Freilich #32: Süchtig nach dem Kick

Wiener IB-Leiter Wagemann: „Jeder Dissident muss mit Überwachung rechnen“

Die Unterwanderung patriotischer Gruppen ist nicht erst seit gestern eine Taktik der Behörden. Ein Verfassungsschutzagent soll kürzlich versucht haben, in die Strukturen der Identitären Bewegung einzudringen. Er flog jedoch auf und tauchte danach spurlos unter. Wir sprachen mit Yannick Wagemann, dem Chef der Wiener Identitären, über den brisanten Vorfall.

Interview von
31.3.2025
/
3 Minuten Lesezeit
Wiener IB-Leiter Wagemann: „Jeder Dissident muss mit Überwachung rechnen“

Yannick Wagemann

© Privat

FREILICH: Herr Wagenmann, solche Szenen kennt man eigentlich nur aus spannenden Thrillern. Können Sie den Lesern vielleicht einen genaueren Einblick in das Geschehen geben?

Yannick Wagemann: Anfang des Jahres kam ein junger Mann zu uns, der politisch für unsere Bewegung aktiv werden wollte. Bei einem routinemäßigen Background-Check, den wir öfter durchführen, fanden wir ein Bild von ihm mit einem anderen Namen auf einer polizeilichen Veranstaltung. Als wir ihn damit konfrontierten, konnte er nicht erklären, warum er auf diesen Fotos zu sehen war. Er legte mehrere Dokumente mit seinem angeblich echten Nachnamen vor. Da wir an der Authentizität dieser Dokumente zweifelten, baten wir ihn darum, andere Dokumente vorzulegen, die weniger leicht zu fälschen sind. Diesem Vorschlag stimmte er zunächst zu, tauchte dann jedoch spurlos ab.

Wie genau haben Sie den vermeintlichen Interessenten schließlich als V-Mann identifizieren können?

Es gab mehrere Faktoren. Das Foto von einer Polizeiveranstaltung war das erste Indiz. Des Weiteren verhielt er sich bei der darauffolgenden Befragung extrem auffällig. Nach einem ersten sichtlichen Schock stritt er alles konsequent ab. Er behauptete, nicht die Person auf den Fotos zu sein, zeigte jedoch keinerlei Verwunderung darüber, dass sich ein Doppelgänger mit gleichem Vornamen auf Polizeiveranstaltungen tummelte. Es gab noch weitere Anhaltspunkte, die wir nutzten, um ihn zu enttarnen, die ich hier aus taktischen Gründen nicht nennen kann, da wir davon ausgehen müssen, dass es sich nicht um den letzten Einschleusungsversuch durch den Verfassungsschutz handeln wird.

Klingt ja fast schon so, als gäbe es regelmäßige Versuche in Ihre Strukturen einzudringen. Gab es in in der Vergangenheit bereits ähnliche Vorfälle?

In der Vergangenheit kam es zu ähnlichen Situationen, zum Beispiel in Graz, als ein Agent Provocateur versuchte, Aktivisten von uns dazu zu überreden, einen Schweinskopf vor eine Moschee zu legen. Nachdem unsere Aktivisten den Vorschlag selbstverständlich ablehnten, suchte sich die Person fremde Leute für die Idee, die dann alle vor Gericht landeten. Mit über einer Dekade Erfahrung im politischen Betrieb sind wir jedoch genau auf solche Fälle vorbereitet.

Warum ist die Identitäre Bewegung Ihrer Meinung nach so ein wichtiges Ziel der behördlichen Unterwanderung?

Behörden sowie die Systempresse trauen sich sehr viel eher an uns heran als an eine etablierte Partei wie zum Beispiel die FPÖ. Dies bedeutet selbstverständlich nicht, dass Parteien vor diesen Strukturen und ihren Bestrebungen sicher sind. Jedoch wäre ein solcher Unterwanderungsversuch bei einer politischen Partei ein vollkommener Skandal, während er bei Vorfeldorganisationen nicht in diesem Ausmaß wahrgenommen wird.

Wir haben insofern eine exponierte Position innerhalb der Mosaik-Rechten und sind für Presse und Geheimdienste ein beliebteres Ziel. Gleichzeitig wird auch darauf gehofft, belastendes Material über uns zu finden, um möglicherweise einen Keil zwischen uns und die Partei zu treiben. Diese Bestrebungen werden jedoch erfolglos bleiben.

Gibt es Lehren, die Sie aus dem Vorfall ziehen?

Vorsicht statt Nachsicht! Es ist ein schmaler Grat, auf dem man wandern muss, zwischen Paranoia und Naivität. Wer heutzutage politischer Dissident ist, muss davon ausgehen, früher oder später mit Geheimdiensten zu tun zu haben. Das ist ungerecht und eine Schande für unser Land, aber so sind momentan nun einmal die Verhältnisse. Mein Tipp an alle: Achtet darauf, was ihr sagt und lasst euch nicht zu irgendetwas anstacheln. Jedem, der versucht, euch zu gewissen aufgeladenen Aussagen zu verleiten, ist mit großer Vorsicht zu begegnen.

Was würden Sie patriotischen Gruppen raten, die mit ähnlichen Problemen zu kämpfen haben?

Wir empfehlen jeder Gruppe, frei nach ihren Kapazitäten, Background-Checks bei jedem durchzuführen, der politisch aktiv werden möchte. Gleichzeitig sollte man interne Informationen auch nur in einem gewissen, vertrauenswürdigen Kreis austauschen. Zum Schluss verrate ich allen Lesern eine Geheimwaffe gegen den Verfassungsschutz: Gebt euch, wie ihr seid! Dieser Spitzel hätte theoretisch jahrelang bei uns ein- und ausgehen können und hätte nichts Belastendes gefunden. Wir geben uns nämlich nach außen so, wie wir auch nach innen sind. Unser Aktivismus ist gewaltfrei, legal und vollkommen notwendig, bis unser Volk wieder eine sichere Zukunft hat!

Zur Person:

Yannick Wagemann ist 23 Jahre alt, Student und Leiter der Identitären Bewegung Wien.

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