Ramadan an Wiener Schulen: Selbst Sechsjährige fasten mit
Seit Anfang März begehen weltweit Millionen von Muslimen den Fastenmonat Ramadan. Darunter sind auch junge Schüler, zum Beispiel in Wien, die dann mit gesundheitlichen Risiken konfrontiert sind.
Wien. – Der islamische Fastenmonat Ramadan stellt Österreichs Schulen vor immer größere Herausforderungen. Immer mehr Kinder und Jugendliche verzichten während des Unterrichts auf Nahrung und Flüssigkeit – obwohl sie nach religiösen Vorschriften nicht dazu verpflichtet wären. Besonders alarmierend: Bereits Sechsjährige fasten im Unterricht, wie das Ö1-Morgenjournal berichtet.
Lehrer warnen vor gesundheitlichen Folgen
Lehrer schlagen wegen der gesundheitlichen Folgen deshalb Alarm. „Weil Sportunterricht ohne genügend Flüssigkeit nahezu unmöglich ist. Wir haben Probleme in Bereichen, wo sich Kinder einfach körperlich verausgaben müssen“, so der Wiener Pflichtschulgewerkschafter Thomas Krebs im Ö1-Morgenjournal.
Der Flüssigkeits- und Nahrungsmangel führe zu Konzentrationsproblemen, Unterzuckerung und extremer Müdigkeit. In manchen Fällen würden Kinder während des Unterrichts sogar „richtig umkippen“. So könne man nicht unterrichten, betont Krebs. Er plädiert dafür, alternative Formen des Fastens in Betracht zu ziehen. Es gebe etwa auch die Möglichkeiten, auf das Smartphone oder Süßigkeiten zu verzichten.
Druck aus Communitys und Sozialen Medien
Ein weiteres Problem sei der Gruppendruck unter den Schülern. Laut Krebs geht der Druck von verschiedenen sozialen Gruppen aus und wird innerhalb der Klasse weitergegeben. „In der Klasse selbst gibt es ganz massiven Druck von einzelnen Kindern, die andere mehr oder weniger auch nötigen mitzumachen“, warnt er.
Diese Einschätzung teilt auch der Vorarlberger Kinder- und Jugendanwalt Christian Netzer. Der Einfluss der Sozialen Medien verstärke den Druck zusätzlich. Netzer sieht die Verantwortung ganz klar bei den Eltern: „Die müssten dafür sorgen und haben dafür Sorge zu tragen, dass es dem Kind gut geht.“
IGGÖ mahnt zur Rücksicht
Die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGÖ) weist in ihrer Orientierungshilfe „Ramadan im schulischen Kontext“ darauf hin, dass das Fasten bei körperlicher Anstrengung unterbrochen werden kann. Carla Amina Baghajati, Leiterin des Schulreferats der IGGÖ, betont im Ö1-Morgenjournal, dass Kinder grundsätzlich nicht zum Fasten verpflichtet sind.
Sie appelliert an die Eltern, den Kindern zu erklären: „Du musst das nicht tun! Bitte, Gesundheit ist wichtig und Gesundheit geht vor! Wenn irgendetwas ist, dann nimmst du sofort etwas zu dir!“ Eltern könnten ihren Kindern eine gesunde Jause oder ein gesundes Getränk mitgeben, um gesundheitlichen Problemen vorzubeugen.
„Gemeinsamkeiten reflektieren“
Trotz der Herausforderungen sieht Baghajati im Ramadan auch eine Chance zur interreligiösen Verständigung: „Ramadan ist eine besondere Zeit und eigentlich ganz nett, dass wir die muslimische Fastenzeit auch zur christlichen Fastenzeit haben, denn das gibt auch im Unterricht immer wieder Möglichkeiten, Gemeinsamkeiten der Religionen zu reflektieren.“ Ob diese pädagogischen Ansätze die bestehenden Probleme entschärfen können, bleibt jedoch fraglich – insbesondere solange der Druck auf die Kinder bestehen bleibt.