Schlechte Kriegslage: Ukraine diskutiert Einberufung von drei Millionen Frauen
Hohe Verluste und mangelnde Werbeerfolge führen zu Rekrutierungsproblemen bei den ukrainischen Streitkräften. Eine aktuelle Analyse zeigt Alternativen auf.
Trotz modernster Technik und den zahllosen Möglichkeiten des Kampfes ohne direkte Konfrontation von Mann gegen Mann bleibt der Faktor Mensch eine Konstante in der Gleichung des Kriegs. Und auch wenn die Ukraine vonseiten des Westens hohe Versorgungszahlen an Gütern und Kriegsgerät erhält, Bodentruppen benachbarter Staaten bleiben bislang aus. Auf dem Papier lebten vor dem Krieg rund 10 Millionen wehrfähige Männer in der Ukraine, doch beinahe ein Fünftel von ihnen wird von der Rekrutierung ausgeschlossen. Durch Behinderung, die Arbeit in Pflegeeinrichtungen oder etwa ein Vollzeitstudium kann man zum aktuellen Zeitpunkt einen Einzug in die ukrainischen Streitkräfte umgehen.
Frauen an der Front?
Dies stellt für die ukrainischen Streitkräfte eine zunehmende Belastung dar, sodass regierungsnahe Medien wie die Euromaidan Press die Frage nach der Einberufung von Frauen diskutieren. Nach dem Vorbild der Hilfstruppen des Vereinigten Königreichs im Zweiten Weltkrieg könnte der Rekrutierungspool der Ukraine um rund drei Millionen Frauen im Alter von 18-60 erhöht werden. Diese Frauen könnten zum Beispiel Drohnen steuern, als Scharfschützen aus der Ferne operieren oder als Feldsanitäter Leben retten.
Die ausbleibenden Erfolge der ukrainischen Armee bei der Rückeroberung der von Russland besetzten oder je nach Ansicht befreiten Gebiete sorgen nicht nur auf der Führungsebene für Frustration. So entwickelten Wehrdienstverweigerer eigens eine App, die in Kiew vor Militärwerben warnt. Denn freiwillig sind viele Musterungen schon lange nicht mehr. Mit jedem neuen Sturmbataillon, das aus ukrainischen Freiwilligen gebildet wird, verlässt die doppelte Anzahl an Menschen das Land gen Westen; die Ukraine droht an zwei Fronten auszubluten. Mit der klaren Absage des ukrainischen Präsidenten an den Papst, der Friedensverhandlung notfalls auch mit der „weißen Fahne“ gefordert hatte, scheint ein Ende dieser humanitären Tragödie noch in weiter Ferne.