Streisand und Freibier – Mainzer Burschenschaft äußert sich zu Flyer-Aktion
Ein paar Flyer, ein Glas Freibier – und schon fegt ein Skandal durch ganz Mainz. Auslöser ist eine Aktion der Burschenschaft Germania Halle zu Mainz, die auch Wochen später noch nachhallt.
Dieser harmlose Flyer der Mainzer Burschenschaft löste einen kleinen Skandal aus.
© Screenshot InstagramEin Video, das in den Sozialen Medien kursiert, zeigt junge Männer, die im Morgengrauen die Tür eines Mainzer Gymnasiums in der Absicht, Flyer zu verteilen „aufstoßen“. So ausdrucksstark schreibt es die Zeitung, unterstützt durch die Karikatur eines SA-Mannes.
Wochenlang fragt sich die Presse des provinziellen Mainz, wann, wie und an welchen Schulen die Aktion sich ereignet hat. Fragen über Fragen. Wurde das Video „inszeniert“? Eine Schulleitung äußert diesen Verdacht – schließlich öffne ihre Schule doch gar nicht so früh am Morgen.
Ein Skandal – drei Schulen reagieren mit Hausverboten, überregionale Medien greifen den Vorfall auf. Auch das Bildungsministerium und verschiedene Parteien äußern ihre Empörung.
Was ist wirklich passiert?
Wir, die Aktiven unserer lieben Burschenschaft Germania Halle zu Mainz, haben an Mainzer Gymnasien Flyer ausgelegt, mit denen wir bei einem Glas Freibier zu einem unverbindlichen Kennenlernen einladen. Der Slogan: „Freistunde? Freibier.“ Ein Sprecher der Polizei stellte fest, dass der Text keinerlei strafbare Inhalte enthält.
Um eines vorwegzunehmen: Das Video ist tatsächlich bei der morgendlichen Aktion entstanden – es wurde nicht inszeniert. Und um mit dem Vorurteil aufzuräumen: Nicht alle Studenten stehen spät auf – das gilt höchstens für linke Langzeitstudenten.
Das Interesse ist da
Tatsächlich haben sich nach der Aktion einige Abiturienten bei uns gemeldet. Das lag aber mit großer Wahrscheinlichkeit weniger an den ausgelegten Flyern oder dem kurzen Instagram-Reel – sondern vielmehr am medialen Echo, das offenbar schon durch ein harmloses Freibierangebot ausgelöst werden kann. Mit dieser Resonanz haben wir eine Reichweite erzielt, die unsere eigenen Kanäle allein nie ermöglicht hätten.
Danken dürfen wir aber in erster Instanz den Schulleitungen, die sich empört an die Presse wandten. Sie hätten besser daran getan, sich an die Weisheit aus dem Filmklassiker „Die Feuerzangenbowle“ zu halten – und die Flyer nicht „an die große Glocke“ zu hängen. Nichtsdestotrotz ist die Kriminalisierung schlichter Flugblätter durch selbsternannt demokratische Schulleitungen durch nichts zu rechtfertigen. Auch die Presse mit ihrer Darstellung von Burschenschaftern als eine Art „Verderber der Jugend“ hat mal wieder ihre spießbürgerliche Lächerlichkeit bewiesen.
Außerdem zeigen die übertriebenen Reaktionen, zu welchem Ort Schulen teilweise verkommen sind. Schüler und Lehrer sind im Schulalltag stetig einem politischen Druck ausgesetzt. Das schadet nicht nur einer offenen Lernatmosphäre, sondern behindert auch die freie Meinungsbildung.
Reaktionen halten weiter an
Die Öffentlichkeit scheint gegenwärtig über den „Freibiervorfall“ noch immer nicht hinweg zu sein – denn auch Wochen nach der Veröffentlichung erscheinen weiterhin Artikel dazu. Das ist nur zuträglich für unsere Bekanntheit als Burschenschaft vor Ort. Daher kann ich anderen Burschenschaftern nur empfehlen, ebenfalls mit unverfänglichen Flyern an die örtlichen Gymnasien zu gehen.
Wenn diese jungen mysteriösen Männer aus dem Morgennebel schon so skandalisiert werden, nur weil sie Freibierflyer auslegen, macht uns das für Schüler, von denen der ein oder andere dann vielleicht Fux werden kann, umso interessanter.