Impfung: Pfizer-Aussagen sorgen für Schlagabtausch im Nationalrat
Pfizer-CEO Albert Bourla sprach in einem Interview über die Corona-Impfung und offenbarte darin die noch unklare Datenlage in verschiedenen Bereichen. FPÖ-Klubobmann Herbert Kickl hat heute Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) die Interview-Aussagen vorgehalten.
Mittlerweile ist das Corona-Virus mutiert und Wissenschaftler sprechen von einer brasilianischen, südafrikanischen und britischen Version des Virus. Der US-amerikanische Fernsehsender NBC interviewte vor wenigen Wochen den CEO der Pharmafirma Pfizer, Albert Bourla, zu deren Corona-Impfstoff. Pfizer ist eine der wenigen Firmen, deren Impfungen in der Europäischen Union zugelassen wurde.
Studien müssen erst prüfen
Auf die Frage, ob jemand, der bereits zwei Impfdosen erhalten hat, auch gegen diese Virus-Mutationen immun sei, sagt der Pfizer-Chef Bourla zu Beginn des NBC-Interviews, es gebe keine „keine Anzeichen, dass die aktuell Geimpften mit zwei Dosen nicht geschützt wären hinsichtlich der drei Covid-Mutationen. Bei der britischen Mutation sei es „bestätigt“, bei den anderen beiden gebe es zumindest Daten, die „nahelegen“, dass man ebenfalls geschützt sei. Allerdings räumt Bourla auch ein:
Aber wie Sie schon sagten, [..] wir stehen unmittelbar am Anfang einer Serie von Studien, die bei all diesen neuen Stämmen prüfen soll, ob der aktuelle Impfstoff wirksam ist, ob eine dritte Dosis die Wirksamkeit sicherstellen kann, indem sie die aktuelle Impfung verstärkt, und ob eine neue Version des Impfstoffs die Lösung ist. Und wir werden das wissen, wenn wir diese Daten haben. Aber bis jetzt gehen wir davon aus, dass wir gegen diese drei genug Schutz haben.
Jährliche Auffrischungen
Ähnlich wie bei der Grippe-Impfung geht Bourla „idealerweise“ davon aus, dass man in der Lage sein werde, „jährliche Auffrischungsimpfungen“ zu haben. „Entweder mit dem Standardimpfstoff und dieser jährlichen Auffrischungsimpfung mit einer einzelnen Dosis wird genug Immunantwort hervorgerufen, um die Resistenz aller Mutationen zu bezwingen, oder diese jährliche Auffrischungsimpfung wird, wenn nötig mit einer Variation des Impfstoffs sein, wie wir das bei der Grippe machen. Ich denke, das ist die Vorstellung“, erklärt der Pfizer-CEO im Interview.
Wie lange der Schutz nach einer Impfung hält, weiß er aktuell aber auch noch nicht genau. „Wir haben nur Daten für sechs Monate bis jetzt, und der Schutz sieht sehr gut aus, in diesem Stadium“, so Bourla. Derzeit würden sich Experten des Pharmaunternehmens eine dritte Dosis nach sechs Monaten überlegen. Damit wolle man die Antikörper-Antwort um das Zehn- bis Zwanzigfache anheben. „Das wird eine deutliche Antwort sein, die sehr wahrscheinlich die ganzen Resistenzen, die wir jetzt kennen, besiegen kann“, hofft Bourla. Doch auch über dessen Schutzdauer kann er noch nichts sagen: „Das ist etwas, was untersucht werden muss. Ich glaube nicht, dass wir das jetzt schon einschätzen können.“
Ein weiterer wichtiger Punkt in der Impfdebatte ist die Frage, ob Geimpfte andere Menschen noch anstecken können. Genaue Daten gibt es auch da offenbar nicht. Dies müsse noch untersucht werden, betont Bourla im Interview: „Ich glaube – und ich bin so gut wie sicher, aber die Daten müssen das belegen -, dass es ein hohes Maß an Sicherheit auch gegen Übertragung gibt.“ Aber man müsse sich das genaue Ausmaß bzw. den Prozentsatz noch ansehen. Es gebe „eine Menge Anzeichen dafür im Augenblick, dass es einen Schutz auch gegen die Übertragung der Krankheit gibt“, stellt Bourla in Aussicht. „Ich denke, aus den klinischen Studien können wir das wahrscheinlich in wenigen Monaten überprüfen.“
Überhaupt glaubt der Pfizer-CEO, dass Covid nicht verschwinden, aber die Pandemie durch die Impfungen enden werde. Er geht in Zukunft von einer „endemischen Situation“ aus, die durch Impflösungen „gut kontrollierbar“ sein werde.
Schlagabtausch im Nationalrat
Das NBC-Interview war am Mittwoch auch Thema im österreichischen Nationalrat: Vor wenigen Tagen hatte Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) durch die Impfungen eine „Rückkehr zur Normalität“ bis Sommer in Aussicht gestellt. FPÖ-Klubobmann Herbert Kickl nahm die Aussagen des Pfizer-CEOs nun zum Anlass und sagte in Richtung des Bundeskanzlers: „Das bedeutet ja im Klartext, dass wir uns noch immer in der Testphase befinden und im Trüben fischen und dass gar nichts so gesichert ist, wie Sie es der Bevölkerung immer erklären.“ Der CEO von Pfizer sage „klipp und klar“, dass es auch nach zwei Teilimpfungen kein „gesichertes Wissen“ im Zusammenhang mit dem Schutz vor einer Virus-Übertragung gebe. Dasselbe gelte auch für alle anderen Impfstoffe, so Kickl. Der FPÖ-Klubobmann zeigte deshalb sein Unverständnis für die Pläne der Regierung, einen „grünen Impfpass“ nach israelischem Vorbild einzuführen und damit Geimpfte gegenüber Ungeimpften zu privilegieren. „Sie agieren nicht wie ein Staatsmann, der die eigene Bevölkerung schützt, sondern sie agieren wie ein Vertreter der Pharmaindustrie, dem es offenbar darum geht, irgendwelche Geschäftsinteressen zu verfolgen“, warf er Kurz vor.
Der Bundeskanzler reagierte anschließend auf die Kritik aus den Reihen der FPÖ. Kurz warf Kickl vor, sich nicht an die Regeln zu halten und andere Menschen „zu verführen“, sich ebenfalls nicht regelkonform zu verhalten. „Sie gefährden dadurch Menschen in unserem Land“, betonte Kurz. Auf die ursprünglichen Vorwürfe Kickls hinsichtlich der Pfizer-Aussagen ging der Bundeskanzler nicht genauer ein. Er erklärte lediglich, die Virus-Mutationen seien „natürlich“ eine „Herausforderung“ für die Wissenschaft, um Impfstoffe immer wieder anzupassen. „Aber schauen wir doch in Länder wie Israel und andere mit einer hohen Durchimpfungsrate. Was endet dort? Das Sterben endet. Was geht dort zurück? Die Zahl der Menschen auf der Intensivstation. Was wird dort weniger? Die Zahl der Menschen im Spital. Und das ist es doch, was wir alle wollen, über die Parteigrenzen hinweg“, betonte Kurz.