Deutschland: Unterstützung für Klimabewegung geht deutlich zurück
Interessant ist, dass die Klimabewegung nicht nur in einzelnen, sondern in allen Gesellschaftsteilen Reputationsverluste erleiden, also auch in jenen Teilen, die ihnen von Hause aus näher stehen.
Berlin. - Die allgemeine Unterstützungsbereitschaft für Mitglieder von Klima- und Umweltbewegungen hat sich seit 2021 de facto halbiert, wie eine aktuelle Umfrage von More in Common und dem Meinungsforschungsinstitut Kantag Public zeigt. Während 2021 noch 68 Prozent der Befragten Zustimmung zeigten, taten dies zwei Jahre später nur noch 34 Prozent. Auffällig sei auch, dass die Zustimmung zur Aussage „Die Klima- und Umweltbewegung in Deutschland hat das Wohl der gesamten Gesellschaft im Blick“ von 60 auf 25 Prozent gesunken sei, so die Autoren. Viele Menschen, die die Klimabewegung vor zwei Jahren noch als förderlichen gesamtgesellschaftlichen Akteur sahen, tun dies derzeit offenbar nicht mehr.
Distanz zur Bewegung vergrößert sich
Bemerkenswert ist auch die Tatsache, dass sich die Zustimmungsverluste relativ symmetrisch über alle sechs Sozialtypen verteilen. Das bedeutet, dass Klimaschützer aktuell nicht nur in einzelnen, sondern in allen Gesellschaftsteilen Reputationsverluste erleiden – also auch in Segmenten wie den Aufgeschlossenen oder den Involvierten, die ihnen von Hause aus näher stehen. In allen Milieus wird die Klimabewegung heute deutlich kritischer gesehen als noch vor zwei Jahren – bei niemandem hat sie an Ansehen gewonnen oder ihr Niveau gehalten.
Gleichzeitig scheint die gefühlte Distanz zwischen vielen Menschen und den Aktiven gewachsen zu sein. Dies zeigt sich in den veränderten Antworten auf die Fragen, die die wahrgenommene Nähe der Klimabewegung und ihre wahrgenommene Fähigkeit zum Dialog mit verschiedenen Bevölkerungsgruppen messen sollen. Um mehr als die Hälfte zurückgegangen ist der Anteil derer, die finden, dass die Klima- und Umweltbewegung „offen dafür ist, dass Leute wie ich mitmachen“ (von 63 auf 29 Prozent), und derer, die finden, dass die Bewegung eine „verständliche Sprache“ spricht (von 65 auf 28 Prozent). Unterm Strich wirkt die Bewegung auf weite Teile der Bevölkerung insgesamt also eher ausgrenzend als einladend.
Ablehnung der Protestformen
Diese Entwicklung könnte auch mit den Protestformen der Bewegungen zusammenhängen. Denn laut Umfrage sind derzeit 85 Prozent der Befragten der Meinung, dass die Klima- und Umweltbewegung mit ihren Protestaktionen „oft zu weit geht“, und zwar mit breiten Mehrheiten in allen Milieus. Im Jahr 2021 sagte dies nur rund die Hälfte der Befragten – mit großen Unterschieden zwischen eher unterstützenden und eher kritischen Milieus. Heute hingegen herrscht eine neue Einigkeit im negativen Urteil. Auf die konkrete Frage, ob man eigentlich eher Verständnis oder kein Verständnis für die Straßenblockaden der „Letzten Generation“ habe, äußern nur acht Prozent Verständnis, 85 Prozent reagieren dagegen mit Unverständnis.