Neue EU-Richtlinie: Heizen mit Holz nur bedingt „nachhaltig“

Die neue „Erneuerbare Energien Richtlinie“ (RED III) krempelt die Einstufungen, welche Energiequellen noch als nachhaltig gelten, vollkommen um. Künftig ist einerseits Atomkraft „bio“ – das Heizen mit Biomasse allerdings nur bedingt. Das führt zu heftiger Kritik.
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Neue EU-Richtlinie: Heizen mit Holz nur bedingt „nachhaltig“

Symbolbild: Freepik

Die neue „Erneuerbare Energien Richtlinie“ (RED III) krempelt die Einstufungen, welche Energiequellen noch als nachhaltig gelten, vollkommen um. Künftig ist einerseits Atomkraft „bio“ – das Heizen mit Biomasse allerdings nur bedingt. Das führt zu heftiger Kritik.

Brüssel. – Die Regulierungsfreudigkeit der Europäischen Union wird seit Jahren aufs Korn genommen. Auch Globalismuskritiker nehmen die EU-Institutionen häufig ins Visier – und das nicht nur wegen der geopolitischen Loyalitäten der EU-Kommission. Auch der „Green New Deal“, der teils unrealistisch radikale Maßnahmen zur Erreichung der Klimaziele vorsieht, ist auf dem Prüfstand. Zudem regt auf, dass man ausgerechnet in der Energiekrise die bisherigen Energie-Einstufungen über den Haufen wirft.

Erneuerbare: Großer Biomasse-Anteil

Eigentlich hätte das Heizen mit Holz & Biomasse in der RED III ganz aus den Nachhaltigkeitskriterien fallen sollen. Damit wäre Biomasse, die sich größtenteils aus unterschiedlichen Nebenprodukten der Forstwirtschaft zusammensetzt, nicht mehr förderfähig gewesen. Gerade in Österreich wurden in den letzten Jahren unzählige Pellets-Heizungen und Fernwärme verbaut, die beide auf Biomasse angewiesen sind.

Zudem liefern im Waldland Österreich neben fast 2.400 Biomasse-Heizwerken noch über 150 Heizwerke Gas & Strom. Zum Einsatz kommen häufig Schadholz, Altholz oder Holzreste, teilweise auch aus bäuerlichen Kleinwäldern. Diverse Energieanbieter verkaufen aus Biomasse gewonnenen Strom als Öko-Strom. Insgesamt macht Biomasse mehr als die Hälfte (53,5 Prozent) der erneuerbaren Energien in Österreich aus, die wiederum nicht zuletzt deshalb mit 31,5 Prozent über dem EU-Schnitt liegt.

Abgespeckte Version nach Protesten

Gegen die Streichung von Holz von der Liste erneuerbarer Energien liefen mehrere Interessensgruppen Sturm. Mit Erfolg: Am Ende beschlossen die EU-Abgeordneten am Mittwoch eine abgespeckte Version. Nun wird die Durchschnittsmenge der Jahre 2017 bis 2022 doch angerechnet werden. Allerdings fordert das EU-Parlament bis 2030 die Absenkung des Anteils von Primärholz, um den Ausbau von Holz- und Biomasse-Anlagen einzuschränken.

Einschränkung des Biomasse-Anteils bleibt

Ursprünglich hatte der Vorschlag im EU-Parlament die Einstufung von Biomasse aus Primärholz als erneuerbare Energie ausgeschlossen. Nun soll die Durchschnittsmenge der Jahre 2017 bis 2022 doch angerechnet werden. Zudem fordert das EU-Parlament bis 2030 eine schrittweise Senkung des Anteils von Primärholz als erneuerbare Energie. Damit soll auch der Ausbau von Holz- und Biomasseanlagen immer weiter eingeschränkt werden.

Besonders skurril: Erst vor zwei Monaten hatte das EU-Parlament hingegen „keine Einwände“ gegen die Einstufung bestimmter Atomkraft- und Erdgas-Aktivitäten als „nachhaltig“. Die EU-Kommission war zuvor zur Auffassung gelangt, dass private Investitionen in Erdgas und Atomkraft „beim ökologischen Wandel eine Rolle spielen.“ Zwar stimmten mehr Abgeordnete gegen die Vorlage als dafür – doch weil die absolute Mehrheit dennoch knapp verfehlt wurde, konnte kein Veto eingelegt werden.

Freiheitliche Kritik an EU-Plänen

Auch der FPÖ-Europaparlamentarier Georg Mayer hatte den originalen Vorstoß scharf kritisiert: „Zum einen verpflichtet man die Mitgliedsstaaten zu höheren Ausbauzielen, gleichzeitig aber torpediert man mit neuen Definitionen und strengeren Anrechnungsregelungen das bisherige mitgliedsstaatliche Engagement in diesem Bereich,“ so Mayer über die „widersprüchliche“ Herangehensweise der EU.

Er befürwortet den Einsatz von Biomasse und sorgte sich um die heimische Energieversorgung: „Von der Leyens Beamtenschaft, deren Fachwissen über Holz bei Druckerpapier anfängt und endet, greift mit ihrem Angriff auf Biomasse den Eckpfeiler der österreichischen Energie-Eigenversorgung an und gefährdet damit die Energieversorgungssicherheit der österreichischen Bevölkerung“, so Mayer.

Über den Autor
Julian Schernthaner

Julian Schernthaner

Der studierte Sprachwissenschafter wurde 1988 in Innsbruck geboren und lebte sieben Jahre in Großbritannien. Vor kurzem verlegte er seinen Lebensmittelpunkt ins malerische Innviertel, dessen Hügel, Wiesen und Wälder er gerne bewandert.

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