Hamburg: Immer mehr Angriffe auf Klinikpersonal
Die Zahl der Übergriffe auf medizinisches Personal nimmt in Hamburg drastisch zu, auch die Kosten für Sicherheitsdienste sind in den vergangenen Jahren stark gestiegen, wie eine Anfrage ergab.
Die Hamburger Kliniken haben in den vergangenen Jahren viel Geld für die Sicherheit in ihren Einrichtungen ausgegeben.
© IMAGO / Funke Foto ServicesHamburg. – Die Sicherheit des medizinischen Personals in Hamburger Krankenhäusern gerät zunehmend in den Fokus. Eine aktuelle Anfrage der AfD-Fraktion bringt alarmierende Zahlen ans Licht: Demnach wurden im Jahr 2024 mindestens 129 Fälle von körperlicher Gewalt gegen Klinikpersonal registriert, die Asklepios-Kliniken meldeten zusätzlich eine niedrige dreistellige Zahl von Vorfällen. Besonders betroffen ist das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), wo die Gewaltfälle drastisch zugenommen haben. Doch nicht nur die Gewalt selbst, auch die steigenden Kosten für Sicherheitsdienste und die lückenhafte Datenerfassung werfen Fragen auf.
Drastischer Anstieg der Gewaltfälle im UKE
Das UKE verzeichnete im Jahr 2024 insgesamt 94 Fälle von körperlicher Gewalt gegen medizinisches Personal, eine Zunahme von 34 Prozent im Vergleich zu 2023 (70 Fälle). 2019 waren dort nur drei Vorfälle dokumentiert worden. Das entspricht einer Verdoppelung der Gewalttaten innerhalb eines Jahres. Dieser Anstieg könne jedoch teilweise auf ein seit 2022 verbessertes Erfassungssystem zurückzuführen sein, betont der Senat.
Lückenhafte Datenerfassung in Hamburger Kliniken
Dennoch ist die mangelnde Erfassung von Gewaltvorfällen ein zentrales Problem. „In den Hamburger Krankenhäusern werden die Fälle von physischer Gewalt überwiegend nicht statistisch erfasst“, heißt es in der Antwort auf die AfD-Anfrage. Vor allem in der Notfall- und Unfallversorgung sowie in der Psychiatrie komme es häufiger zu Übergriffen. Kliniken wie das Evangelische Amalie Sieveking-Krankenhaus, die Helios ENDO-Klinik oder das Israelitische Krankenhaus führen keine Statistiken über Gewaltvorfälle. Andere, wie die ATOS Klinik Fleetinsel oder das Katholische Marienkrankenhaus, meldeten 2024 keine Fälle.
Sicherheitsdienste: Ein wachsender Kostenfaktor
Die Kosten für Sicherheitsdienste in Hamburger Krankenhäusern sind in den letzten Jahren ebenfalls deutlich gestiegen. „Asklepios gibt an, Aufwendungen im einstelligen Millionenbereich zu haben“, heißt es dazu in der Anfragenbeantwortung. Konkret gab das Bundeswehrkrankenhaus 2024 etwa zwei Millionen Euro für Sicherheitsdienste aus, verglichen mit 500.000 Euro im Jahr 2016. Das UKE investierte 2024 rund 2,6 Millionen Euro, ein Anstieg von 1,5 Millionen Euro seit 2016. Auch das Agaplesion Diakonieklinikum verzeichnete steigende Kosten, von 5.300 Euro im Jahr 2016 auf 66.500 Euro im Jahr 2024.
Welche Kliniken setzen auf Sicherheitsdienste?
Nicht alle Krankenhäuser verfügen über einen eigenen Sicherheitsdienst. „In allen sieben Kliniken der Asklepios Kliniken Hamburg GmbH ist zu den erforderlichen Zeiten im erforderlichen Umfang Sicherheitspersonal im Einsatz. Das Sicherheitspersonal ist ganz überwiegend in einer Asklepios-eigenen Gesellschaft beschäftigt“, betont der Senat in seiner Antwort. Eigene Sicherheitsdienste gebe es auch im Bundeswehrkrankenhaus, in der Helios ENDO-Klinik und in der Helios Mariahilf Klinik. Das Jerusalem-Krankenhaus setzt nur nachts einen Wachdienst ein, während Kliniken wie das Altonaer Kinderkrankenhaus oder das Katholische Marienkrankenhaus ganz auf Sicherheitsdienste verzichten.
Präventionsmaßnahmen und Polizeieinsätze
Der Senat verweist auf bestehende Präventionsstrategien und Schulungsprogramme, ohne jedoch neue Maßnahmen anzukündigen. „Nach aktueller Rückmeldung der Krankenhäuser hat sich der Umfang des Einsatzes von Sicherheitsdiensten in den vergangenen Jahren nicht über das bekannte Maß hinaus ausgeweitet“, heißt es. Einige Kliniken setzen statt auf Sicherheitsdienste auf Deeskalationstrainings für ihr Personal. Die Polizeieinsätze und deren statistische Erfassung bleiben jedoch unklar, da keine aktuellen Daten dazu vorliegen.
AfD fordert Konsequenzen und Transparenz
AfD-Fraktionschef Dirk Nockemann zeigt sich alarmiert: „Gewalttätige Übergriffe auf Ärzte, Pflegepersonal und Rettungskräfte sind auf das Schärfste zu verurteilen“, erklärte der Abgeordnete in einer Aussendung. Wer Krankenhauspersonal angreife, „greift uns alle an und der muss harte Konsequenzen zu spüren bekommen“. Ob die vermehrten Gewaltvorfälle tatsächlich auf genauere Datenerfassung zurückzuführen seien, darüber würden weitere Anfragen Aufschluss geben, so Nockemann.
Fakt sei aber, dass durch die „aufgezwungene Massenmigration“ die innere Sicherheit erodiere. Das wirke sich auf viele Bereiche des öffentlichen Lebens aus, warnt er. Die AfD fordert in diesem Zusammenhang mehr Aufklärung und Transparenz über die Gewalttaten und die Täter.