Nach ‚Transphobie‘-Vorwurf: Palmer sieht liberale Demokratie in Gefahr

Derzeit spielt sich eine groteske Affäre rund um den grünen Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer Affäre ab. Weil er einen Parteikollegen, der inzwischen als Frau lebt, mit seinem Geburtsnamen bezeichnete, geriet er ins Kreuzfeuer der Kritik. 
/
/
3 Minuten Lesezeit
Nach ‚Transphobie‘-Vorwurf: Palmer sieht liberale Demokratie in Gefahr

Bild: Tübigens Oberbürgermeister Boris Palmer (Grüne) / Bild: flickr CC BY-SA 2.0 (Bild skaliert und zugeschnitten)

Derzeit spielt sich eine groteske Affäre rund um den grünen Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer Affäre ab. Weil er einen Parteikollegen, der inzwischen als Frau lebt, mit seinem Geburtsnamen bezeichnete, geriet er ins Kreuzfeuer der Kritik. 

Tübingen. – Palmer selbst spricht sich gegen Denkverbote aus, kritisierte auf Facebook die „berufliche, moralische und gesellschaftliche Vernichtung“, die Personen drohe, die ein ‚Vergehen‘ begängen, das weder im Strafgesetzbuch stehe noch eine Ordnungswidrigkeit sei. Dabei stünde der Schuldige aus Sicht der Empörten von vornherein fest, „weil Ankläger und Richter dieselben Personen sind“.

Palmer: „Liberale Demokratie vor falschen Freunden verteidigen“

Der Tübinger Oberbürgermeister erinnerte dabei an einen von über 150 Intellektuellen und Prominenten unterschrieben Aufruf gegen Intoleranz innerhalb des linken Niveaus. Darin üben diese scharfe Kritik am eigenen Lager: „Uns gilt eine kernige, mitunter bissige Gegenrede viel. Aber allzu oft werden heute als Reaktion auf vermeintliche sprachliche oder gedankliche Entgleisungen schwere Vergeltungsmaßnahmen gefordert.“

Damit würde der „freie Austausch von Informationen und Ideen“ eingeengt, dabei sei dieser „Lebensnerv einer liberalen Gesellschaft“. Es breite sich unter Linken „zunehmend eine Atmosphäre von Zensur aus“. Gegen Personen, welche dies betreiben, will auch Palmer klare Kante zeigen: „Es ist wirklich an der Zeit, dass wir die liberale Demokratie vor ihren falschen Freunden verteidigen“.

Transsexuellen Parteikollegen als Mann adressiert

Die jüngste Causa kam am Samstag ins Rollen, als Palmer einen kritischen Beitrag über sogenannte „cancel culture“ – also quasi konzertierte Boykottaufrufe gegen Personen, die vermeintlich Kontroverses sagen – teilte. Für seinen Parteikollegen Pfuderer war das zu viel, es folgten bissige Antworten, dass Palmer angeblichen Alltagsrassismus und Hass gegen die ‚Vielgeschlechter-Gemeinschaft‘ schüre, was wiederum einem Nutzer missfiel.

Als Palmer in der Beantwortung erklärte, er kenne „ihn“ – also Pfuderer – nicht, sah sich ebendiese Person als Opfer „klassischer Hassrede“. Die Benützung des männlichen Pronomens für eine Mann-zu-Frau-Transperson, sei angeblich sogar strafbar. Daraufhin konterte der Tübinger Oberbürgermeister, dass jemand, der immer mit Begriffen wie „Nazi“ und „Rassist“ umherwerfe, die eigene Ansprache reflektieren möge, weil dies schon eher eine Definition von „Hassrede“ treffe.

Strafanzeige nach „Misgendering“ und „Deadnaming“

Außerdem kenne er keine Maike Pfuderer: Aus der Zeit vor etwa 15 Jahren (Wahlkampf 2004 zur Oberbürgermeisterwahl in Stuttgart) wisse er von einem „Reinhard“ Pfuderer. Eine ganze Meute von gewogenen Medien und einschlägigen LSBTTIQA+/LGBTIQ-Aktivisten stürzte sich daraufhin auf Palmer. Der Vorwurf: Neben „Misgendering“ (Nennung von Transpersonen beim biologischen Geschlecht) käme auch noch „Deadnaming“ (Anrede beim andersgeschlechtlichen Geburtsvornamen) dazu.

Pfuderer will nun Strafanzeige stellen, Palmer sei demnach „mindestens einer Beleidigung“ schuldig. Außerdem verstoße „Deadnaming“ gegen das Offenbarungsverbot im Transsexuellengesetz. Die Fehde ist übrigens nicht neu: Beide Politiker geraten laut eigenen Aussagen der/des Geschädigten in sozialen Medien bereits seit Jahren immer wieder aneinander.

Debatte nach Shitstorm gegen Erfolgsautorin Rowling

Palmer ist nicht die erste eigentlich auf der linken Seite stehende Person des öffentlichen Lebens, die sich den Vorwurf angeblicher Transfeindlichkeit gegenüber sieht. Die britische Beststeller-Autorin J.K. Rowling (u.a. „Harry Potter“) erlebte Boykottaufrufe und wochenlange Kampagnen gegen sich, weil sie sich an der Formulierung „Menschen, die menstruieren“ stieß.

Der richtige Terminus dafür sei ihrer Ansicht nach „Frau“, so die erklärte Feministin, die sich politisch auch öffentlich auf der linken Seite positioniert. Auf diese Feststellung hin, die für weite Teile der Bevölkerung wie eine Selbstverständlichkeit darstellte, distanzierten sich sogar Schauspieler ihrer eigenen Romanverfilmungen von ihren Ansichten.


Wir schreiben aus Überzeugung!
In Zeiten von einheitlichem Mainstream, Falschmeldungen und Hetze im Internet ist eine kritische Stimme wichtiger denn je. Ihr Beitrag stärkt die TAGESSTIMME und ermöglicht ein inhaltsvolles rechtes Gegengewicht.

 

Sie wollen ein politisches Magazin ohne Medienförderung durch die Bundesregierung? HIER gibt es das FREILICH Magazin im Abonnement: www.freilich-magazin.at/#bestellen

Über den Autor
Julian Schernthaner

Julian Schernthaner

Der studierte Sprachwissenschafter wurde 1988 in Innsbruck geboren und lebte sieben Jahre in Großbritannien. Vor kurzem verlegte er seinen Lebensmittelpunkt ins malerische Innviertel, dessen Hügel, Wiesen und Wälder er gerne bewandert.

Stellenausschreibugn - AfD Sachsen

Kann FREILICH auf Ihre Unterstützung zählen?

FREILICH steht für mutigen, konservativ-freiheitlichen Journalismus, der in einer zunehmend gleichgeschalteten Medienlandschaft unverzichtbar ist. Wir berichten mutig über Themen, die oft zu kurz kommen, und geben einer konservativen Öffentlichkeit eine starke Stimme. Schon mit einer Spende ab 4 Euro helfen Sie uns, weiterhin kritisch und unabhängig zu arbeiten.

Helfen auch Sie mit, konservativen Journalismus zu stärken. Jeder Beitrag zählt!