Kolumne: Der eigentliche Liederbuch-Skandal

Die Liederbuch-Affäre war 2018 das Medienereignis schlechthin. Sie hat nicht nur die niederösterreichische Landtagswahl zu Ungunsten der FPÖ beeinflusst, sondern das öffentliche Bild von patriotischen Schüler- und Studentenverbindungen nachhaltig beschädigt. 
Patrick Lenart
Kommentar von
27.2.2019
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2 Minuten Lesezeit
Kolumne: Der eigentliche Liederbuch-Skandal

Symbolbild Liederbücher: privat / Logo pB! Germania Wiener Neustadt / Collage: Die Tagesstimme

Die Liederbuch-Affäre war 2018 das Medienereignis schlechthin. Sie hat nicht nur die niederösterreichische Landtagswahl zu Ungunsten der FPÖ beeinflusst, sondern das öffentliche Bild von patriotischen Schüler- und Studentenverbindungen nachhaltig beschädigt. 

Kommentar von Patrick Lenart

Stellen Sie sich Folgendes vor: Im Jahr 1982 (!) schreibt ein Unbekannter aus Jux und Tollerei zwei dümmliche Zeilen in das Liederbuch seiner Schülerverbindung, in welcher sich auf unappetitliche Weise über die Holocaust-Debatte lustig gemacht wird. Über Jahre hinweg fallen die Strophen niemanden großartig auf – immerhin hat das Liederbuch auf 253 Seiten mehr als 400 Lieder, wovon wohl fast immer dieselben zwanzig gesungen werden. Dreizehn Jahre später, der Unbekannte ist vielleicht nicht einmal mehr Mitglied der Verbindung, wird das Liederbuch überarbeitet – und noch immer sind die Zeilen niemanden aufgefallen und wandern damit auch in die Neuauflage.

Die Zeilen waren geschwärzt

Wenig später blättert ein älteres Mitglied der Verbindung im neuen Liederbuch und entdeckt die Zeilen. Bei der darauffolgenden Vereinssitzung haut er mit der Faust auf den Tisch und fordert, die Zeilen müssen sofort aus dem Liederbuch verschwinden! Alle stimmen zu und gesagt, getan: Die Zeilen werden geschwärzt oder die Seite gänzlich herausgerissen.

Ein paar Jahre später, im Jahr 2001, lernt ein junger Mann die Verbindung kennen und wird Mitglied. Über die Jahre trifft man sich in geselliger Runde und bewahrt das Feuer alter Traditionen. Der junge Mann wuchs über die Jahre zum bekannten Politiker heran und wird im Jahr 2018 sogar zum Spitzenkandidaten für eine Landtagswahl.

Die Erfindung vom Nazi-Liederbuch

Doch dann passiert das Unfassbare: 36 Jahre nachdem ein Unbekannter die zwei Zeilen in ein umfangreiches Liederbuch geschrieben hat und 20 Jahre nachdem diese Zeilen geschwärzt wurden, behauptet eine linke Zeitung, der Politiker (sie haben es erraten: Udo Landbauer ist sein Name) sei stellvertretender Obmann einer Verbindung, die ein Liederbuch herausgibt, in welchem der „Judenmord und das Nazi-Regime verherrlicht werden“.

Obwohl Landbauer die Zeilen niemals gesehen haben soll, werden die Vorwürfe gegen ihn von allen Medien und politischen Gegnern übernommen. Plötzlich spricht jeder von einem „Nazi-Liederbuch“. Landbauer wird nervös – immerhin sind es nur noch fünf Tage bis zur Wahl: Er übernimmt das Framing, empört sich und tritt umgehend aus der Verbindung aus. Bei der Wahl bleibt er weit hinter den Erwartungen, nach der Wahl legt er alle Mandate und Funktionen zurück. Das Bild der Verbindungen bleibt schwer beschädigt.

Der eigentliche Skandal

So oder so ähnlich hört sich die Liederbuch-Affäre bei nüchterner Betrachtung an. Die ganze Geschichte kann man auf der Seite des Arbeitskreis Nautilus kostenlos lesen. Sie erschüttert und drängt die Frage auf: Wie konnte es passieren, dass beinahe alle Medien die falschen Vorwürfe übernahmen und damit die richtungsweisende Landtagswahl manipulierten?

Das ist der eigentliche Skandal an der Liederbuch-Affäre: Nicht, dass dumme Buben viel Dummes und Falsches tun, sondern dass für eine solcher Dummheiten mehr als dreißig Jahre später jemand an den Medienpranger gestellt wurde, der damit nichts zu tun hatte. Und dass dies entweder der Mehrheit der Journalisten nicht aufgefallen ist, oder sie es nicht wissen wollten.


Weiterlesen:

Studie: Die Liederbuchaffäre. Der Skandal um Udo Landbauer und die p.B! Germania (AK Nautilus, 80 S.)

Studie zu Liederbuchaffäre: Vorwürfe waren falsch (22.2.2019)

Die in Gastbeiträgen geäußerten Ansichten geben ausschließlich die Meinung des jeweiligen Autors wieder und entsprechen nicht notwendigerweise denen der Freilich-Redaktion.
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