Studie zeigt: Vier-Tage-Woche kann Lebenszufriedenheit und Umsatz steigern
Eine aktuelle Studie zeigt: Die Vier-Tage-Woche kann die Produktivität steigern und die Zufriedenheit der Beschäftigten erhöhen. Doch nicht alle Branchen profitieren gleichermaßen.
Berlin/Münster. – Die Einführung der Vier-Tage-Woche ist nach wie vor umstritten, wird aber zunehmend als potenzieller Gewinn für Beschäftigte und Unternehmen gesehen. Eine aktuelle Pilotstudie von Intraprenör in Kooperation mit der Universität Münster zeigt, dass die Arbeitszeitverkürzung unter bestimmten Bedingungen sogar zu einer Produktivitätssteigerung führen kann. Allerdings können nicht alle Unternehmen und Branchen gleichermaßen von diesem Modell profitieren.
Seit Anfang des Jahres nehmen 45 Unternehmen in Deutschland an einem Pilotprojekt zur Vier-Tage-Woche teil. Die Ergebnisse der Studie sprechen eine deutliche Sprache: „Die Mitarbeiter berichteten von signifikanten Verbesserungen ihrer mentalen und körperlichen Gesundheit“, so die Unternehmensberatung Intraprenör, die das Projekt initiiert hat. Die meisten teilnehmenden Unternehmen gewährten einen „vollen freien Tag pro Woche“, was zu einer besseren Work-Life-Balance beitrug. „Die Vier-Tage-Woche führte zu einer signifikant positiven Veränderung der Lebenszufriedenheit, die sich hauptsächlich durch die zusätzliche Freizeit ergab“, so Studienleiterin Julia Backmann.
Unternehmen profitieren: Gewinne und Produktivität steigen leicht
Interessant ist, dass nicht nur die Beschäftigten von der Arbeitszeitverkürzung profitieren. Laut der Studie blieben die Umsätze und Gewinne der Unternehmen stabil – in einigen Fällen stiegen sie sogar leicht an. Auch wenn diese Steigerungen statistisch nicht signifikant sind, zeigen die Ergebnisse, dass die Produktivität nicht unter der Arbeitszeitverkürzung leidet. Beschäftigte und Führungskräfte hätten „tendenziell“ eine Produktivitätssteigerung wahrgenommen, erklärte Backmann.
Viele Unternehmen sehen in der Vier-Tage-Woche auch eine Chance, im Wettbewerb um Fachkräfte attraktiver zu werden. So konnte das Holzindustrieunternehmen Finnholz aus dem Münsterland seit Einführung der Vier-Tage-Woche mehrere neue Mitarbeiter gewinnen. Man habe den Freitag zum „freien Tag“ erklärt, berichtet Produktionsleiter Bernd Dreyer stolz. Auch andere Unternehmen wie das Architekturbüro Planwerkstatt profitieren von der neuen Arbeitszeitregelung, indem sie flexibel auf Projektanforderungen reagieren und bei Bedarf alternative freie Tage anbieten.
Probleme bei der Umsetzung: Nicht jede Branche kann das Modell integrieren
Es gibt aber auch kritische Stimmen. Vor allem kleinere Unternehmen und bestimmte Branchen stehen vor Herausforderungen. Das Reiseunternehmen Kootstra aus Münster musste seine Vier-Tage-Woche wieder aufgeben, weil die Arbeit am Montag zu viel wurde. „Auch wenn es für einen privat schön gewesen wäre, war es für den Betrieb nicht optimal“, sagt Reiseberaterin Annette Gierhake.
In der Politik wird das Thema heiß diskutiert. Der AfD-Bundestagsabgeordnete Jürgen Pohl äußerte sich bereits 2023 skeptisch zur generellen Einführung der Vier-Tage-Woche. „Wir als AfD-Fraktion werden die Thematik diskutieren, ohne linke Legenden von mehr zivilgesellschaftlichem Engagement als vermeintlich logischer Folge von weniger Arbeit zu verbreiten“, betonte er. Die unterschiedlichen Anforderungen verschiedener Branchen, insbesondere der Gegensatz zwischen Büro- und Handwerksberufen, müssten berücksichtigt werden. Ähnlich kritisch sieht es die CDU, die 2023 von einem Rechenfehler sprach, während Merz im Juli die Vier-Tage-Woche als Gefahr für den Wohlstand bezeichnete.
Individuelle Anpassungen nötig: Flexibilität als Schlüssel
Ein zentrales Ergebnis der Studie ist, dass individuelle Anpassungen notwendig sind, um die Vier-Tage-Woche erfolgreich umzusetzen. „Die Daten zeigen, dass das vielen gelungen ist“, erklärt Julia Backmann, „aber dieser Vorteil wäre gegebenenfalls natürlich verloren, wenn jetzt jedes Unternehmen die Vier-Tage-Woche anbieten würde.“ Besonders wichtig sei es, die Arbeitszeitmodelle an die Bedürfnisse der Kunden anzupassen. So arbeitet das Team der Planwerkstatt bei Bedarf auch freitags, um Projekte termingerecht abzuschließen.
Das Fazit ist simpel: Die Vier-Tage-Woche hat sich in vielen der am Projekt beteiligten Unternehmen positiv ausgewirkt. Die Stressbelastung der Beschäftigten sank, während die Produktivität stabil blieb oder leicht anstieg. Für 39 Prozent der Unternehmen war die Testphase so erfolgreich, dass sie das Modell dauerhaft übernehmen wollen. Gleichzeitig zeigen die Erfahrungen, dass das Modell nicht für jede Branche geeignet ist und eine gewisse Flexibilität und Anpassungsfähigkeit erfordert.