Sicherheitspläne im deutschen Fußball: Droht jetzt der Pauschalverdacht im Stadion?
In der deutschen Fußball-Fanszene wächst der Widerstand gegen aus ihrer Sicht grundrechtsgefährdende Maßnahmen. Grund dafür sind mögliche Verschärfungen der Stadionsicherheit.
Fans des FC Lokomotive Leipzig bei einem Spiel gegen den FC Schalke 04.
© IMAGO / Jan HuebnerPotsdam/Leipzig. – In Deutschland gelten Fußballstadien traditionell als Orte, an denen Menschen aller Altersgruppen und sozialer Hintergründe zusammenkommen. Mehr als 24.000 Vereine prägen eine lebendige Sportkultur im ganzen Land. Gleichzeitig kommt es vor allem in den vier höchsten Spielklassen immer wieder zu Spannungen zwischen aktiven Fans, Verbänden wie dem DFB und der DFL sowie Sicherheitsbehörden. Vor diesem Hintergrund richtet sich die Aufmerksamkeit vieler auf das kommende Treffen der Innenminister aller Bundesländer.
Kommen strengere Maßnahmen?
Fanvertreter befürchten, dass bei dem Treffen über mögliche Verschärfungen der Sicherheitsregeln in Stadien beraten werden könnte. Dazu könnten auch schnellere Verfahren zu Stadionverboten gehören, selbst wenn die Ermittlungen noch nicht abgeschlossen sind. Dabei zeigt die aktuelle Statistik der Zentralen Informationsstelle Sporteinsätze (ZIS) zur Saison 2024/25, dass die Gewalt rund um Fußballspiele zurückgegangen ist. Für viele Beobachter ist dies ein Hinweis darauf, dass die bestehenden Konzepte wirken und keine flächendeckenden Verschärfungen erforderlich sind.
Als Reaktion auf die Pläne ruft die Fanszene für den 16. November zu einer Demonstration in Leipzig auf. Die Organisatoren warnen vor Eingriffen in Grundrechte und wollen sich für eine lebendige Fankultur sowie ein weiterhin sicheres Stadionerlebnis einsetzen.
AfD-Abgeordneter unterstützt Fanprotest
Unterstützung kommt unter anderem vom brandenburgischen Landtagsabgeordneten und sportpolitischen Sprecher der AfD-Fraktion, Jean-Pascal Hohm. Er betont die Bedeutung der Anhänger für den Fußball: „Fußball gehört den Fans. Sie machen ihn lebens- und liebenswert, sie füllen die Stadien und Arenen, sie organisieren Auswärtsfahrten, Choreografien und die Unterstützung für ihren Verein.“
Er sieht die Demonstration in Leipzig als Signal gegen aus seiner Sicht überzogene Sicherheitsüberlegungen. „In den Farben getrennt, in der Sache vereint demonstrieren sie nun in Leipzig, um auf die unverhältnismäßige Verschärfung von Sicherheitsmaßnahmen hinzuweisen“. Zudem warnt Hohm vor Folgen für die Grundrechte. Es drohe mehr Videoüberwachung, mehr Repression auf Verdacht und gleichzeitig weniger Unschuldsvermutung sowie weniger situative Flexibilität. „Das ist aus Sicht der Fans ein Grund zur Sorge und aus Sicht grundrechtsorientierter Politik ebenso“, so Hohm.
Vorwurf des Aktionismus
Der AfD-Politiker übt zudem scharfe Kritik an den Innenministern: „Besonders fragwürdig ist, dass ausgerechnet jene Innenminister, die seit Jahren für eine Erosion der öffentlichen Sicherheit verantwortlich sind, nun Hauruck-Aktionismus praktizieren.“ Er wirft eine einseitige Fokussierung vor: „Ausgerechnet gegen Fußballfans fühlt man sich zu Verschärfungen berufen, die gegen ausländische Clan-Strukturen und entsprechende kriminelle Netzwerke politisch inkorrekt wären und daher nicht angestrebt werden.“
Deshalb fordert Hohm nun einen differenzierten Umgang mit den Fans: „Wir benötigen einen ruhigen, sachlichen und maßvollen Umgang mit den vielfältigen Fanszenen in Deutschland“, so der Abgeordnete, „keine Repressions-Show, um Boulevardpresse und Vorurteile zu bedienen“. In diesem Zusammenhang wendet er sich auch gegen Pauschalverdächtigungen, gleichzeitig betont er, dass Störer und Straftäter „bestraft und eingehegt“ werden müssten. Das sei mit den bestehenden Mitteln allerdings jetzt schon ausreichend möglich. Die Freiheit der Kurven dürfe jedenfalls keiner „Polit-PR“ der etablierten Parteien zum Opfer fallen, fordert Hohm. Der Fußball sei sicher.





