Verheerende „Erfolge“ der westlichen Sanktionen
Regulatoren und Überwacher sollten jetzt handeln, um sicherzustellen, dass die verbliebenen finanziellen Verwundbarkeiten sich nicht in eine ausgewachsene Krise verwandeln, meint IWF-Forschungsdirektor Gourinchas.
Washington. - Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat seine Frühjahrsprognose veröffentlicht. Rund ein Jahr nach Beginn des Krieges in der Ukraine kommt die IWF-Prognose einem Offenbarungseid für die Sanktionspolitik des Westens gleich – diese hat nämlich vor allem dem Westen selbst geschadet.
Bankenkrise zeichnet sich ab
Die globale Wachstumsprognose des IWF liegt bei mageren 2,8 Prozent. Aber: der größere Brocken dieses globalen Wachstums entfällt auf die Länder des globalen Südens (3,9 Prozent). Der gesamte Westen, der als „entwickelte Wirtschaft“ geführt wird, bringt es in der Prognose bestenfalls auf 1,3 Prozent. Und es gibt herbe Ausrutscher: mindestens für Großbritannien (- 0,3 Prozent) und Deutschland (- 0,1 Prozent) rechnet der IWF sogar mit einer Schrumpfung. Von der noch im vergangenen Jahr erwarteten Erholung ist in der aktuellen Prognose nicht mehr viel übriggeblieben.
Darüber hinaus sieht der IWF auch das Risiko der sich abzeichnenden Bankenkrise, die die Ergebnisse noch deutlich verschlechtern könnte. Der Forschungsdirektor des IWF, Pierre-Olivier Gourinchas, mahnt in seinem Blog: „Regulatoren und Überwacher sollten jetzt handeln, um sicherzustellen, dass die verbliebenen finanziellen Verwundbarkeiten sich nicht in eine ausgewachsene Krise verwandeln, indem sie die Aufsicht stärken und aktiv auf die Belastungen der Märkte reagieren.“
Der chinesische und er US-amerikanische Block
Außerdem sieht der IWF eine „geoökonomische Zersplitterung“, die Investitionen und den Austausch von Innovationen zwischen den unterschiedlichen Blöcken erschwert, als eines der derzeit größten Risiken. Dabei wird eine Teilung der Welt in einen chinesischen und einen US-Block angenommen. Der IWF sieht für beide Blöcke einen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts als Folge dieser Spaltung, allerdings höhere Verluste für den chinesischen als für den US-Block.
Doch diese Erwartung könnte sich als ebenso verfehlt erweisen wie die Russland-Prognosen des IWF: mit seinem aktuellen Bericht musste der Internationale Währungsfonds seine Prognose für Russland bereits zum dritten Mal in Folge nach oben korrigieren. Während er Moskau im letzten Sommer für 2023 noch einen Einbruch von 3,5 Prozent vorhersagte, setzt er nun auf ein Wachstum von 0,7 Prozent. Die „nie dagewesenen Sanktionen“ des Westens haben Russland demnach nicht nennenswert geschadet – den Westeuropäern hingegen sehr wohl.