Verdoppelung: Berliner Behörden sollen Migrantenanteil auf 40 Prozent erhöhen
Die Berliner Verwaltung hat erstmals den Anteil der Beschäftigten mit Migrationshintergrund im öffentlichen Dienst erhoben. Nach einer Erhebung des Amtes für Statistik Berlin-Brandenburg liegt der Anteil bei 21,7 Prozent.
Berlin. – Rund 31.500 Beschäftigte des Landes Berlin haben im Frühjahr 2024 freiwillig und anonym an einer Befragung zum Migrationshintergrund teilgenommen. Dies entspricht einer Beteiligungsquote von rund 22 Prozent. Bei den bis 29-Jährigen liegt der Anteil der Beschäftigten mit Migrationshintergrund mit 34,3 Prozent deutlich über dem Durchschnitt von 21,7 Prozent. In der Altersgruppe der 50- bis 59-Jährigen liegt er dagegen nur bei 11,9 Prozent. „Viele jüngere Beschäftigte mit Migrationshintergrund entscheiden sich für eine Karriere beim Land Berlin. Das ist ein gutes Signal“, sagte Finanzsenator Stefan Evers. Er betonte zugleich, dass Berlin angesichts des demografischen Wandels alle Bevölkerungsgruppen gezielt ansprechen müsse.
Geringer Anteil in Führungspositionen
Ein genauerer Blick auf die Verwaltungsstrukturen zeigt, dass der Anteil der Mitarbeiter mit Migrationshintergrund mit steigender Hierarchieebene abnimmt. Während 37,4 Prozent der tariflich befristet Beschäftigten einen Migrationshintergrund haben, sind es bei den Beamten 15,2 Prozent. In Führungspositionen sind es sogar nur 15,9 Prozent. Deutliche Unterschiede zeigen sich auch zwischen den einzelnen Verwaltungsbereichen. Die höchsten Anteile weisen die Senatsverwaltungen für Soziales und Integration (29,6 Prozent) sowie für Inneres (28,5 Prozent) auf. In der Justizverwaltung und der Senatskanzlei liegt der Anteil dagegen nur bei 13,9 Prozent.
Maßnahmen zur Förderung der Vielfalt geplant
Die Ergebnisse basieren auf dem 2021 verabschiedeten Partizipationsgesetz, das zum Ziel hat, den Anteil von Beschäftigten mit Migrationsgeschichte in der Verwaltung zu erhöhen. Sozialsenatorin Cansel Kiziltepe (SPD) kündigte an, gezielte Maßnahmen zur Personalgewinnung zu entwickeln, um die Vielfalt im öffentlichen Dienst zu stärken. „Es arbeiten zu wenige Menschen mit Migrationshintergrund in Berlins öffentlichem Dienst. Wir werden das ändern und wollen diese Menschen gezielter ansprechen, gewinnen und halten“, so die Sozialsenatorin.
Integrationsbeauftragte will mehr Menschen mit Migrationshintergrund
Die Integrationsbeauftragte des Senats, Katarina Niewiedzial, sieht in den kommenden Jahren eine große Chance: „Bis 2030 verlassen 28 bis 30 Prozent der Beschäftigten den Öffentlichen Dienst allein aus Altersgründen, das sind rund 40.000 Personen. Als Beauftragte ist es mir wichtig, dass wir dieses Zeitfenster nutzen, um vor allem mehr Menschen mit Migrationshintergrund für die vielen interessanten und wichtigen Jobs in unserer Stadt zu gewinnen“. Die gezielte Förderung dieser Gruppe helfe nicht nur, demografische Lücken zu schließen, sondern stärke auch den sozialen Zusammenhalt in der Gesellschaft.
Trend bei Auszubildenden
Unter den Nachwuchskräften zeigt sich ein Trend: 41,4 Prozent der Auszubildenden und 45,9 Prozent der Trainees haben einen Migrationshintergrund. Die Ergebnisse der Befragung sollen nun genutzt werden, um Förderpläne zu entwickeln und konkrete Maßnahmen zu prüfen. Ziel ist es, die Berliner Verwaltung personell und fachlich so auszurichten, dass sie die Stadtgesellschaft widerspiegelt. „Eine Verwaltung, in der ein guter Querschnitt der Berliner*innen auf allenEine Verwaltung, in der ein guter Querschnitt der Berliner*innen auf allen Ebenen vertreten ist und sich einbringt, wird besser, professioneller und effizienter für ihre Bürger*innen arbeiten – und attraktiver für die Beschäftigten sein“, betonte Kiziltepe abschließend.
Der Berliner AfD-Politiker Frank-Christian Hansel zeigte sich gegenüber FREILICH skeptisch. „Mit Quoten jedweder Art wird nichts wirklich besser“, sagte er auf Anfrage. „Wer wirklich gut und fähig ist, setzt sich durch, ob schwul, Frau, Migrant oder Mann. Das war immer so und das ist such gut so!“.