Venezuela überholt Syrien bei Asylgesuchen in Europa
Erstmals seit zehn Jahren kommt die größte Zahl der Asylsuchenden in Europa nicht mehr aus Syrien, sondern aus Venezuela. Besonders Spanien wird dabei zum Hauptziel.
Venezolanische Migranten an einem südamerikanischen Flughafen.
© IMAGO / FotoarenaIn den ersten sechs Monaten dieses Jahres ist die Zahl der Asylanträge in den 27 EU-Staaten sowie in der Schweiz und Norwegen deutlich gesunken. Laut Angaben der EU-Asylagentur wurden von Jänner bis Juni rund 399.000 neue Gesuche gestellt, das sind 114.000 weniger als im gleichen Zeitraum 2024, was einem Minus von 23 Prozent entspricht.
Syrien verliert Spitzenposition
Erstmals seit zehn Jahren stammte die größte Gruppe von Asylsuchenden nicht mehr aus Syrien (25.000), sondern aus Venezuela (49.000). Aus Afghanistan wurden 42.000 Anträge registriert. Die EU-Asylagentur führt den Rückgang insbesondere auf den Sturz des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad im vergangenen Dezember zurück.
Die meisten Asylgesuche wurden in Frankreich, Spanien, Deutschland und Italien verzeichnet. Frankreich lag mit 78.000 Anträgen an der Spitze, gefolgt von Spanien (77.000), Deutschland (70.000) und Italien (64.000). Damit war Deutschland erstmals seit Jahren nicht mehr das Hauptzielland. Auch in der Schweiz gingen die Gesuchszahlen zurück. Wie der Webseite der Schweizer Behörde zu entnehmen ist, liegt diese Anzahl knapp 14 Prozent hinter derselben Vorjahresperiode mit gut 16.400 Gesuchen zurück.
Spanien als Hauptziel für Venezolaner
Besonders stark war der Rückgang in Deutschland: Hier wurden 43 Prozent weniger Anträge gestellt. In Italien sank die Zahl um 25 Prozent, in Spanien um 13 Prozent. Frankreich bildete eine Ausnahme, da die Zahlen dort stabil blieben. Fast alle venezolanischen Asylsuchenden stellten ihren Antrag in Spanien, wo die gleiche Sprache gesprochen wird.
Die Zahl der bewilligten Asylanträge sank erheblich. Laut der EU-Asylagentur ging die sogenannte Anerkennungsquote auf den niedrigsten je gemessenen Stand zurück: Nur jeder vierte Erstantrag (25 Prozent) wurde bewilligt. Zudem wächst der Berg der unbearbeiteten Anträge weiter. Demnach waren Ende Juni über 900.000 Anträge in erster Instanz noch nicht entschieden. Da Widerspruch möglich ist, stehen insgesamt etwa 1,3 Millionen Entscheidungen aus.