Steger will Einschnitte bei „nicht korrekten“ ORF-Korrespondenten
Der Streit zwischen dem ORF und der FPÖ geht in die nächste Runde. Der von der FPÖ gestellte Stiftungsrat und Ex-Vizekanzler Norbert Steger erklärte gegenüber den Salzburger Nachrichten, ORF-Auslandsbüros bei „nicht korrektem“ Verhalten „streichen“ zu wollen und forderte allgemein eine „objektivere Berichterstattung“. Auch die Aktivitäten von ORF-Journalisten in den sozialen Netzwerken sollen zukünftig Regeln unterworfen werden.
Steger, der als künftiger Stiftungsratsvorsitzender des öffentlich-rechtlichen Rundfunks gehandelt wird, sprach in einem Interview mit den Salzburger Nachrichrichten davon, dass ein Drittel der ORF-Auslandskorrespondenten gestrichen werden sollen, „wenn diese sich nicht korrekt verhalten“. Ein Beispiel dafür sei die „einseitige“ Berichterstattung zur Ungarnwahl gewesen.
Auch die Verwendung von Social Media soll für öffentlich-rechtliche Journalisten künftig durch eine eigene Richtlinie geregelt werden. Wer dagegen verstößt, solle „zunächst verwarnt – und dann entlassen“ werden. In der Vergangenheit sind zahlreiche ORF-Journalisten und Mitarbeiter immer wieder durch eine rege und meinungsstarke Verwendung von sozialen Medien wie Facebook und Twitter aufgefallen.
Wrabetz reagiert auf Twitter
Geradezu trotzig reagierte ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz auf die Vorschläge von Steger. Via Twitter ließ er verlautbaren, dass er soeben „den Entsendungsvertrag von Ernst Gelegs als Korrespondent in Budapest nach der ausgezeichneten Berichterstattung zur ungarischen Wahl bis 2021 verlängert“ habe.
Freue mich mitzuteilen,dass ich den Entsendungsvertrag von Ernst Gelegs als Korrespondent in Budapest nach der ausgezeichneten Berichterstattung zur ungarischen Wahl bis 2021 verlängert habe.
— Alexander Wrabetz (@wrabetz) 13. April 2018
Außerdem seien die 16 Korrespondentenbüros des ORF „unverzichtbare vom Publikum höchst geschätzte Säule der internationalen Berichterstattung in TV, Radio und Online“.
16 Korrespondentenbüros des ORF sind unverzichtbare vom Publikum höchst geschätzte Säule der internationalen Berichterstattung in TV,Radio und Online.Bis 2020 kommen noch 2 weitere Standorte dazu #public value
— Alexander Wrabetz (@wrabetz) 13. April 2018
„Tiefpunkt der Medienpolitik“
Auch der ORF-Redakteursrat reagierte mit Kritik. Redakteursratsvorsitzender Dieter Bornemann sprach auf Twitter von einem „direkte Angriff auf den öffentlich-rechtlichen Rundfunk“ und einem „neuerlichen Tiefpunkt der Medienpolitik“.
Ein Drittel der #ORF-Korrespondenten sollen ihren Job verlieren, weil FPÖ-Stiftungsrat Steger mit der Berichterstattung unzufrieden ist. Dieser direkte Angriff auf den öffentlich-rechtlichen Rundfunk von einem Aufsichtsorgan ist ein neuerlicher Tiefpunkt der Medienpolitik. 2/2
— Dieter Bornemann (@DieterBornemann) 14. April 2018
ORF-Korrespondent muss sich bei Steger entschuldigen
Einen Schritt weiter ging der öffentlich-rechtliche Brüssel-Korrespondent Peter Fritz. Auf Twitter schrieb er, Steger „hetze“ gegen das eigene Unternehmen.
Ein ORF- Stiftungsrat, der gegen sein eigenes Unternehmen hetzt und einen untadeligen Kollegen erkennbar bedroht, wird uns als Redakteurssprecher der ORF- KorrespondentInnen selbstverständlich beschäftigen. https://t.co/VqhGtHHKx2
— Peter Fritz (@hpfpeterfritz) 13. April 2018
Diesen Vorwurf wollte die FPÖ so nicht stehen lassen und forderte von Fritz eine Entschuldigung, die von diesem prompt erfolgte.
„Viele im Mediensektor haben immer wieder massive Kritik an der Berichterstattung vom Küniglberg zu üben, dies als „Hetze“ – immerhin ein strafrechtlich relevanter Vorwurf – zu bezeichnen, ist schier skandalös“, kritisierte FPÖ-Generalsekretär Harald Vilimsky in einer Aussendung. Die Einforderung von objektiver Berichterstattung und korrektem Verhalten, so wie es Steger getan habe, sei für einen Stiftungsrat geradezu eine Verpflichtung, „keinesfalls aber Hetze“, betonte Vilimsky.
NEOS entsetzt über „Angriff“ auf den ORF
Die Mediensprecherin der NEOS, Claudia Gamon, zeigte sich in einer Aussendung entsetzt über den „Angriff auf die Pressefreiheit“. Die Pläne Stegers seien „unfassbar“. Gamon pocht außerdem auf eine ORF-Reform, die den Einfluss der Parteien aus dem ORF verbannt.