Energiekrise bedroht Europa

Die Preise auf den internationalen Märkten ziehen an. Europa bleibt davon nicht verschont und die hohen Kosten könnten sogar die wirtschaftliche Erholung nach Corona-Lockdowns zunichtemachen. Potential für neue Spaltung auf dem Kontinent ist da.
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Energiekrise bedroht Europa

Symbolbild (CC0)

Die Preise auf den internationalen Märkten ziehen an. Europa bleibt davon nicht verschont und die hohen Kosten könnten sogar die wirtschaftliche Erholung nach Corona-Lockdowns zunichtemachen. Potential für neue Spaltung auf dem Kontinent ist da.

Die globalen Rohstoffpreise nähern sich derzeit Rekordhöhen. Beflügelt durch die Öffnungsschritte nach der Corona-Lockdown-Politik holt gerade das produzierende Gewerbe nach, wofür bis vor kurzem noch die Nachfrage fehlte. Dafür benötigen die Fabriken Strom und Energie. Dies führte dazu, dass im letzten Jahr die Preise für Erdgas laut einer Auswertung von „Bloomberg“ gar um 450 Prozent stiegen. Dies wirkt sich auch auf die Elektrizitätspreise überall auf dem Kontinent aus und wird die derzeitige Teuerungswelle noch weiter antreiben.

Das Angebot an Energie ist erschöpft und kann nicht mit der Nachfrage mithalten. Fällt der bevorstehende Winter in Europa und Asien ähnlich kalt aus, wie der vorhergehende, könnte die Nachfrage auf 900.000 Fässer Rohöl pro Tag anziehen. Dies würde den Energiepreisen sogar noch einen weiteren heftigen Schub nach oben verleihen, so „Goldman Sachs“ in einem aktuellen Report. Wenn das passiert, droht Europa gar ein Energiemangel, denn Deutschland und Frankreich können ihre Winterreserven nicht schnell genug auffüllen. Dies liegt daran, dass unser größter Lieferant, Russland, derzeit dasselbe tut. Nun wären diese nur zu 72,4 Prozent voll gegenüber einem Durchschnitt von 85,5% aus Vor-Coronazeiten. Großflächige Stromausfälle in Europa könnten dann im kommenden Winter auf uns zukommen, heißt es im „Goldman Sachs“-Report. Italien beziehe gar 70% seines Bedarfs aus dem Ausland und davon seien noch einmal 40% Erdgas. Nur Deutschland benötigt mehr.

Die wirtschaftliche Erholung Europas steht auf dem Spiel

Der italienische Minister für den ökologischen Übergang, Roberto Cingolani, erklärte am Montag, er erwarte, die Strompreise würden im dritten Quartal um 40 Prozent steigen. Die Regierung in Rom intervenierte bereits mit einer Milliarde Euro auf dem Energiemarkt, um die Kosten zu senken – während auf der anderen Seite die Europäische Union mit ihrem Investitionsprogramm NextGenerationEU genau diese Preise anheizt.

Dies könnte eventuell sogar dazu führen, dass Regierungen ganze Industriezweige stilllegen müssten. In Großbritannien, wo eine Knappheit an LKW-Fahrern diese Krise noch verschärft, traf dies bereits die Düngemittelindustrie. Der norwegische Chemiekonzern Yara International, der in Europa mehrere Ableger betreibt, kündigte eine Senkung seiner Produktion um 40% an. Doch auch deutsche Unternehmen bereiten sich bereits auf Konsequenzen vor.

In Spanien steht gar die gesamte wirtschaftliche Erholung auf dem Spiel. Was dort besonders fatal ist, weil kleine Unternehmen immerhin 71,9 Prozent der Arbeitsplätze im Land schaffen. Während sich durch die Lockdowns die Umsätze in manchen Geschäften halbierten, verdoppelten sich die Stromrechnungen, rechnet die Geschäftsführerin einer kleinen Reinigung der Nachrichtenagentur Reuters vor. Besonders wichtig für die Erholung Spaniens ist der private Konsum. Doch viel Geld, dass andernfalls für Restaurantbesuche oder Einkäufe ausgegeben worden wäre, geht nun wohl für die Stromrechnung drauf. Dies trifft jene besonders hart, die bereits unter den Lockdowns am meisten gelitten hatten – den Mittelstand.

Wer schränkt sich ein?

Der größte Verbrauch fällt neben dem Heizen der Wohnungen und Gebäude und der Verbrennung in Gaskraftwerken zur Stromerzeugung in energieintensiven Industrien an. Bei einem kleineren Energieangebot pro Kopf wird sich die Frage stellen, wer schränkt sich ein?

Dies zu entscheiden ist nun Aufgabe der Politik in den jeweiligen Ländern und den Interessengruppen, auf die sie am meisten hören. Je mehr Politiker ihre jeweiligen Lobbygruppen schützen und die Energiepreise für sie günstig halten, umso weniger werden diese Gruppen auch im Verbrauch einschränken müssen. Dieser höhere Verbrauch führt umgekehrt zu höheren Preisen für jene, die nicht in diesen Genuss kommen von Förderungen aus Steuergeld kommen – und somit einem härteren Verteilungskampf. Jene Interessengruppen entscheiden also, auf die unsere Politiker am meisten hören. Es ist fraglich, ob dies immer noch die arbeitende Mittelschicht ist. Die neue aufziehende Krise hat damit das Potential, Europa noch weiter zu polarisieren.

Über den Autor

Simon Veblen

Stellenausschreibugn - AfD Sachsen

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