FPÖ kritisiert Ausstellung mit Werken von verurteiltem Sexualstraftäter
Von 27. Jänner bis 3. März sind im Grazer Palais Trauttmannsdorff Werke des verurteilten Sexualstraftäters Otto Mühl zu sehen. Die FPÖ zeigte sich darüber empört.
Graz. - Seit 27. Jänner 2023 können Besucher die Ausstellung „Colourless Pieces - Der Reiz der Farblosigkeit“ im Palais Trauttmannsdorff besuchen. Neben Werken von Günter Brus und Hermann Nitsch finden sich allerdings auch Werke von Otto Mühl in den Ausstellungsräumen. Brisant ist das deshalb, weil Mühl ein verurteilter Sexualstraftäter war. Der vor zehn Jahren verstorbene Künstler war 1991 aufgrund von Sittlichkeitsdelikten, Unzucht mit Minderjährigen und Vergewaltigung sowie Verstöße gegen das Suchtgiftgesetz und Zeugenbeeinflussung zu sieben Jahren Haft verurteilt worden. Die FPÖ übte scharfe Kritik an der Tatsache, dass Mühls Werke ohne Kontextualisierung ausgestellt werden.
„Aschebilder“ mit zerstörten Beweisen
Die Verurteilung nahm Mühl damals gelassen. Er hätte auch keine Reue gezeigt, sondern im Gegenteil 2004 gegenüber der FAZ sogar noch erklärt, dass er niemanden vergewaltigt habe. Über die damals 14-Jährige, die in dem Prozess gegen ihn ausgesagt hatte, bemerkte er: „Sie hat sich selbst ausgezogen, die Tür stand offen. Ich bin doch kein Hypnotiseur.“ Und: „Warum sollte der Staat vorschreiben, ab wann man Sex haben darf?“, zitierte der Spiegel Mühl in einem Nachruf auf ihn.
Mühl machte 1970 auch durch die Gründung einer Kommune, der Aktionsanalytischen Organisation (AAO), von sich reden, in der Zweierbeziehungen und Kleinfamilien abgeschafft wurden. Nach 13 Jahren war die Kommune auf 600 Mitglieder, darunter auch Kinder, angewachsen, die aufgeteilt in mehreren Stadtgruppen lebten. Von Gegnern wurde die Kommune wegen des Gemeinschaftseigentums und der freien Sexualität als Sekte bezeichnet. Mühl hatte damals betont, dass sexuelle Handlungen stets nach den selbstgesetzten Regeln der Gruppe erfolgt seien, wobei Kinder gelernt hätten, „frühzeitig und bewusst mit ihrer Sexualität umzugehen“. Kritische Ex-Kommunenmitglieder unterstützten nach ihrem Auszug aus der Kommune junge Frauen der zweiten Generation bei der Erstattung einer Anzeige wegen sexuellen Missbrauchs gegen Mühl. Als die Staatsanwaltschaft daraufhin ab 1988 ermittelte, ließ Mühl die Tagebücher von Kommunenmitgliedern ohne deren Wissen einsammeln und verbrennen, um Beweise zu vernichten. Die dabei entstandene Asche verwendete er als Material für von ihm erstellte sogenannte „Aschebilder“, wie die taz damals berichtete.
FPÖ kritisiert fehlende Kontextualisierung
Dass auf der Kulturwebsite der Stadt Graz ein Kontextualisierungstext zu Otto Mühl mit Hinweisen auf dessen Straftaten fehlt, sei für die Grazer Freiheitlichen inakzeptabel, wie man mitteilt. „Es ist nicht hinzunehmen, dass eine Ausstellung mit Werken von Otto Mühl vom Kulturamt der Stadt Graz unreflektiert beworben wird“, erklärte FPÖ-Landesparteisekretär Stefan Hermann. Denn: „Während die Büste des unbescholtenen Arztes und Heimatdichters Hans Kloepfer mit einer Kontextualisierungstafel ausgestattet wird und man hier keinesfalls die Person von seinem – in diesem Fall großartigen – Werk trennen möchte, wirbt man für den verurteilten Kinderschänder Otto Mühl ohne jeglichen Hinweis auf dessen furchtbare Taten.“ Bei einer derartigen Ignoranz gegenüber dem Thema Kindesmissbrauch – gerade angesichts des Falles Teichtmeister – könnte einem speiübel werden.
„Standard wurde gewahrt“
Aus dem Büro von Kulturstadtrat Günter Riegler will man keine inhaltliche Stellungnahme abgeben und verweist an Kulturamtsleiter Michael Grossmann, berichtet meinBezirk.at. Dieser hielt fest, dass man die Vernissage hinsichtlich der nötigen Kontextualisierung überprüft hat: „Aus unserer Sicht wurde hier der Standard auf jeden Fall gewahrt und die Ausstellung wird diesen Anforderungen gerecht.“
Bezüglich des offiziellen Internetauftritts des Kulturamts unterstrich Grossmann, „dass der Kulturserver das Bestreben hat, einer breiten Öffentlichkeit, keine lückenlose, aber eine umfassende Übersicht über die verschiedenen Aktivitäten und Veranstaltungen im Kontext Kunst, Kultur und Wissenschaft zu vermitteln. Für den Inhalt und die Art und Form der Veranstaltungen ist immer nur die veranstaltende Institution verantwortlich. Der Kulturserver ist eine Informationsplattform für Interessierte im Bereich Kunst, Kultur und Wissenschaft. Keinesfalls ist der Kulturserver eine Werbeplattform.“