Der erfolgreichste Unternehmer in der Geschichte Afrikas

Als Aliko Dangote 1957 in Nigeria geboren wurde, ahnte er noch nicht, dass er durch den Handel mit Importgütern und den Aufbau einer verarbeitenden Industrie zum erfolgreichsten Unternehmer Afrikas werden würde. In seinem FREILICH-Kommentar stellt Volker Seitz Dangote näher vor.

Kommentar von
10.6.2024
/
3 Minuten Lesezeit
Der erfolgreichste Unternehmer in der Geschichte Afrikas

Mitarbeiter am Gelände der Dangote Raffinerie in Nigeria.

© GodwinPaya, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

„Weiße Leute wollen immer schwarze Leute retten“, schreibt der Kenianer Mukoma wa Ngugi. Daraus entstand seit nunmehr 60 Jahren eine Wohltätigkeitsmasche, die keine Arbeitsplätze auf dem afrikanischen Kontinent geschaffen hat. Wir sollten aufhören, den Weltretter zu geben. Gleichberechtigte Geschäftsbeziehungen halte ich für sehr viel sinnvoller als die heutige „Entwickungshilfe“. Afrika braucht keine Babysitter. Der Kontinent braucht dringend Bildung und Arbeit. Der Unternehmer Aliko Dangote, den ich hiermit vorstellen möchte, hat bewiesen, dass viele Waren, die jahrelang importiert wurden, relativ leicht im eigenen Land produziert werden können. Dabei wurden bislang 26.000 Arbeitsplätze geschaffen.

20 Afrikaner dürfen sich laut dem Wirtschaftsmagazin Forbes Africa als Milliardär bezeichnen. Der in Europa wenig bekannte nigerianische Unternehmer Aliko Dangote behält – laut der neuesten Forbes-Liste – seinen Titel als reichster Afrikaner. Er wird nach der gerade veröffentlichten Forbes-Recherche mit 13,4 Milliarden US-Dollar gelistet. In der globalen Übersicht ist er allerdings „nur“ auf Rang 144. Im Bloomberg Index („Bloomberg Billionaires Index“) wird sein Vermögen sogar mit 20,7 Milliarden veranschlagt. Sein Werdegang ist interessant.

Wer ist Aliko Dangote?

Aliko Dangote (geboren am 10. April 1957 in Kano/Nigeria) studierte Wirtschaftswissenschaften an der al-Azhar-Universität in Kairo und schloss 1977 sein Studium mit dem Bachelor ab. In Deutschland ist er kaum bekannt, weil er die Öffentlichkeit nicht sucht und wenig Wert auf Statussymbole legt. In einem zu Teilen von Korruption und Vetternwirtschaft zerfressenen Nigeria gilt er als ehrbarer Kaufmann.

Die Financial Times nannte Aliko Dangote den erfolgreichsten Unternehmer der afrikanischen Geschichte. Seine Erfolgsgeschichte vom Kleinkredit eines Onkels bis zum Industriemagnaten ist einmalig. Anders als andere reiche Afrikaner verdankt er seinen Reichtum nicht Rohstoffen, sondern dem Handel mit importierten Waren und dem Aufbau einer verarbeitenden Industrie. Er gilt als der reichste Mann des Kontinents. Sein Vermögen hat das Forbes Magazin auf 15,4 Milliarden Dollar geschätzt (Bloomberg 18,5 Milliarden), was fast drei Prozent der Wirtschaftsleistung des Landes entspricht.

Der Durchbruch gelang ihm im Jahr 2000 mit dem Bau einer Zuckerraffinerie und eines Zementterminals in Lagos. Heute ist seine Dangote Group der größte Zementhersteller Afrikas. (Dangote Cement, der größte börsennotierte Konzern in Nigeria, produziert mehr als 45 Millionen Tonnen Zement im Jahr.) Er hat in acht weiteren Ländern des Kontinents Produktionsstätten (Ghana seit 2011), Südafrika (2014), Kamerun, Sambia, Äthiopien und Senegal (2015), Kongo und Sierra Leone (2017) und deckt ein Portfolio ab, das von Zement, Düngemittel, Stahl, Immobilien, Telekommunikations- und Logistikdiensten über Zucker, Reis, Salz, Nudeln, Tomatenmark, Mehl bis Milch und Mineralwasser reicht. Das Management seiner Firmen kommt mehrheitlich aus Indien. Sein Bruder Sani ist Vizepräsident der Gruppe. Neben seiner Tochter Halima, die als seine Nachfolgerin gilt, ist noch sein Vetter Abdu Dantata, der für die Logistik und Vertrieb verantwortlich ist, mit an der Spitze der Gruppe.

