Ist Europa islamfeindlich? Das sagt eine Studie dazu

Diskriminierungserfahrungen treffen Muslime in Europa besonders hart, wie eine Studie zeigt. Beobachter üben scharfe Kritik.

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Ist Europa islamfeindlich? Das sagt eine Studie dazu

Laut einer Studie fühlen sich Muslime besonders in Österreich diskriminiert.

© IMAGO / Michael Gstettenbauer

Muslime in Europa fühlen sich häufig diskriminiert – am stärksten in Österreich. Laut einer Ende Oktober veröffentlichten Studie der Europäischen Grundrechteagentur (FRA) gaben 74 Prozent der Befragten in Österreich an, in den vergangenen fünf Jahren diskriminiert worden zu sein. Das ist der höchste Wert unter den 13 untersuchten Ländern. Deutschland folgt mit 71 Prozent, Schweden (23 Prozent) und Spanien (31 Prozent) liegen am unteren Ende der Skala, wie der Standard berichtet.

Probleme bei der Dokumentation

Youssef M. Ouled, Leiter der Antidiskriminierungsabteilung von Rights International Spanien, kritisiert, dass „es in Spanien ein generelles Problem damit gibt, Islamophobie zu dokumentieren“. Er betont, dass Islamophobie nicht nur eine Form von Diskriminierung ist, sondern „eine Form von Rassismus, wie Antisemitismus“.

Ouled sieht zwei Hauptursachen für die Verbreitung von Islamophobie in Europa. Zum einen gebe es politische Maßnahmen, die darauf abzielten, Muslime zu „kriminalisieren und zu entmenschlichen“. Als Beispiel nennt er das Antiterrorgesetz in Spanien, das Muslime pauschal unter Terrorverdacht stelle. Er spricht von einer „institutionalisierten islamophoben Praxis“. Andererseits verweist Ouled auf die Rolle von Bewegungen und Parteien wie Marine Le Pen in Frankreich, Giorgia Meloni in Italien oder Viktor Orbán in Ungarn. Diese würden „die Ablehnung, Ungleichbehandlung und Kriminalisierung der muslimischen Bevölkerung normalisieren“.

Brain-Drain und atmosphärische Islamophobie

In Frankreich, wo der FRA-Studie zufolge 43 Prozent der Muslime Diskriminierungserfahrungen gemacht haben, untersucht Julien Talpin in seinem Buch „Frankreich, du liebst es, aber du verlässt es“ die Abwanderung hochqualifizierter Muslime. Viele der Befragten gaben an, Frankreich verlassen zu haben, um der „atmosphärischen Islamophobie“ zu entkommen. Talpin erklärt, dass sich die Wahrnehmung von Muslimen je nach kolonialer Vergangenheit der Länder unterscheide. In Großbritannien würden sie oft als Franzosen und nicht in erster Linie als Muslime wahrgenommen, während in Frankreich vor allem Menschen maghrebinischer Herkunft Anfeindungen ausgesetzt seien.

Steigende Islamfeindlichkeit seit dem 7. Oktober 2023

Die Terroranschläge der Hamas im Oktober 2023 haben zu einem Anstieg islamfeindlicher Vorfälle in Europa geführt. In Deutschland zählte die NGO Claim im vergangenen Jahr 1926 antimuslimische Vorfälle, 60 Prozent davon ereigneten sich nach dem 7. Oktober. Elisabeth Walser von Claim sieht einen politischen Diskurs, der „die rassistischen Überzeugungen weiter anheizt und die muslimischen Gemeinschaften kriminalisiert“.

Linda Hyökki von der deutschen Stiftung Mercator argumentiert, dass es weniger um Islamophobie als vielmehr um Araberfeindlichkeit gehe. Dies bestätigt auch Nelson Momoh von der NGO Capoa: Wenn Deutsche über Muslime sprächen, meinten sie nicht jene aus Westafrika, sondern die aus dem Nahen Osten. Diese würden oft als „unruhig und aggressiv“ wahrgenommen.

Islamophobie in Österreich und Italien

In Österreich wurden bis Ende Mai 2023 insgesamt 1.522 Vorfälle von antimuslimischem Rassismus gemeldet, ein Drittel davon allein im Oktober. Italien hingegen weist laut FRA-Bericht eine niedrigere Diskriminierungsrate von 34 Prozent auf. Der Europe Islamophobia Report 2022 zeigt jedoch, dass die mangelnde Dokumentation diskriminierender Vorfälle ein verzerrtes Bild ergibt.

Der in Deutschland lebende Journalist Wael Eskandar betont, dass antimuslimische Tendenzen in Europa tief verwurzelt sind. „Der 7. Oktober gab dann der Gesellschaft, der Polizei und dem Staat grünes Licht, ihre antimuslimischen Gefühle zu manifestieren.“ Er fragt sich, wohin Muslime überhaupt noch fliehen können: „Europa ist gegen uns, und in der Heimat regieren Diktatoren“.

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