AfD-Politiker führt bei U18-Wahl – trotzdem nicht bei Podiumsdiskussion dabei
Der AfD-Politiker Hannes Gnauck, der bei der Bundestagswahl am Sonntag als Direktkandidat seiner Partei in der Uckermark antritt, ist bei den Jugendlichen besonders beliebt – trotzdem wurde er nicht zum Wahlforum „Jugend fragt Politik“ in Templin eingeladen.
Gnauck lag bei der U18-Wahl in Templin sowohl bei den Erst- als auch bei den Zweitstimmen deutlich vor den anderen Kandidaten.
© IMAGO / Metodi PopowTemplin. – Im Vorfeld der Bundestagswahl am 23. Februar haben in Templin 750 Schüler an der U18-Wahl teilgenommen. Dabei hatten die Schüler der fünf weiterführenden Schulen der Stadt im Norden Brandenburgs die Möglichkeit, sich mit den Wahlthemen auseinanderzusetzen. Hinzu kamen unter anderem die Erklärung der Erst- und Zweitstimme und die Vorstellung der Direktkandidaten im Wahlkreis 57. Mit Hilfe des Wahl-O-Mat konnten die Jugendlichen schließlich ihre Meinung zu zehn politischen Thesen äußern und die Antworten der Parteien einsehen.
AfD mit deutlichem Vorsprung auf Platz 1
Am 14. Februar wurden die Ergebnisse der U18-Wahl ausgezählt und an die Wahlzentrale gemeldet. Bei den Erststimmen führt Hannes Gnauck (AfD) mit 37,98 Prozent, gefolgt von Isabelle Czok-Alm (Die Linke) mit 23,22 Prozent und Ulrike Mauersberger (CDU) mit 11,94 Prozent. Bei den Zweitstimmen lag die AfD mit 33,77 Prozent vor der Linken mit 25,21 Prozent.
Obwohl Hannes Gnauck bei der U18-Wahl ein starkes Ergebnis von fast 38 Prozent einfahren konnte, erhielt er keine Einladung zum Wahlforum „Jugend fragt Politik“ am 20. Februar im Gemeindehaus der Evangelischen Kirchengemeinde in Templin. Kandidaten der CDU, SPD, FDP, der Grünen und der Linken allerdings schon. Der AfD-Politiker zeigte sich darüber verwundert. Als Reaktion auf die fehlende Einladung hat er sich deshalb entschlossen, den Jugendlichen am 20. Februar von 13 bis 16 Uhr auf dem Templiner Markt selbst als Gesprächspartner zur Verfügung zu stehen, wie der Nordkurier berichtet.
Widerstand gegen AfD keine Seltenheit
Es ist allerdings nicht das erste Mal, dass AfD-Vertreter von Diskussionen ausgeschlossen werden oder geplante Diskussionen, an denen ein AfD-Vertreter teilnehmen hätte sollen, später doch noch abgesagt werden. Erst kürzlich sollte an einem Hamburger Gymnasium eine Diskussion mit Vertretern aller Parteien stattfinden, nach heftiger Proteste von Schülern, Eltern und Lehrern kam aber die Absage (FREILICH berichtete).
Zuvor hatte die Absage einer anderen Diskussionsveranstaltung für Aufregung gesorgt. Anfang Februar sollte in Hamburg eine Podiumsdiskussion des Hamburger Richtervereins und des Anwaltvereins stattfinden, zu der auch ein Vertreter der AfD eingeladen war. Nach heftiger Kritik – unter anderem von zahlreichen Juristen – wurde die Veranstaltung abgesagt. Doch brisante interne E-Mails, über die FREILICH berichtete, zeigten, was zum Teil hochrangige Juristen über die AfD denken und ließen damit auch Zweifel aufkommen, ob man noch an die Unabhängigkeit der Dritten Gewalt glauben kann. Die Affäre könnte für die Beteiligten noch ein juristisches Nachspiel haben.