Nord-Stream-Sprengungen waren eine ökologische Katastrophe
Die Sprengung der Nord-Stream-Pipelines am 26. September letzten Jahres war nicht nur politisch ein Schlag gegen die Energieversorgung Europas. Auch unter Umweltaspekten waren die Explosionen katastrophal und führten offenbar zu einer ökologischen Katastrophe, die lokale und bedrohte Arten gefährdet.
nZu diesem Ergebnis kommt eine von der Wissenschafts-Kommunikationsplattform Research Square veröffentlichte Studie. Die Explosionen an den Pipelines hätten eine Kettenreaktion in der Unterwasserwelt ausgelöst, die gefährdeten Arten wie dem Kabeljau und verschiedenen Schweinswalen den endgültigen Todesstoß versetzen könnte, heißt es in der Studie.
„Die Studie ist für die Ostsee äußerst besorgniserregend, denn sie zeigt, dass die Explosion den Zustand eines Meeresgebiets verschlimmert, das sich bereits in einem sehr ernsten und kritischen Zustand befindet“, sagte Maria Reumert Gjerding, Präsidentin der Dänischen Gesellschaft für Naturschutz. Bo Øksnebjerg, Generalsekretär des World Wildlife Fund, äußerte sich ähnlich: „Wir haben einen weiteren Pflock in den Sarg der Ostsee geschlagen.
Verschmutzung durch Detonation erhöht
Der Bericht zeigt, dass eine Menge Schaden angerichtet wurde und eine Menge giftiger Substanzen in die Wassersäulen gelangt sind“, sagte er. Die Explosionen und die anschließenden Wasserstrahlen hätten über 250.000 Tonnen kontaminierten Meeresboden aufgewirbelt, der giftige Substanzen enthält. Dazu gehört auch TBT, eine Substanz, die die Fortpflanzungsfähigkeit von Fischen schädigt, ergänzt Hans Sanderson, leitender Forscher am Department of Environmental Sciences der Universität Aarhus, der das Forscherteam hinter dem Bericht leitete. Dies sei besonders schwerwiegend, weil die Meeresumwelt der Ostsee ohnehin bereits um ihr Überleben kämpfe.
Dem Bericht zufolge haben die Explosionen die Verschmutzung in der Bornholmer Tiefe erhöht, wo der Kabeljau brütet. Die nördlichste Explosion fand 40 Kilometer vom Ufer entfernt in schwedischen Gewässern statt, wo gefährdete Schweinswale sich fortpflanzen. Die Detonationen selbst haben möglicherweise das Gehör der gefährdeten Kleinwale, die sich in der Nähe aufhielten, geschädigt. Der Bericht kommt zu dem Schluss, dass die Population von etwas mehr als 500 Tieren so stark bedroht ist, dass schon der Verlust eines einzigen Weibchens schwerwiegende Folgen haben könnte.
Recherchen legen gezielten Anschlag nahe
Offiziell gibt es bisher keine Erklärung dafür, wer für die Anschläge im September verantwortlich ist. Der renommierte US-Enthüllungsjournalist Seymour Hersh trat aber vor wenigen Wochen nach eingehenden eigenen Recherchen mit der Version an die Öffentlichkeit, die Sprengungen seien von den USA unter Mithilfe Norwegens durchgeführt worden. US-Marinetaucher hätten die Sprengsätze bereits im Juni 2022 deponiert, zur Detonation gebracht worden seien sie dann im September mit norwegischer Hilfe durch Fernzünder. Bei der Operation habe es sich um eine verdeckte CIA-Aktion unter dem Deckmantel der NATO-Übung BALTOPS 22 gehandelt. Die Bundesregierung äußert sich dazu nicht. Moskau fordert – mit Unterstützung Chinas – eine unabhängige Untersuchung.