Bandenkrieg in Skandinavien: Dänemark fürchtet schwedische Zustände
Nachdem es in Dänemark in den letzten Monaten vermehrt zu Straftaten durch kriminelle Minderjährige gekommen war, reagierte die Politik mit verschärften Grenzkontrollen und härteren Strafen. Der dänische Justizminister Hummelgaard sprach in diesem Zusammenhang sogar von „Kindersoldaten“.
Stockholm/Kopenhagen. – Schweden hat seit Jahren mit einer eskalierenden Bandenkriminalität zu kämpfen. Nicht nur Großstädte wie Stockholm oder Göteborg sind von alltäglicher Gewalt wie Schießereien betroffen, sondern auch beschauliche Kleinstädte. Wie das ZDF berichtet, lag Schweden in den vergangenen Jahren bei der Zahl der Toten durch Schusswaffen immer auf einem der vorderen Plätze in Europa. Nun befürchtet Dänemark, bald ähnliche Verhältnisse wie Schweden zu haben.
Dänemark will keine „Kindersoldaten“
Zuletzt traf sich der schwedische Justizminister Gunnar Strömmer deshalb mit seinem dänischen Amtskollegen Peter Hummelgaard in Kopenhagen, nachdem der dänische Politiker Schweden aufgefordert hatte, endlich seinen „Schlamassel“ zu beseitigen und seine „eigene Gesellschaft“ aufzuräumen. Anlass für die harschen Worte waren mehr als zwei Dutzend Fälle, in denen seit April in Dänemark Straftaten von Jugendlichen begangen wurden, die von dänischen Banden über Soziale Medien rekrutiert worden waren und aus Schweden ins Land kamen. Es kam zu Überfällen, Schießereien bis hin zu Auftragsmorden.
Justizminister Hummelgaard sprach in diesem Zusammenhang von „Kindersoldaten“. „Wir wollen nicht, dass Kindersoldaten aus dem schwedischen Bandenmilieu in Dänemark herumlaufen und versuchen, auf Befehl Verbrechen zu begehen“, sagte er Anfang August. Als Konsequenz aus den Vorfällen hat Dänemark seine Grenzkontrollen verschärft. In den Zügen zwischen Malmö und Kopenhagen werden mehr Polizisten eingesetzt und in Kopenhagen hat die Polizei das Recht erhalten, sogenannte Besuchszonen, Personen und Fahrzeuge ohne konkreten Verdacht zu durchsuchen. Weitere Maßnahmen werden noch diskutiert.
Verfehlte Migrationspolitik mitverantwortlich für Zustände
Als Grund für die Zunahme dieser Gewaltdelikte in Dänemark in den letzten Monaten nennt eine Korrespondentin des Deutschlandfunks (dlf) unter Berufung auf Polizeiangaben einen Streit zwischen zwei Banden um Drogen. Demnach soll die eine Bande der anderen Drogen gestohlen haben. Früher habe Dänemark die Bandenkriminalität gut im Griff gehabt, indem es bestimmte Straftaten doppelt so hart bestrafte, wenn sie mit Bandenkriminalität zusammenhingen. Nun seien die dänischen Behörden wegen der Rekrutierung von Minderjährigen aus Schweden alarmiert. Schwedische Verhältnisse sollen verhindert werden. Dies soll unter anderem durch Abschreckung mittels harter Strafen, auch für Minderjährige, erreicht werden. So habe es in Dänemark bereits einen Fall gegeben, bei dem ein 17-Jähriger zu 20 Jahren Haft verurteilt worden sei.
Mit Blick auf den Anstieg der Gewaltkriminalität sagte sie, dass die schwedische und die dänische Gesellschaft zwar noch funktionierende Gesellschaften mit einem Sozialstaat seien, dennoch hätten beide Fehler gemacht, insbesondere Schweden habe bei der Bandenkriminalität Fehler gemacht, nicht früh genug eingegriffen, das Problem lange ignoriert, die Ursachen nicht bekämpft, an Polizisten und Sozialarbeitern gespart. Experten sehen auch die Migrationspolitik und eine verfehlte Integrationspolitik als Teil der Ursache, die Bandenkriminalität hat ihren Ursprung in den schwedischen Orten mit hohem Migrationsanteil. Auch viele Täter der jüngsten Verbrechen hätten einen Migrationshintergrund, so die Korrespondentin. Dänemark hingegen habe in den letzten Jahren weniger Menschen aufgenommen als Schweden und eine strikte Ausländerpolitik betrieben, es gebe kaum solche Vororte wie in Schweden. Dänemark habe aber auch die Kriminalität nicht so eskalieren lassen wie Schweden und auf harte Gesetze sowie Abschreckung gesetzt.