ist eine zentrale Figur für die Reorganisation des Islamischen Staates.
Slough. – Der neue mutmaßliche globale Anführer des sogenannten Islamischen Staates, Abdul Qadir Mumin, hat seine Ehefrau und drei Kinder im Jahr 2010 in Großbritannien zurückgelassen. Wie die Daily Mail berichtet, lebt die Familie bis heute in Slough, während Mumin in Somalia ein IS-Netzwerk mit rund 1.200 Kämpfern anführt.

Mumin, der von internationalen Sicherheitsdiensten gesucht wird, hielt sich in den 2000er-Jahren in London auf. Dort predigte er und versuchte nach Angaben aus seinem Umfeld, junge Männer für die Terrororganisation al-Shabaab zu rekrutieren. In dieser Zeit lebte er mit seiner Frau Muna Abdule und den gemeinsamen Kindern in Greenwich.
Ehefrau schildert abruptes Verschwinden
Abdule, offenbar eine seiner vier Ehefrauen, erklärte, ihr Mann habe die Familie ohne Vorwarnung verlassen: „Er hat mich mit drei Kindern sitzen lassen. Es war nicht leicht für mich. Er hat mir nicht einmal gesagt, wohin er geht. Er kam eines Tages nach Hause und sagte, er gehe.“ Bis heute gebe es keinerlei Kontakt: „Er hat uns im Stich gelassen, was soll ich sonst sagen? Wir haben seit mehr als zehn Jahren nichts von ihm gehört oder ihn gesehen. Wir haben nichts mit ihm zu tun. Die Kinder wissen, wer er ist, aber sie haben auch keinen Kontakt zu ihm.“
Über Mumin spreche man im Alltag nicht, so Abdule gegenüber der Daily Mail: „Wir reden überhaupt nicht über ihn. Wir haben einfach unser Leben gelebt. Ich bin einmal nach Somalia gereist, um ihn zu besuchen, weil er sagte, er habe sich geändert, aber das stimmte nicht. Das ist mehr als zehn Jahre her, und seitdem gab es keinen Kontakt.“ Eine langjährige Bekannte der Familie beschreibt Mumin als kontrollierend und abwesend: „Er war kein guter Vater und Ehemann. Er war immer in der Moschee oder unterwegs, um Rekruten für die Dschihadistenbewegung zu finden.“

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Radikalisierung innerhalb extremistischer Gruppen
Bereits vor seiner Abreise aus Großbritannien wurde Mumin von den Sicherheitsbehörden beobachtet. Ein Angehöriger seines Clans sagte über seine Motivation zur Flucht, er habe genug davon gehabt, dass die britischen Sicherheitsdienste ihn bedrängten. Deshalb sei er gegangen. „Er ist ein harter Mann, der nie viel Zeit für seine Familie hatte“, so der Mann gegenüber der Daily Mail. Ironischerweise sei er erst dann strenger geworden, als er nach Großbritannien kam. Vorher sei er eher ein traditioneller Prediger gewesen. In Somalia verbrannte Mumin später öffentlich seinen britischen Pass, schwor al-Shabaab die Treue und wechselte 2015 zum IS. Dort stieg er zu einem der wichtigsten Akteure auf.
Experten sehen Mumin als entscheidende Figur für die Reorganisation des IS. Ihm werden Verbindungen zu internationalen Anschlägen zugeschrieben, darunter die doppelten Selbstmordattentate am Flughafen Kabul 2021. Ein Sicherheitsbeamter aus der autonomen Region Puntland im nordöstlichen Somalia erklärte: „Der Tag, an dem wir Mumin töten, wird der glücklichste Tag meines Lebens sein.“



