Gedanken zur Integration der JA in die Mutterpartei
Am Wochenende fand in Riesa der Bundesparteitag der AfD statt, auf dem unter anderem eine engere Anbindung der Jugendorganisation an die Mutterpartei beschlossen wurde. Daniel Fiß über seine Gedanken dazu.
1. Der Parteitag hat den Antrag zur JA-Integration mit der nötigen 2/3 Mehrheit angenommen. Das ist für sich genommen schon mal eine Ansage. Natürlich ging es nicht nur um den Verbotsschutz oder eine große liebevolle Umarmungsgeste der Mutterpartei. Es geht auch um Kontrolle, Macht, Disziplinierung und Unterwerfung. Kann man doof finden oder eben die innere Funktionslogik von Parteien anerkennen und in der Lage leben.
2. Ein wichtiger Änderungsantrag zur Namensgebung und der Markenidentität wurde aufgenommen. Die künftige Parteijugend ist in dem wichtigen Punkt schon mal entscheidungsautonom. Theoretisch wäre sogar eine Namensbeibehaltung unter gewissen Voraussetzungen möglich.
Fehlender Zugriff auf Delegierte
3. Wer nun „Verräterlisten“ erstellen will, von Dolchstoßlegenden fabuliert oder gleich zum Wahlkampfboykott aufruft bestätigt nachträglich nur die Position der JA-Kritiker, die die JA lediglich als unkontrollierbare und disziplinlose Jugendorga sehen. Anstatt morgen anzufangen, einen Überblick über die U35er-Mitgliederstruktur zu gewinnen, das Telefon in die Hand zu nehmen und in Abstimmung mit den eigenen örtlichen Kreis- und Landesverbänden zu gehen, wollen manche lieber alle Brücken abbrennen und fruchtlose Twitterkämpfe führen. Diese Absolution und Hochstilisierung jeglichen Konflikts zu einer totalen Schicksalsfrage ist am Ende auch nur apolitisch.
4. Zurecht beklagen manche doch das schnelle Debattenende zum JA-Antrag auf dem Parteitag. Ich persönlich glaube jedoch, dass auch eine 4-Stunden-Debatte nichts an der Willensbildung der Delegierten geändert hätte. Wenn die Mehrheiten stehen, dann stehen sie nun einmal. Damit zeigt sich jedoch auch eine eklatante Schwäche der JA. Sie hat keinen Zugriff auf Delegierte, keine eigenen Parteittagstruppen oder Mehrheiten. Sie ist eine laute, aber letztlich machtlose Stimme.
Was will die JA sein?
5. Diese Machtlosigkeit hat verschiedene Gründe. Der banalste wird sein, dass die AfD in ihrer Mitgliederstruktur nun mal mehrheitlich von Ü35-Leuten dominiert wird. Einen weiteren sehe ich in einem teils völlig verzerrten Selbstbild. Manche sehen die JA als „Seele der Partei“, ohne die die AfD um die fünf Prozent Wählerzustimmung verlieren würde usw. Die JA wusste bis zuletzt nicht, was sie eigentlich sein wollte: Kaderschmiede? Elitenprojekt? Digitalguerilla? IB 2.0? Wanderbewegung? Oder doch nur klassische Parteijugend?! Es ist am Ende auch egal, welche Rolle man einnehmen wollte, denn das eigene Machtgewicht war dann doch nicht schwer genug, um im innerparteilichen Willensbildungsprozess entscheidend mitzuwirken. Die Kernressource in der Politik ist Macht, und wer diese nicht hat, wird entweder vernichtet oder absorbiert. Weiß jeder Machiavelli- oder Schmitt-Leser.
6. Natürlich kann man jetzt anfangen, auf die verdammten Boomer und „CDU 2.0 Cucks“ zu schimpfen. Wird verhallen und die eigene Position nur noch weiter schwächen. Oder man fängt an, Netzwerke aufzubauen, der Partei ehrlich und aufrichtig die Hand zu reichen, ohne direkt in den Anklagemodus zu verfallen. Im Endeffekt geht das politische Machtspiel nur in eine neue Runde. Spätestens nach dem Wahlkampf wird der Gründungskongress der neuen Partei-Jugendorganisation vorbereitet. Man kann diesen Prozess nun begleiten und an der Mehrheitsbildung für seine eigenen Interessen mitwirken oder eben einen zeitverschwenderischen Twitterkrieg führen.
Dieser Beitrag erschien ursprünglich auf dem X-Konto des Feldzug-Blog.