Wegen kriminellen Jugendbanden am Stachus: „Frauen arbeiten hier schon gar nicht mehr“
Die Obst- und Maronihändler am Münchner Stachus sehen sich einer zunehmenden Bedrohung durch kriminelle Jugendbanden ausgesetzt. Frauen würden deshalb gar nicht mehr dort arbeiten, erklärt der Mitarbeiter eines Maronistandes.
München. – Nach einem Bericht der Münchner Tageszeitung (tz) stehen die Obst- und Maronihändler am Münchner Karlsplatz, auch Stachus genannt, unter erheblichem Druck und fühlen sich durch Jugendbanden nicht mehr sicher. Dies führe nicht nur bei den Händlern, sondern auch bei den Kunden zu Verunsicherung und gefährde das Geschäft.
Ängste der Standbetreiber
Eine Frau, die in dritter Generation Maroni verkauft, äußert sich gegenüber der tz besorgt: „Wir sind verzweifelt. Wir haben hier Jugendbanden – eigentlich sind das fast noch Kinder. Einige sind vermutlich auch noch gar nicht strafmündig“, berichtet sie. Um sich besser zu organisieren, hat sie sich mit 150 anderen Standbetreibern im neu gegründeten Verband der Münchner Standbetreiber (VMS) zusammengeschlossen.
Zunahme von Übergriffen und Sachbeschädigung
Susanne Stein, Büroleiterin des VMS, weist darauf hin, dass es am Stachus immer häufiger zu Übergriffen auf die Standbesitzer, zu Sachbeschädigungen, Vermüllung und Drogenproblemen kommt. Die Maroni-Verkäuferin bestätigt das: „Die Leute trauen sich auch kaum noch, ihren Geldbeutel rauszuholen. Die Präsenz der Banden ist einfach geschäftsschädigend“.
Eine Standbesitzerin hat angesichts der Drohungen bereits beschlossen, ihren Obststand am Karlsplatz nicht mehr zu betreiben. „Einmal musste ein Kunde die Polizei rufen, weil mich ein Betrunkener belästigt hat. Uns ist schon mehrmals etwas passiert“, erzählt sie. Auch ein anderer Obststandbesitzer meidet den Stachus: „Da verzichte ich lieber auf das Geld, als dass ich meine Gesundheit oder die meiner Mitarbeiter gefährde.“
Sicherheit und Rückzug der Frauen
Ein türkischstämmiger Mitarbeiter eines Maronistandes berichtet von seinen Erfahrungen mit aggressiven Gruppen: „Ich hatte letztens eine Auseinandersetzung mit 30 Leuten. Aber ich spreche ihre Sprache und konnte deshalb deeskalierend auf sie einwirken. Doch selbst ich fühle mich oft unwohl. Frauen arbeiten hier schon gar nicht mehr“, erklärt der Mann, der die geringe Polizeipräsenz kritisiert: „Bei denen heißt es immer: Wir haben nicht genügend Personal für mehr Streifen.“
Sicherheitsmaßnahmen in der Umgebung
Einige Geschäfte in der Umgebung haben bereits Sicherheitsmaßnahmen ergriffen. Die McDonald's-Filiale am Stachus setzt seit Jahren auf Sicherheitspersonal und Überwachungskameras. Auch die Buchhandlung Hugendubel bietet ihren Mitarbeitern Selbstschutzkurse an, um auf die veränderte Situation zu reagieren.
Um auf die Probleme aufmerksam zu machen, plant der Verband der Münchner Standbetreiber eine Unterschriftensammlung für das Rathaus. „Leider werden es immer weniger Standlbetreiber, die den Job überhaupt noch machen wollen. So ist eine alte Münchner Tradition gefährdet“, warnt Stein.