Wimbledon: Russische & weißrussische Tennis-Stars dürfen nicht antreten

Seit Beginn des Kriegs in der Ukraine schlossen immer mehr Sportverbände russische und weißrussische Athleten aus. Im Tennis ging man einen anderen Weg und verlangte von den Spielern, unter neutraler Flagge anzutreten. Beim prestigeträchtigen Turnier am „heiligen Rasen“ im Wimbledon geht man nun aber einen anderen Weg: Die Veranstalter luden pauschal russische und weißrussische Spieler aus.
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Wimbledon: Russische & weißrussische Tennis-Stars dürfen nicht antreten

Carine06 from UK, CC BY-SA 2.0, via Wikimedia Commons

Seit Beginn des Kriegs in der Ukraine schlossen immer mehr Sportverbände russische und weißrussische Athleten aus. Im Tennis ging man einen anderen Weg und verlangte von den Spielern, unter neutraler Flagge anzutreten. Beim prestigeträchtigen Turnier am „heiligen Rasen“ im Wimbledon geht man nun aber einen anderen Weg: Die Veranstalter luden pauschal russische und weißrussische Spieler aus.

London. – Der Präsident des ausrichtenden „All England Clubs“, Ian Hewitt, begründete den Bann damit, dass man es nicht akzeptieren wolle, dass Russland Präsident Wladimir Putin womöglich einen Nutzen aus den Auftritten russischer oder weißrussischer Athleten in Wimbledon ziehen könnte. Man mache sich die Entscheidung nicht leicht: “Wir sind uns bewusst, dass unsere Entscheidung für die Betroffenen sehr hart ist, und wir bedauern, dass sie für die Handlungen des russischen Regimes büßen müssen.”

Mehrere Topspieler sind betroffen

Betroffen davon sind bei den Herren unter anderem der Weltranglisten-Zweite Daniil Medwedew, der Weltranglisten-Achte Andrei Rublew (beide Russland). Bei den Damen trifft es mit der weißrussischen Nummer vier der Welt, Aryna Sabalenka, eine Halbfinalistin des Vorjahres und mit Viktoria Asarenka (18.) auch eine ehemalige Wimbledon-Siegerin (2012 Gold im Mixed-Bewerb). Die bestplatzierte russische Spielerin, die betroffen wäre, ist Anastasija Pawljutschenkowa (15.).

ATP sieht Ausschluss als „Diskriminierung“

Keine Freude mit der Ausbootung der Athleten hat die Herrentennis-Profivereinigung ATP. Diese erklärte: “Wir glauben, dass die einseitig getroffene Entscheidung ein schädlicher Präzedenzfall für das Tennis sein kann. Die Diskriminierung aufgrund der Nationalität stellt auch einen Verstoß gegen die Vereinbarungen mit Wimbledon dar, nach denen die Teilnahme der Spieler nur auf der Grundlage ihrer Platzierungen erfolgt. Wir werden daher nun analysieren, wie wir im Bezug auf diese Entscheidung weiter verfahren werden.” Die Damen-Vereinigung WTA äußerte sich in ähnlichem Wortlaut.

Ex-Sportler kritisieren zweierlei Maß

Kritik kam zudem auch von Nikola Pilic, einem Jugendcoach des Weltranglistenführenden Novak Djokovic. „Es ist eine Schande. Haben sie irgendetwas ähnliches getan, als die Amerikaner in den Irak einmarschierten und über eine Million Zivilisten töteten? Schloss man deren Tennisspieler von Turnieren aus. Das hier ist eine übertriebene Reaktion“, kritisierte er gegenüber einer serbischen Zeitung. Der einstige Weltklassespieler Pilic wurde selbst 1973 aus sportpolitischen Gründen von Wimbledon ausgeschlossen, worauf mehr als 80 Spieler das Turnier boykottierten.

Er ist nicht der erste ehemalige Sportler, der Kritik an solchen Beschlüssen übt. Ex-Biathlon-Star Simon Fourcade warf Sportverbänden „Heuchelei“ vor, weil diese trotz der Missachtung von Menschenrechten in China und Katar dort Großveranstaltungen abhalten und auch Autorennen in Saudi-Arabien, das Krieg im benachbarten Jemen führt, kein Problem darzustellen scheinen. Seine Kritik am Ausschluss russischer Athleten führte zum verbalen Schlagabtausch mit dem ukrainischen Biathlon-Weltmeister Dmytro Pidrutschnyj, der derzeit als Soldat sein Land verteidigt (TAGESSTIMME berichtete).

Djokovic bezeichnete Entscheidung als „verrückt“

Am Donnerstag meldete sich auch der Djokovic selbst zu Wort. Er hat kein Verständnis für das harte Vorgehen der Veranstalter: „Wenn sich die Politik in den Sport einmischt, ist das Ergebnis nicht gut,“ so die deutliche Aussage des Serben. Er unterstrich, dass er als Kind, das im Balkankrieg habe aufwachsen müssen, selbstredend jede kriegerische Handlung verurteile. Gleichwohl sei die Entscheidung, die russischen Sportler auszuschließen „verrückt“.

Über den Autor
Julian Schernthaner

Julian Schernthaner

Der studierte Sprachwissenschafter wurde 1988 in Innsbruck geboren und lebte sieben Jahre in Großbritannien. Vor kurzem verlegte er seinen Lebensmittelpunkt ins malerische Innviertel, dessen Hügel, Wiesen und Wälder er gerne bewandert.

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