„Mausebärchen Masala“ und die Woke-Bundeswehr
Carlo Masala ist ein streitbarer Mann. An der Bundeswehr-Universität in München hat er eine Professur für Internationale Politik inne. Der linksradikalen Zeitung taz gab er kürzlich ein Interview, in dem er sich für eine woke und diverse Bundeswehr positionierte, die auch mit „Trans-Soldat*innen“ bei CSD-Veranstaltungen für sich wirbt und konsequent gegen „archaische Männlichkeitsbilder“ in den eigenen Reihen vorgeht.
Auf Kritiker, die ihm in sozialen Netzwerken Kontra geben, reagiert er dabei weniger tolerant. Ein Interview-Auszug:
taz: „In Ihren zahlreichen Tweets gehen Sie ja auch keinem Ärger aus dem Weg. Sie nannten eine, die Sie blöde anging, ‚Mausebärchen‘ […].“
Masala: „Das geht immer: So ein bisschen verniedlichen, das bringt die auf die Palme, und das freut mein sportliches Gemüt.“
„Mausebärchen Masala“ macht es also Spaß, sein Gegenüber in Online-Diskussionen auf die Palme zu bringen. Ganz so streitbar war er in seiner Jugend nicht: Er sei schon damals kein Pazifist gewesen, berichtet er; bei Friedensprotesten war er nicht mit dabei, „Frieden schaffen ohne Waffen“ hält er für Unsinn. Gedient hat der heute 54-jährige Bundeswehr-Professor aber trotzdem nicht, als Heranwachsender hätte er laut eigener Aussage verweigert. Eine Auskunft freilich, die Fragen aufwirft: Immerhin war es, insbesondere zu früheren Zeiten, kaum anders möglich, eine Kriegsdienstverweigerung durchzusetzen, als durch einen Verweis auf das eigene pazifistische Gewissen. Hätte er dann also gelogen, um nicht dienen zu müssen? Man weiß es nicht. Aber man erfährt etwas anderes über den Mann, der heute Bundeswehr-Soldaten erzählt, wie sie sich politisch zu verhalten haben, aber früher lieber andere für sich hätte kämpfen lassen.
Ein Pazifist bei der Bundeswehr
Ein weiterer Auszug:
Masala: „Hätte ich damals gewusst, dass die Bundeswehr auch ein Studium, eine Ausbildung finanziert, wäre das für mich interessant gewesen.“
taz: „Ein Lockmittel, das Studium.“
Masala: „Warum auch nicht? Alle Großorganisationen werben mit allen möglichen Benefits.“
Wer jetzt also dachte, ideelle Motive oder gar ein patriotisches Bewusstsein hätten den jungen Mausebären Carlo dazu bewegen können, doch nicht zu verweigern, der irrt: Es hätten schon „Benefits“ sein müssen, dann wäre da vielleicht was gegangen. Mag es diese Geisteshaltung sein, die den Professor nun heute dazu bewogen hat, so gänzlich in den Chor des linksliberalen Woke-Zeitgeistes miteinzustimmen und in einer Zeitung, die auch für ihre gnadenlose Polizistenschelte bekannt ist, Forderungen zu wiederholen, die regelmäßig von linksgrüner Seite erhoben werden? Die eigene Uni-Karriere kurbelt es gewiss an, hier nochmal öffentlichkeitswirksam mit dem politischen Strom zu schwimmen. Sowas schafft „Standing“ in der „scientific community“. Oder mit Professor Mausebärchen gesprochen: „Benefits“. Egal, Hauptsache hip klingende Anglizismen.
Die eigene Karriere im Blick
Weitere Passagen des Interviews muten für konservative Leser dabei nicht nur unfreiwillig komisch an, sondern demonstrieren auch in voller Breite die Irrungen und Wirrungen linksgrüner Perspektiven auf Verteidigungspolitik. So berühren die Gesprächspartner in der ersten Hälfte zumindest historisch interessante Fragen wie den Vergleich zwischen dem Kalten Krieg und der heutigen Situation. Doch anstatt hier, als es gerade endlich spannend wird, sachorientiert nachzuhaken, grätscht der taz-Interviewer mit einer ganz anderen Frage rein: „Hat sich eigentlich das Bild von Männlichkeit im Laufe Ihres Lebens geändert?“
Während also gerade in Europa und darüber hinaus Millionen Menschen eine atomare Eskalation und nicht weniger als den Beginn des Dritten Weltkrieges fürchten und sich daher wohl mehr Debatte über die Kriegsdynamik und Friedensbemühungen wünschen würden, interessiert sich das Leitmedium grüner Politik vor allem wieder für „Männlichkeitsbilder“ und „queere Menschen“ im Militär. Das Gespräch setzt sich fort mit ermüdenden Reflexionen über „toxische Männlichkeit“.
Selbstbespaßung in der Filterblase
Was sich hier zeigt, ist nicht weniger als die Selbstbespaßung einer abgehobenen akademischen Filterblase, die gar nicht bemerkt, wie sehr sie sich mit ihren Diskursen von der gelebten Realität der Truppe entfernt hat. Wir erleben ein Milieu aus zumeist ungedienten Leuten, die die zentrale Natur von Militär und Polizei nie verstanden haben: Organisationen, in denen auch Kampf, Verletzung, Tod und die Gefährdung der eigenen Unversehrtheit tägliche Herausforderungen sind, sind auf „maskuline Ideale“ angewiesen. Sie sind zwingend angewiesen auf jene ach so antiquierten Werte Loyalität, Ehre, Pflichterfüllung, Kameradschaft und Zusammenhalt, denn wenn sie vergessen werden, bedeutet das für die Organisation Schwäche. Und Schwäche können sich weder Militär noch Polizei leisten.
Eine Erkenntnis, die auch die Polizei in Rheinland-Pfalz verlernt hat, wo jüngst ein Bewerber wegen Tätowierungen abgelehnt wurde, die auf die Werte „Loyalität“ und „Ehre“ verwiesen. Und eine Lektion, die auch bei der Bundeswehr endlich wieder ankommen müsste, wenn sie nicht zum Gespött der Welt werden will. Aber solange ihre Hochschulen von Mausebärchen-Masalas und die deutsche Außenpolitik von Mausebaerbocks geprägt werden, für die es nicht Patriotismus, sondern „benefits“ bräuchte, um zu dienen, dürfte dieser Anspruch leider ein Traum bleiben. Kämpfen, das sollen dann eben doch lieber die anderen, die toxischen weißen Männer.
Zur Person:
Martin Reichardt ist Landesvorsitzender der AfD Sachsen-Anhalt, Mitglied des AfD-Bundesvorstands, Bundestagsabgeordneter und familienpolitischer Sprecher der AfD-Bundestagsfraktion und diente von 1996 bis 2001 als Bundeswehr-Offizier.