Italien: Kulturstaatssekretär fordert italienischen Chef für Scala und erntet Kritik
Der derzeitige Intendant des mailändischen Opernhauses reagierte verärgert auf die Worte Sgarbis.
Mailand. – Am Rande der gestrigen Scala-Premiere der russischen Oper „Boris Godunow“ sorgte der italienische Kulturstaatssekretär Vittorio Sgarbi für Diskussionen. Er sprach sich dafür aus, dass nach mehreren ausländischen Intendanten wieder ein Italiener die Leitung der Scala übernehmen sollte. Der derzeitige Intendant und Franzose Dominique Meyer kritisierte Sgarbi für seine Forderung.
„Frage des Prinzips“
„Warum soll die Scala immer ausländische Intendanten haben? Ich hätte gern, dass die zwei italienischen Kulturinstitutionen, die Scala und die Uffizien, von einem Italiener geleitet würden. Es ist eine Frage des Prinzips. Haben beispielsweise der Louvre und die Opera in Paris einen italienischen Direktor?“, fragte Sgarbi, der seit Oktober als parteiunabhängiger Staatssekretär in der Regierung um Giorgia Meloni im Amt ist.
Meyer ist seit 2005 der dritte ausländische Intendant an der Spitze des Mailänder Opernhauses nach dem Franzosen Stephane Lissner und dem Wiener Kulturmanager Alexander Pereira. Die Uffizien werden vom Deutschen Eike Schmidt geführt. Einige weitere große italienische Museen werden von Ausländern geleitet.
Worte haben Meyer „verletzt“
Meyer reagierte verärgert auf die Forderung des Kulturstaatssekretärs. „Zum ersten Mal habe ich die Scala im Jahr 1980 betreten und mich hier nie als Ausländer gefühlt. Dort wo es Kultur gibt, bin ich zu Hause. Jetzt höre ich erstmals dieses harte Wort ‚Ausländer‘. Seit 35 Jahren bin ich in Italien stets gut aufgenommen worden. Ich vermute, dass Sgarbi meine Leistung gar nicht kennt“, sagte Meyer am Rande der Scala-Premiere am Mittwochabend. Die Worte des Staatssekretärs hätten ihn „verletzt“, gab der Intendant zu.