Ein großes Firmenimperium

2016 hat er eine Fabrik für Tomatenmark gebaut. Er will Nigeria damit unabhängig von Importen machen und bis zu 40.000 Landwirten ihre Ernte abkaufen. Dangote ist mittlerweile auch im Ölsektor tätig. Er baute in Lagos für mehr als 15 Milliarden Dollar eine Raffinerie mit einer Kapazität für 650.000 Barrel. Um die notwendigen gigantischen Baumaschinen transportieren zu können, mussten 136 km Straße und ein eigener Hafen gebaut werden. Dangote hofft, damit den gesamten Bedarf des Landes zu decken und noch einen Teil zu exportieren. Nigeria muss als Ölförderland Benzin importieren, weil die Raffinerien alt und schlecht gewartet sind. Im März 2022 eröffnete Dangote in Lagos die größte Düngemittelfabrik (Harnstoffdünger/Urea) Afrikas.

Außerafrikanische Aktivitäten: Dangote Cement will er an die Londoner Börse bringen. 2018 hat er Cherie Blair, die Frau des früheren britischen Premierministers, in den Aufsichtsrat berufen. In New York will er ein „Family Office“ eröffnen, um sein Vermögen vor Abwertungen der nigerianischen Währung Naira zu schützen.

Während viele afrikanische Geschäftsleute mit dem Export und Import von meist unverarbeiteten Gütern reich geworden sind, setzt Dangote auf die Produktion und Verarbeitung vor Ort. Er hat bislang mehr als 26.000 Arbeitsplätze geschaffen. Dangote hat erkannt, dass der beste Weg, die Effizienz zu steigern, über eine eigene Fachkräfteentwicklung führt. Mithilfe des Verbandes Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) hat er für seine Mitarbeiter und lokale Unternehmen eine Trainings- und Ausbildungsakademie errichtet, in der bis zu 500 Personen ausgebildet werden können. Das Ausbildungskonzept für den Schulungsbetrieb hat auch der VDMA ähnlich wie in Kenia und Botswana entwickelt.

Tausende von Arbeitsplätzen

Seine DANGOTE Foundation investiert zwischen 50 und 100 Millionen Dollar in philanthropische Aktivitäten, zum Beispiel Sanierung von Universitäten (Ahmadu-Bello (Zaria), Bayero (Kano), Kano State (Wudil) und Ibadan), Hilfe für Flutopfer, arbeitslose Jugendliche und Frauen. Die Stiftung ist Hauptgeber der Initiative „Saving One Million Lives“ in Nigeria. Bei Bekämpfung der Ebola-Epidemie nahm die Stiftung eine führende Rolle in Nigeria und anderen Teilen Westafrikas ein. Mit einer Zuwendung in Höhe von drei Millionen US-Dollar ist sie größter privater Geber des „Ebola Trust Fund“ der Afrikanischen Union.

Am 2. März 2018 weihte Dangote seine DANGOTE BUSINESS SCHOOL an der Universität Bayero in Kano, seiner Geburtsstadt, ein. Dangote sagte: „Diese Business School wird künftige afrikanische Wirtschaftsführer ausbilden und vorbereiten, die wissen, wie man Geschäfte macht, und andere zu visionären Geschäftsleute ausbilden. Ich sehe auch, dass diese Business School eine Rolle bei der Beschleunigung der wirtschaftlichen Integration unseres Kontinents spielen wird.“ Die Gebäude wurden für 3,3 Millionen Dollar errichtet. Das Ziel der DSB ist es, beste internationale Qualität der Ausbildung zu bieten. Dangote unterstützt bereits seit 2014 die Universität in Kano.


Zur Person:

Volker Seitz, Botschafter a.D. und Autor des Bestsellers „Afrika wird armregiert“, dtv 11. Auflage 2021, war von 1965 bis 2008 in verschiedenen Funktionen für das Auswärtige Amt tätig. Er schreibt für verschiedene Medien wie Achgut und Pragmaticus.

Die in Gastbeiträgen geäußerten Ansichten geben ausschließlich die Meinung des jeweiligen Autors wieder und entsprechen nicht notwendigerweise denen der Freilich-Redaktion.
Stellenausschreibugn - AfD Sachsen

Kann FREILICH auf Ihre Unterstützung zählen?

FREILICH steht für mutigen, konservativ-freiheitlichen Journalismus, der in einer zunehmend gleichgeschalteten Medienlandschaft unverzichtbar ist. Wir berichten mutig über Themen, die oft zu kurz kommen, und geben einer konservativen Öffentlichkeit eine starke Stimme. Schon mit einer Spende ab 4 Euro helfen Sie uns, weiterhin kritisch und unabhängig zu arbeiten.

Helfen auch Sie mit, konservativen Journalismus zu stärken. Jeder Beitrag zählt!